Calame
(spr. -lam),
Alexandre, schweizer.
Maler, geb. als Sohn eines geschickten Marmorarbeiters zu
Vevey.
Da der
Vater sein
Vermögen verlor, konnte sich Calame
nicht der
Kunst widmen, sondern mußte mit 15
Jahren in
ein Bankgeschäft eintreten. Als sein
Vater bald darauf bei einem
Bau verunglückte und infolgedessen starb, war der junge
Calame
genötigt, seine
Mutter zu erhalten. In seinen Mußestunden begann er sich im
Zeichnen zu üben und kleine
Ansichten der
Schweiz
[* 2] zu kolorieren. Im J. 1829 ermöglichte es ihm sein Brotherr, der
Bankier
Diodati, bei dem Landschaftsmaler
Diday
Unterricht zu nehmen, und nach wenigen
Monaten entschloß er sich, ganz der
Kunst sich zu widmen.
Seit 1835 begann er die
Ausstellungen von
Paris
[* 3] und
Berlin
[* 4] mit seinen schweizerischen
Alpen- und Waldlandschaften zu beschicken,
welche sich schnell, besonders in
Deutschland,
[* 5] großen Beifall erwarben, obwohl Calame
mehr Zeichner als Kolorist
war. Im J. 1842 ging er nach
Paris und stellte hier seinen
Montblanc, die
Jungfrau, den
Brienzer
See, den
Monte Rosa und
Mont
Cervin
aus. 1844 begab er sich nach
Italien
[* 6] und brachte aus
Rom und
[* 7]
Neapel
[* 8] zahlreiche
Bilder mit, darunter die
Ruinen von
Pästum
(im städtischen
Museum zu
Leipzig).
[* 9] Er zeigte darin, daß er auch die italienische
Natur in ihrer Eigentümlichkeit aufzufassen
vermochte; aber sein Spezialgebiet blieb doch die Alpenlandschaft.
Die
Gletscher, die smaragdgrünen, weißschäumenden Bergwasser, die vom
Sturm zersplitterten
Bäume und das gepeitschte Gewölk,
die vielfarbigen Felsengebilde, bald halb von
Nebeln verschleiert, bald in den
Strahlen der
Sonne
[* 10] erglänzend,
sind die Gegenstände, die er mit großer Naturtreue, wenn auch mit einer gewissen
Glätte, zur
Darstellung zu bringen wußte.
Wir nennen aus ihrer Zahl noch den
Handeckfall (Bern),
[* 11] aus dem
Berner Oberland, aus
Tirol,
[* 12] den
Vierwaldstätter See, den Waldsturm (im
städtischen
Museum zu
Leipzig), den Waldstrom
(Dresdener
Galerie) etc. Eine seiner genialsten
Schöpfungen
ist die
Darstellung der vier
Jahres- und Tageszeiten in vier
Landschaften, wo der Frühlingsmorgen eine südliche, der Sommermittag
eine nordische Flachgegend zeigt, der Herbstabend und die Winternacht Gebirgsstücke sind.
Noch populärer als durch diese
größern Werke wurde Calame
durch kleinere
Arbeiten,
Lithographien und
Radierungen, namentlich durch die 18
Studien
von
Lauterbrunnen und
Meiringen und die 24
Blätter Alpenübergänge, die in
Frankreich,
England und
Deutschland große Verbreitung
fanden und noch heute als
Vorlagen für den Zeichenunterricht dienen. Calame
starb in
Mentone.
Vgl. E.
Rambert,
A. Calame
, sa
vie et son œuvre (Par. 1884).