Calanda
,
Berggipfel in der Gruppe der Sardona (s. d.) in den Glarner Alpen.
Calanda
2 Seiten, 921 Wörter, 6'364 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Calanda,
Berggipfel in der Gruppe der Sardona (s. d.) in den Glarner Alpen.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Calanda
(Kt. Graubünden
und St. Gallen,
Bez. Imboden, Unter Landquart und Sargans).
^[Supplement drei Bezirke.] Breite Gebirgsmasse, w. Chur, zwischen dem
Churer Rheinthal und dem Kunkelspass-Taminathal, wenig gegliedert und mit nur geringer Gipfelbildung, aber
doch in seiner Art ein imposanter Berg. Der Kamm verläuft von SW.-NO., zuletzt fast nach N. Die SO.-Seite steigt verhältnismässig
sanft an, ist aber doch von mehreren langen Felsbändern
schräg durchzogen. Sehr viel schroffer fällt der Berg auf der NW.-Seite
gegen das Taminathal ab, diesem die steil abgebrochenen Felsköpfe zukehrend, weshalb sein Anblick von
Vättis aus viel imposanter ist als von Chur aus. Als Gipfelbildungen treten zwei etwas deutlicher hervor, die als Haldensteiner-Calanda
(2808 m) und Felsberger Calanda
(2700 m) oder nach der Dufourkarte als Weiber- und Männersattel bezeichnet werden.
Ein dritter, weniger deutlich markierter und beträchtlich niedrigerer Punkt über der Taminser Alp heisst
Taminser Calanda (2393 m). Zwischen dem Haldensteiner- und Felsberger Calanda
, bildet der Grat noch ein kleineres Spitzchen,
das sog. Teufelskirchli (2458 m). Oestl. unter demselben liegt in einer Mulde über der Haldensteiner Alp eine Clubhütte des
S. A. C. in 2200 m Höhe, denn der Calanda
ist vermöge seiner isolierten Lage ein sehr hervorragender
Aussichtspunkt und wird deshalb von Chur, Ragaz und Vättis aus viel besucht. Am leichtesten ist die Besteigung von Chur aus,
beträchtlich schwieriger u. mühsamer, aber auch reizvoller von Vättis aus. Sehr oft werden beide Routen für Auf- und Abstieg
kombiniert.
Der Calanda
bietet auch grosses geologisches Interesse. An seinem Aufbau beteiligen sich alle Gesteinsschichten der Schweizer
Alpen vom Verrucano bis zum Eocän in normaler und ununterbrochener Reihenfolge. Auf einem Gang längs dem Fuss von Reichenau
bis Ragaz kommt man an dieser ganzen Schichtenreihe vorbei: Verrucano, Rötidolomit, Quartenschiefer, Lias, Dogger,
Malm, Neocom, Schrattenkalk, Gault, Seewerkalk und Eocän, alle noch mit verschiedenen Unterabteilungen.
Tektonisch bildet der Calanda
eine mächtige, nach NW. überliegende Falte und erscheint als das östliche Ende des S.-Flügels
der Glarner Doppelfalte, die überhaupt die Tektonik der Glarner und St. Galler Alpen vom Rhein bis zum Walensee bestimmt. In
einem von S.-N. gezogenen Profil
¶
finden sich am Calanda
die Schichten zuerst normal von Ems bis zum Haldensteiner Calanda
, dann darunter verkehrt vom Val Cosenz
bei Untervaz bis zur Matonalp beim Kaminspitz, endlich wieder normal gelagert von da bis hinunter zur Tamina und nach Vättis.
Die Gesteine des Calanda
werden an verschiedenen Orten ausgebeutet, so besonders in den Steinbrüchen
bei Ragaz und Untervaz und in den Schieferbrüchen bei Vadura im Taminathal. Bei Ragaz bricht man einen sehr schönen Nummulitenkalk,
der zu Säulen, Sockelblöcken, Tischplatten verwendet und nach allen Teilen der Schweiz versendet wird, bei Untervaz eine lokale
Ausbildung des sog. Troskalkes, einer Form des Hochgebirgskalkes (Malm), bei Vadura einen eocänen Kalkthonschiefer,
der zu Dachplatten, Tischplatten und Schreibtafeln verarbeitet wird.
Aber auch Bergbau auf Gold und Kupfer ist zeitweilig am Calanda
betrieben worden. Ein Goldbergwerk bestand w. über Felsberg
an der sog. «Goldenen Sonne» in 1312 m, gerade s. vom Felsberger Calanda.
Das Gold wurde dort im Anfang
des 19. Jahrhunderts entdeckt und seit 1809 durch eine Gesellschaft ausgebeutet. 1813 wurden aus dort gewonnenem Gold 72 Bündnerdukaten
zu 16 alte Schweizerfranken geprägt. Doch musste das Werk nach wenigen Jahren mit grossen Verlusten wieder aufgegeben werden.
Ein zweites Mal fand die Ausbeutung 1856-1861 statt. Seitdem hat die Sache geruht. Neuere Anstrengungen
zur Wiederaufnahme dieses Werkes haben noch zu keinen Resultaten geführt, obwohl der Goldgehalt des betreffenden Gesteins
- es liegt in den Opalinusschichten des Lias oder Dogger - nicht ganz gering sein soll. Nicht erfolgreicher war die Gewinnung
von Kupfer nö. über dem Gnapperkopf, etwa 2 km nö. Vättis. Hier wurden auf Quarzgängen Fahlerz, Kupferlasur,
Malachit, Kupferkies und etwas Bleiglanz ausgebeutet, zuletzt in den Jahren 1860-61 und 1865-66. Die dort gestandene Arbeiterhütte
ist jetzt zerfallen. An beiden Orten, an der «Goldenen Sonne» wie am Gnapperkopf, scheint übrigens weniger der zu geringe
Metallgehalt der betreffenden Gesteine als vielmehr die Methode ihrer Ausbeutung am Misserfolg schuld
zu sein. (Literatur: Theobald, G. Der Calanda
in Jahresberichte der naturforsch. Gesellschaft Graubündens, 1854 bis 1856. -
Piperoff, C. Geologie des Calanda
in Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. VII, 1897. - Becker, F. Itinerarium für
das Exkursionsgebiet des S. A. C. 1888).
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Calanda
(Kt. Graubünden und St. Gallen, Bez. Imboden, Unter Landquart und Sargans).
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
Grat im W. vom Madrishorn, zwischen dem Ascharinathal und dem Thal der Landquart;
3 km nö. Küblis. Er weist mehrere Spitzen von 2303, 2291, 2321, 2366, 2430 m auf und bildet ein beliebtes Ausflugsziel der Gäste von Küblis, Serneus und Mezzaselva.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
der östlichste Bergstock der Glarner Alpen, nordwestlich von Chur [* 4] an der Grenze der schweiz. Kantone St. Gallen und Graubünden in der Sardona-Gruppe gelegen, erstreckt sich als langgezogener Felskamm zwischen den Thälern des Rheins und der Tamina vom Kunkelspasse (1351 m), der die beiden Thäler verbindet, nordnordöstlich bis zur Mündung der Tamina bei Ragaz. Östlich gegen das Rheinthal senkt sich der Berg stufenweise hinunter, westlich gegen die Tamina stürzt er mit schroffen Felswänden ab. Seine höchsten Gipfel sind der Weibersattel (2803 m) und der Männersattel (2700 m), mit herrlicher Aussicht auf das Rheinthal, die Plessur-Alpen und die Rhätikonkette. Aus Kalksteinen, Dolomiten und Schiefern des Jura und der Kreide [* 5] aufgebaut, an der Umbiegung des Rheinthals an der Grenze zwischen südalpiner und nordischer Flora gelegen, ist die Calanda geologisch wie botanisch gleich interessant, aber auch durch ihre Bergstürze den Dörfern Alt- und Neu-Felsberg oft verderblich. Am nördl. Ende der Kette entspringen in der Schlucht der Tamina die weltberühmten Thermen von Pfäffers-Ragaz.