Caffagiolo
-Majoliken
(spr. kaffádscholo-). Der
Ort
Caffagiolo in
Toscana galt bisher allgemein als die
Heimat einer
Gruppe
der ausgezeichnetsten italienischen Majoliken
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh., aus dem
Grunde, weil eine Anzahl von ihnen deutlich die Bezeichnung: »Fatto
in Chaffagiolo« aufgemalt trägt. Da die figürlichen
Darstellungen dieser Majoliken
einen ausgesprochen florentinischen Frührenaissancecharakter
zeigen, da sie sehr häufig mit dem
Wappen
[* 2] der
Medici, in deren
Besitz damals
Caffagiolo war, verziert sind, galt
Caffagiolo als
eine spezifisch mediceische Manufaktur.
Neuerdings ist die
Existenz einer solchen in
Caffagiolo trotz der genannten
Inschriften auf das lebhafteste
von F. Argnani (»Le
[* 3] ceramiche e maioliche faentine«,Faenza 1889) bestritten
worden. Die
Gründe, die er gegen
Caffagiolo vorgebracht hat, sind derart, daß seine Behauptung, alle die
Caffagiolo zugeschriebenen
Majoliken
seien Faentiner
Arbeit, vielfache Zustimmung gefunden hat. Es sind in kurzem folgende: Die gleichzeitigen
italienischen Schriftsteller, wie Piccolpasso, die über die Majolikaindustrie berichten, erwähnen
Caffagiolo nicht. Erst
in neuester Zeit ist man durch die
Marken darauf geführt worden.
Spuren von Töpferöfen haben sich in
Caffagiolo nicht nachweisen
lassen. Bei den
Ausgrabungen und im Bauschutt des
Domes von
Faenza wurden in großer
Menge
Scherben von
Gefäßen
aus dem Beginn des 16. Jahrh. gefunden, die nicht nur in den
Farben und
Ornamenten verziert
¶
mehr
sind, welche für Caffagiolo als charakteristisch gelten, sondern zum Teil auch eine der häufigsten Meistermarke von Caffagiolo ähnliche Signatur tragen. Die Scherben sind sicher Faentiner Arbeit. Auch das Medici-Wappen kommt auf ihnen vor. Diese Gründe sind alle unbestreitbar; da Faenza die ältere und jedenfalls bedeutendere Fabrik war, wird man von nun an nur diejenigen Stücke als toscanisch halten können, die den vollen Namen von Caffagiolo tragen. Die vollständige Bezeichnung »fatto in Caffagiolo« erklärt Argnani als Abkürzung der Worte »fatto in Casa Fagioli«. En Töpfer dieses Namens hat sich in Faenza urkundlich nachweisen lassen. Diese Zusammenziehung ohne Kürzungszeichen ist aber nach dem Schreibgebrauch des 16. Jahrh. unmöglich. Auch existiert im Florentiner [* 5] Staatsarchiv ein Brief von 1525, worin die Manufaktur von Caffagiolo erwähnt wird. Man muß also an ihrer Existenz festhalten, wenn man auch zugeben muß, daß sie durchaus abhängig von Faenza war und dessen Bedeutung niemals erreichte.