Calcit
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s. v. w. Kalkspat. ^[= (Calcit), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch und tritt in ungemein ...] [* 3]
Calcit
6 Wörter, 48 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Calcit,
s. v. w. Kalkspat. ^[= (Calcit), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch und tritt in ungemein ...] [* 3]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Calcit,
s. Kalkspat. ^[= (Calcit), die reinern, krystallisierten Varietäten des natürlich vorkommenden kohlensauren ...]
[* 3] (Calcit), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch und tritt in ungemein zahlreichen Formen (ohne die Kombinationen etwa 130) auf. Er ist ausgezeichnet rhomboedrisch spaltbar mit selten sichtbarem muscheligen Querbruch, Härte 3, spez. Gew. 2,7, durchsichtig bis undurchsichtig, in ersterm Fall mit ausgezeichneter doppelter Strahlenbrechung [* 5] (Doppelspat), glasglänzend bis matt, auf dem blätterigen Bruch perlmutterglänzend, wasserhell, weiß, häufig auch gelb, rot, braun, schwarz, selten grün oder blau.
Die dichten (derben) bis erdigen Varietäten sind weiß bis grau, selten schwarz, braun etc. Kalkspat besteht wie Aragonit [* 6] aus kohlensaurem Kalk CaCO3 und enthält 44 Proz. Kohlensäure und 56 Proz. Kalk; doch sind von letzterm häufig geringe Anteile durch Bittererde, Eisen- und Manganoxydul, selten durch Zinkoxvd vertreten. Bisweilen schließt er Quarzsand ein, auch ist er nicht selten durchdrungen von Bitumen (bituminöser Kalkspat oder Stinkspat und Stinkkalk), minder oft gemengt mit Kohle (Anthrakonit). Er löst sich in Salzsäure unter starkem Aufbrausen, selbst in Essigsäure (Unterschied von Bitterspat und Verwandten), nicht in reinem, wohl aber in kohlensäurehaltigem Wasser.
Die sehr mannigfaltigen Varietäten dieses äußerst wichtigen Minerals werden unter verschiedenen Namen aufgeführt. Der eigentliche. Kalkspat begreift die frei auskristallisierten oder doch deutlich individualisierten Varietäten, wie sie besonders schön bei Andreasberg, Freiberg, [* 7] Tharandt, Maxen, in Derbyshire, Cumberland vorkommen. Hierher gehört der isländische Doppelspat, welcher zu Polarisationsapparaten benutzt wird. Die aggregierten Varietäten sind entweder stängelig und faserig (Faserkalk, faseriger Kalksinter, Atlasstein zum Teil, seidenglänzend, oft farblos, auch gelblichbraun, rot, grün), oder schalig (Schieferspat), oder körnig bis dicht (Marmor, Kalkstein, Kalktuff). Diese letztern Varietäten sind von größter Wichtigkeit und setzen ganze Gebirge zusammen.
Von allen diesen Abarten des Kalkspats kommen größere Massen in verschiedenen Sedimentärformationen gebirgebildend vor; in diesen Massen, wie auch sonst, finden sich Drusen, [* 8] Hohlraum- und Spaltausfüllungen mit Kalkspatkristallen, die sich auch in thonigen Gesteinen und Bodenarten ausscheiden. Das Vorkommen ist demnach eigentlich ein völlig unbegrenztes. Hervorzuheben sind die Lager [* 9] (Nester und Schichten), welche der salinische Marmor im kristallinischen Schiefergebirge, insbesondere im Gneis und Glimmerschiefergebirge, oft verknüpft mit Hornblendegesteinen, Serpentin, bildet. Er führt hier und da einen Reichtum an Mineralien, [* 10] besonders von Silikaten, wie Glimmer, Talk, Chlorit, Hornblende, [* 11] insbesondere Tremolith, Granat, [* 12] Augitfossilien, Feldspat, Vesuvian [* 13] etc., dann Korund [* 14] und Spinell, [* 15] Bergkristall, Apatit, [* 16] Magneteisen, mannigfache Schwefelmetalle, insbesondere Kupferkies, Schwefel- und Magnetkies; letztere sind oft so in ihm angehäuft, daß dadurch Erzlager, insbesondere Kupferkies- und Magneteisensteinlager und -Stöcke, entstehen.
Der Kalkstein (auch der Marmor zum Teil) ist von muscheligem, selbst splitterigem, unebenem oder ebenem bis feinerdigem Bruch, meist matt und durchsichtig, selten schimmernd und in Splittern und an den Kanten durchscheinend, rein weiß, meist aber grau, schwarz, gelb, braun, rot in verschiedenen Nüancen, einfarbig oder gefleckt, gewölkt, gestreift, geadert, nicht selten von weißen Kalkspatadern durchsetzt, oft Versteinerungen führend; die eingeschlossenen Muschelschalen, Krinoideenstielglieder, Korallen [* 17] (Muschel-, Krinoideen-, Korallenkalk) bestehen häufig aus weißem oder von der Grundmasse verschieden gefärbtem Kalkspat, und die Muscheln [* 18] selbst zeigen in manchen Kalken noch Perlmutterglanz und buntes Farbenspiel (Muschelmarmor, Lumachellenkalk). Überhaupt nennt man derartigen schön gefärbten, politurfähigen Kalkspat im gewöhnlichen Leben Marmor. Kalkspat mit ruinenartigen Zeichnungen ist der sogen. Florentiner [* 19] Marmor, mit baumartigen von Eisen- und Mangandendrilen dendritischer ¶
Marmor. Strukturvarietäten sind die oolithischen Kalksteine und die Rogensteine. Durch Aufnahme von Thon geht der in Mergel, von Kieselerde in Kieselkalk über. Bei einer Mengung mit beiden genannten Stoffen wird der Kalk hydraulisch und bei stärkerm Zusatz derselben Zementstein (vgl. Kalkmergel). Nicht selten sind mechanische Gemenge von Kalkstein mit Dolomit, welche sich durch Essigsäure voneinander scheiden und erkennen lassen (dolomitischer Kalk). Der Kalktuff (Travertin) ist mehr ein petrographischer als ein mineralogischer Begriff (vgl. Kalktuff).
Die erdigen Calcite sind von erdigem Bruch, zerreiblich und abfärbend, meist weiß, matt. Hierher gehören die Bergmilch, ein kryptokristallinisches Gemenge von Aragonit und kreideähnlichem Kalkspat mit etwas organischer Substanz, die Kreide, [* 21] ein leicht zerreibliches, mager anzufühlendes Gestein, welches fast nur aus einer Zusammenhäufung mikroskopisch kleiner Schalen von Polythalamien oder Foraminiferen besteht, und der Wiesenmergel oder Alm, erdiger, mergeliger Absatz aus Kalkgerölle durchsickernden Wassern und Niederungen.
Indem kohlensäurehaltige Wasser durch kalkige Gesteine hindurchsickern, nehmen sie kohlensauren Kalk auf, setzen ihn an den Wänden natürlicher Höhlen wie leerer Räume in alten Bergbauten wieder ab und bilden dann Absätze von Kalksinter (s. d.), meist von schaliger und faseriger Struktur, und Tropfsteine. Ebenso entstehen die Kalktuffe als Quellabsätze. Auch die Bergmilch ist ein Absatz aus kohlensäurehaltigem Wasser. Lager von körnigem Marmor finden sich noch im Riesengebirge, wie zu Kunzendorf u. a. O., im Fichtelgebirge (Wunsiedel), Odenwald (Auerbach), [* 22] in den Alpen [* 23] (Schlanders in Tirol [* 24] u. a. O.), in Italien [* 25] (Carrara), Griechenland. [* 26] (Paros u. a. O.). Noch verbreiteter ist der Kalkstein (s. d.). Körniger Kalkspat, stängeliger und faseriger Kalkspat finden sich ungemein häufig als Ausfüllungen und Auskleidungen von Klüften in Kalksteinen, der faserige Atlasstein ausgezeichnet zu Alstonmoor in Cumberland, der kristallinische Kalkspat ebenso auf Klüften und Drusenräumen in kalkigen Gesteinen, ungemein häufig aber als Begleiter der mannigfachsten Erzlagerstätten, [* 27] insbesondere auf Gängen. Den seltenen Schieferspat kennt man nur von wenigen Erzlagerstätten, insbesondere von Schwarzenberg in Sachsen, [* 28] Kongsberg in Norwegen, [* 29] Triebisch in Böhmen, [* 30] von Cornwall, Massachusetts in Nordamerika [* 31] (Argentin) und wenigen andern Lokalitäten. - Sehr mannigfach ist die Verwendung des Kalkspats.
Abgesehen von der oben erwähnten Verwendung des Doppelspats in der Optik, braucht man den durchscheinenden weißgelblichen Kalksinter oder sogen. Kalkalabaster zu Ornamenten, ebenso und auch zu Bildhauerarbeiten den körnigen Marmor; die Architektonik wendet auch die schön gefärbten dichten Kalksteine als gemeinen Marmor vielfach an; es werden Ornamentstücke, Tischplatten u. dgl. daraus verfertigt. Der gewöhnliche dichte Kalkstein ist ein vorzüglicher Baustein, ebenso der dichte italienische Travertin; aber selbst die porösen Abarten des Kalktuffs, zum Teil leicht zu sägen, sind nicht unbeliebt als Bausteine.
Für die Dauerhaftigkeit des Kalkspats als Baumaterial sprechen die aus Nummulitenkalk erbauten Pyramiden Ägyptens, die aus Travertin erbauten Tempel [* 32] und Paläste der alten Römer, [* 33] wobei freilich das günstige südliche Klima [* 34] zu berücksichtigen ist. Hervorragend ist die Bedeutung des Kalks für die Bereitung der Mörtel. Die verschiedensten Kalke liefern das Material für die Kalkbrennereien zu gewöhnlichem Mörtel und zur Herstellung von hydraulischem Mörtel. Die dicken Platten der Kalkschiefer von Solnhofen, welche gleichförmiges und feines Korn besitzen, benutzt man als lithographischen Stein; mit schlechten plattiert man Hausfluren etc. und fertigt Kühlschiffe aus ihnen, mit den dünnern deckt man Häuser.