1) CalixtusI. (eigentlich Kallistus),
Bischof von
Rom,
[* 2] 217-222, war nach der Mitteilung seines Gegners
Hippolytus (s. d.) Sklave
eines christlichen Beamten und führte ein Wechslergeschäft, mußte aber zur
Strafe für den Verlust der ihm anvertrauten
Gelder in die Tretmühle wandern.
Später ward er wegen Streits mit den
Juden zur Zwangsarbeit in den
BergwerkenSardiniens verurteilt, aus denen ihn endlich die Fürsprache der
Marcia, der Geliebten des
KaisersCommodus, befreite. Er wurde
nun unter dem
Bischof Zephyrinus
Priester und nach dessen
Tod selbst zum
Bischof erwählt. Calixtus war ein eifriger
Unitarier und Gegner
der später orthodox gewordenen
Lehre
[* 3] vom
Logos als zweiter
Person der
Gottheit. Nach ihm sind die berühmten
Calixtus-Katakomben (s. d.) bei
Rom benannt; auch wird ihm die
Gründung der
KircheSanta Maria in
Trastevere zugeschrieben.
Georg, einer der ausgezeichnetsten lutherischen Theologen des 17. Jahrh., hieß eigentlich
Callisen, geb. zu Medelbye in
Schleswig,
[* 11] studierte zu Helmstedt
Philosophie und
Theologie, machte dann eine vierjährige
Reise durch
Deutschland,
England und
Frankreich, ward 1614 als
Professor der
Theologie nach Helmstedt berufen,
wo er fast ein halbes
Jahrhundert lang thätig war. Im
Gegensatz zur lutherischen
Orthodoxie drang er hier auf eine mildere
Fassung der konfessionellen Unterscheidungslehren, fand in dem übereinstimmenden
Lehrbegriff der ersten fünf
Jahrhunderte
die Grundlage für eine Wiedervereinigung der christlichen
Kirchen und begründete eine gesunde
biblische Theologie; auch
versuchte er eine selbständige Behandlung der christlichen
Moral in ihrer Trennung von der
Dogmatik. Von den Katholiken als
ihr scharfsinniger Gegner geachtet, wurde er von den
Lutheranern wegen seiner
Schrift
»De praecipuis religionis christianae
capitibus« (Helmstedt 1613) des Kryptopapismus, wegen
»Epitome theologie moralis« (das. 1634) und
»De tolerantia reformatorum«
des Kryptocalvinismus und wegen seiner Bemühungen, bei dem
Religionsgespräch zu
Thorn
[* 12] (1645) zwischen
den lutherischen und reformierten Theologen zu vermitteln, des
Synkretismus (s. d.) bezichtigt.
Sein dogmatische
System ist
niedergelegt in der
»Epitome theologiae«
(Goslar
[* 13] 1619) und in vielen
Zeitschriften. Calixtus starb
vier Päpste, von denen jedoch nur drei als solche in der röm. Kirche anerkannt sind. Calixtus I., eigentlich
Callistus (s. d.).
Calixtus II. (1119–24), vorher Guido, Graf von Burgund, Erzbischof von Vienne und Legat in Frankreich, schloß
nach heftigen Kämpfen 1122 mit KaiserHeinrich V. das Wormser Konkordat ab, welches auf dem großen Laterankonzil 1123 feierlich
bestätigt ward. Dadurch wurde der mehr als 50jährige Investiturstreit (s. d.) beendigt. –
Vgl. Robert, Étude sur lesactes du pape Calixte II (Par. 1874);
ders., Bullaire dupape Calixte II 1119–24 (2 Bde.,
ebd. 1891);
Calixtus III. (1455–58), vorher Alfonso Borgia, Bischof von Valencia und lange Zeit Rat des Königs Alfons I. von Neapel. Als solcher
schloß er die Friedensverträge mit Castilien und dem Papste Eugen IV. Als schwacher Greis von 77 Jahren 1455 zum
Papst gewählt, betrieb er vor allem einen Kreuzzug gegen die Türken. Große Geldsummen wurden gespendet, aber die Fürsten
versagten ihre Beihilfe, und die vom Papste ausgerüstete Flotte kehrte ohne Erfolg zurück. In Italien,
[* 15] Frankreich und Deutschland
machte sich Calixtus durch seine Gelderpressungen und seinen maßlosen Nepotismus verhaßt. Er
starb
Georg, luth. Theolog, geb. zu Medelbye in Schleswig, hieß eigentlich Callisen. Calixtus studierte seit 1603 in
HelmstedtPhilosophie und Philologie, dann Theologie, unternahm 1609 eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland, Belgien,
[* 16] England
und Frankreich und wurde 1614 Professor der Theologie zu Helmstedt. Hier wirkte er, 1636 zum Abt von Königslutter
ernannt, bis an seinen Tod, Schon die Disputationen «Depraecipuis religionis Christianae capitibus» (Helmst. 1613)
erregten bei den strengen Orthodoxen wie Calov (s. d.) Anstoß, und der Schrift«Deimmortalitate animae et resurrectionae mortuorum»
wurde die Druckerlaubnis versagt. Calixtus war nicht bloß geneigt, zwischen Lutheranern und Reformierten das
Streitige gegenüber dem Gemeinsamen als unwichtig zu betrachten, er hielt sogar eine Einigung aller christl.
Kirchen auf Grund des Lehrbegriffs der fünf ersten Jahrhunderte für möglich, bis ihn die kath. Polemik eines andern belehrte.
Für seinen Lieblingsplan trat Calixtus in Schriften und als Teilnehmer am Religionsgespräch zu Thorn 1645 ein.
Man antwortete ihm mit dem Vorwurf des «Kryptokatholicismus» oder des «Kryptocalvinismus»
oder des «Synkretismus» (s. d.). –
Vgl. Calixtus' Briefwechsel, hg. von Henke (Halle 1833);
Henke, G. Calixtus und seine Zeit (2 Bde., ebd.
1853–56).