Callot
(spr. -loh), Jacques, franz. Kupferstecher, geb. 1592 zu Nancy, [* 2] entwich, kaum 12 J. alt, aus dem Elternhause und gelangte mit einer Zigeunerbande nach Florenz, [* 3] wo er beim Maler Canta Gallina Unterkommen fand. Nach Nancy zurückgeführt, entfloh er zum zweitenmal und erhielt endlich 1609 die Erlaubnis, nach Italien [* 4] zurückzukehren, wo er in Rom [* 5] die Kupferstechkunst zu betreiben begann, erst bei dem Maler Tempesta, dann bei dem Kupferstecher Philippe Thomassin. 1611 ging er nach Florenz und versuchte bei Giulio Parigi das Radieren.
Seine
Arbeiten fanden durch die eigenartige und witzige Erfindung und Zeichnung vielen Beifall. 1622 kam Callot
nach
Nancy zurück; 1625 berief ihn die
Infantin
Klara Eugenie von
Österreich,
[* 6] Statthalterin der
Niederlande,
[* 7] nach
Brüssel,
[* 8] um die
Belagerung von
Breda zu zeichnen, die er nachher in Kupfer
[* 9] stach. In derselben
Weise behandelte er auch
die
Belagerungen von La Rochelle und
Fort St. Martin auf der
Insel Ré für
Ludwig XIII. Er starb zu Nancy. Daselbst
wurde ihm 1877 eine Bronzestatue (von Laurent) errichtet.
Die Zahl seiner eigenhändig gestochenen Werke beläuft sich auf 882
Blätter meistens von kleinem Format.
Anstatt des vorher zum
Ätzen gebrauchten weichen Firnisses bediente er sich eines harten. Dies ermöglichte ihm ein freieres
Spiel mit der Radiernadel und die Ausführung kleiner
[* 1]
Figuren. Berühmt sind: die Versuchung des
heil.
Antonius (1635), der Jahrmarkt bei dem Gnadenbilde der
Madonna dell' Imprunetta zu
Florenz (1620),
die
Strafen der Missethäter, die
Ansichten des Louvre und des Pont-Neuf zu
Paris,
[* 10] zwei Gegenstücke, die großen und kleinen
Misères de la guerre (1633 und 1636, zwei Folgen,
die erste von 8, die andere von 18
Blättern), der
Capitano de'
Baroni (25
Blätter). Handzeichnungen
C.s bewahrt der Louvre in
Paris und die
Albertina zu
Wien
[* 11] in einem Skizzenbuch,
das
Thausing herausgab
(«Livre d'esquisses de J. Callot»
,
Wien 1880). -
Vgl. Meaume,
Recherches sur la vie et les ouvrages de Jacques
Callot
(2 Bde., Par. 1853
u. 1860);
Dumast, Jacques Callot
(ebd. 1875), und seine
Biographien von
Vachon (ebd.
1886) und Bouchot (ebd. 1890).