Caligŭla,
Gajus
Cäsar, röm.
Kaiser 37 - 41 n. Chr., der jüngste Sohn des
Germanicus und der
Agrippina, geb. 31. Aug. 12 n. Chr.,
teilte schon als zweijähriger
Knabe das Lagerleben seines
Vaters und wurde daher von den
Soldaten mit dem
Kosenamen Caligula
(Soldatenstiefelchen) benannt. Er begleitete seinen
Vater im J. 18 nach
Syrien und wurde nach dessen
Tode nach
Rom
[* 3] zurückgekehrt, zuerst im Hause seiner
Mutter, dann, nach deren
Verbannung, bei Livia, der
Mutter des
Tiberius, seiner Urgroßmutter,
zuletzt der seines
Vaters
Mutter
Antonia erzogen. Zu
Tiberius berufen,
schmeichelte er sich bei diesem ein,
sodaß er dem
Schicksale seiner Eltern und
Geschwister entging.
Nach der Ermordung des Tiberius (im März 37), an der er wahrscheinlich beteiligt war, eilte er mit der Leiche nach Rom und wurde hier vom Volke und Senat mit Jubel als Alleinherrscher begrüßt, obgleich Tiberius seinen Enkel, den jüngern Tiberius, zum Miterben eingesetzt hatte. In der ersten Zeit seiner Regierung zeigte er sich besser, als sein Zusammenleben mit Tiberius und dessen eigene Äußerung, daß er in ihm eine Natter für das röm. Volk auferziehe, annehmen ließen.
Erst als er im 8. Monat seiner Regierung infolge von Ausschweifungen schwer erkrankt war, trat nach seiner kaum erwarteten Genesung das Bösartige seiner Natur völlig zu Tage. Mit der unsinnigen Verschwendung, die er von Anfang an geübt hatte und durch die er die großen, von Tiberius angesammelten Summen (270 Mill. Sesterzien = 50 Mill. M.) in einem Jahre vergeudete, verband er die wüsteste Wollust und entsetzlichste Grausamkeit und einen maßlosen und oft auf das seltsamste sich äußernden Hochmut.
Wenn auch nur ein kleiner
Teil dessen wahr ist, was von
C.s Einfällen erzählt wird, so muß man, wenn nicht an eine Zerrüttung,
so doch an eine Überreizung seines
Geistes glauben. Unzählige Hinrichtungen folgten aufeinander als
Opfer seines finstern Argwohns und der aus seiner Verschwendung sich ergebenden Habsucht, da die
Güter der Hingerichteten
den erschöpften Schatz füllen mußten; Caligula
mordete aber auch aus reiner Mordlust. Im Herbst 39 brach Caligula nach
Gallien auf, wie er vorgab, um die
Germanen für ihre Einfälle in das röm. Gebiet zu züchtigen, in Wahrheit
aber, um nunmehr auch in
Gallien wie seither in
Rom zu plündern und zu wüten. Er ging mit einem großen
Heere über den Rhein,
kehrte aber bald wieder um, ohne den Feind gesehen zu haben.
Bevor er Gallien verließ, versammelte er sein Heer in Schlachtordnung an der Britannien gegenüber gelegenen Küste und befahl den Soldaten, Muscheln [* 4] am Strande zu sammeln, die er als eine dem Ocean entrissene Beute in Rom den Göttern weihen wollte. In Rom zog er an seinem Geburtstage 31. Aug. 40 im kleinen Triumph (der Ovation) wieder ein, ließ sich Tempel [* 5] bauen, stiftete sich ein eigenes Priestertum, errichtete seine Statue in den Tempeln zu Milet, Jerusalem [* 6] u. a., und befahl deren göttliche Verehrung.
Auch die große Masse des Volks in Rom entfremdete er sich zuletzt durch die Einführung neuer schwerer Abgaben. Trotzdem blieb, abgesehen von einigen vereitelten oder niedergeschlagenen Verschwörungen, der Friede während seiner Regierung ungestört. Erst als C.s Grausamkeit seine nächste Umgebung bedrohte und sein Übermut einen Prätorianertribunen (Gardeobersten) tödlich beleidigte, bildete sich eine Verschwörung, der am 24. Jan. 41 zum Opfer fiel.