Caldĕron,
Don Pedro Calderon
de la Barca, span. Dichter, geb. 17. Jan. 1600 zu
Madrid,
[* 3] wo sein
Vater,
Diego Calderon
de la B. Barreda, Kammersekretär im Finanzrat war. Er gehörte einer alten Familie der
Montaña
von Santander an. Calderon
erhielt seine Jugenderziehung bei den
Jesuiten in Madrid, studierte
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
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in Salamanca, trat 1625 in das Heer und diente in Italien [* 5] und Flandern. Er gewann 1620 bei einem poet. Wettstreit einen Preis. 1636 und 1637 erschienen ein 1. und 2. Teil seiner Schauspiele, darunter: «Das Leben ein Traum», «Die Andacht zum Kreuz», [* 6] «Der standhafte Prinz», «Der Arzt seiner Ehre», die uns den Dichter auf der Höhe seines Könnens zeigen. 1637 erhielt er das Ordenskleid von Santiago;
1640 unterbrach ihn der Catalonische Krieg in der Abfassung von «Certámen de amor y celos». 1651 trat er in den Priesterstand. Im Gegensatz zu Lope und Tirso beschränkten in der strenger denkenden Zeit die Weihen seine Thätigkeit für das Theater; [* 7]
doch verfaßte er bis zum letzten Lebensjahr die «Autos» für das Fronleichnamsfest der Stadt Madrid und eine Reihe von Festvorstellungen für den königl. Palast. 1653 erhielt er eine Pfründe in Toledo, [* 8] 1663 den Titel als Kaplan beim Hause Castilien. Er starb Seine Leiche ruht in der Kirche San Pedro de los Naturales.
Nach dem Tode Lope de Vegas beherrschte Calderon
unbestritten die Bühne, zuletzt als der offizielle Dramatiker des Hofs und der Hauptstadt.
Im 18. Jahrh. ging in dem Marasmus der span. Nation auch sein Andenken fast verloren; die deutsche Romantische Schule,
insbesondere A. W. Schlegel, hat ihn für das eigene Vaterland sozusagen neu entdeckt. Doch beruht dort die Pflege seines
Andenkens, wie sie besonders 1881 bei der Centenarfeier seines Todes hervortrat, mehr auf patriotischem als auf poet.
Interesse, und es hat trotz vieler Versuche nur sein ausgezeichnetes Drama «Der Alkalde von Zalamea»,
ferner «Das Leben ein Traum» und das Lustspiel «Dame Kobold» («La dama duende») auf der modernen Bühne Fuß fassen können.
Calderon
ist der hervorragendste Vertreter des span. Nationaltheaters in seinen glänzenden Vorzügen, aber ebenso auch in
seinen Schwächen, verkörpert die Ideale jener großen und mächtigen Nation, zugleich aber auch die
ganze Einseitigkeit und eigenartige Willkür ihres Geisteslebens.
Eine so gewaltige Schöpfung, wie z. B. «Die Andacht zum Kreuz» ist, wird sie heute die Mehrzahl der Leser eher abstoßen.
Seine gleich genialen Vorgänger Lope und Tirso überragt Calderon
durch sein stärkeres künstlerisches Bewußtsein; Tiefsinn und
Gestaltungskraft zeichnen «Das Leben ein Traum», «Der standhafte Prinz», «Der
wunderthätige Magus», «Die Tochter der Luft» und manch anderes,
minder bekanntes Drama aus. Es sind von ihm etwa 120 Schauspiele vorhanden, 10 verloren; dazu kommen ungefähr 80 Autos.
Die gegen 100 Saynetes und 200 Loas, von welchen Vera Tassis spricht, sind bis auf wenige verloren, ebenso
der größte Teil seiner lyrischen Dichtungen und eine «Apologia, de la Comedia». Bei des Dichters Lebzeiten erschienen 4 Bände
seiner «Comedias» (Madr. 1635 - 72). Nach seinem Tode gab Vera Tassis diese 4 Bände neu heraus und fügte 5 weitere hinzu (ebd. 1683 -
91). Auf dieser höchst mangelhaften aber wichtigsten Ausgabe beruhen alle spätern, auch die von Keil
(4 Bde., Lpz. 1827 - 30) und die von
Hartzenbusch in Bd. 7, 9, 12, 14 der «Biblioteca
de autores españoles». Als erstmalige kritische Textrecension ist die des «Mágico
prodigioso» von Morel-Fatio (Heilbr. 1877) hervorzuheben; an ihn schließt sich Krenkel,
«Klassische Bühnendichtungen der Spanier», I-III (Lpz. 1881 - 87). Von den Autos hat Calderon
selbst einen Band
[* 9] veröffentlicht; 1717 veranstaltete
Pando y Mier eine Sammlung nach
den Originalen in 6 Bänden (2. Ausg. 1759 - 60); einige sind noch unediert. Lyrische Gedichte,
«Poesias», erschienen in Cadiz
[* 10] 1845, «Poesias inéditas» in Madrid 1881. Übersetzungen der Schauspiele
ins Deutsche
[* 11] von A. W. Schlegel (2 Bde., Berl. 1803 -
9),
von Gries (8 Bde., ebd. 1815 - 24),
Malsburg (6 Bde., Lpz. 1819 - 25),
Martin (3 Bde., 1844). Die «Autos» sind sämtlich von Lorinser (18 Bde., Regensb. 1856 - 72) verdeutscht;
«Geistliche Schauspiele» von Eichendorff. - Von Monographien sind Schmidt, Die Schauspiele C.s (Elberf. 1857), und Menendez Pelayo, y su teatro (Madr. 1881), in erster Linie zu nennen;
ferner Morel-Fatio, Calderon
(Par. 1881);
Moguel, El Mágico prodigioso (1881);
Rubió y Lluch, El sentimiento del honor en el teatro del Calderon
(1881);
Dorer, Die Calderon
-Litteratur in
Deutschland
[* 12] (Lpz. 1881);
ders., Beiträge zur Calderon
-Litteratur (2 Hefte, Dresd. 1884);
Günthner, C.und seine Werke (2 Bde., Freib. i. Br. 1888);
Schäffer Geschichte des span. Nationaldramas (2 Bde., Lpz. 1890).