Aber seit
Hadrian (117 bis 138) diente der
Titel (jedoch so, daß er dem persönlichen
Namen gewöhnlich nachgestellt wurde)
auch zur Bezeichnung derer, welche von den
Kaisern zu ihren Nachfolgern bestimmt wurden, und unter der
Konstitution des
Diokletian
(284-305) wurden diese
Cäsaren auch zur
Verwaltung desReichs herangezogen, waren indes dabei den
Augusti
untergeordnet. Auch unter den oströmischen
Kaisern wurde dieser
Titel beibehalten, und die
Cäsaren nahmen auch unter ihnen
die zweite
Stelle nach dem
Kaiser ein bis ins 11. Jahrh., wo
AlexiosKomnenos zwischen
Kaiser und Caesar eine neue, höher stehende
Würde unter dem
Namen Sebastokrator einschob. Vgl.
Kaiser.
Nach
SullasTod 78 nach
Rom zurückgekehrt, trat er als Ankläger
von Sullanern auf, dann begab er sich, um sich in der
Beredsamkeit auszubilden, 77 nach Rhodus zu dem
RhetorApolloniusMolo. Unterwegs wurde er von Seeräubern gefangen, die er nach seiner Loskaufung mit einigen milesischen
Schiffen
überfiel und, wie er ihnen als Gefangener gedroht, ans
Kreuz schlagen
[* 4] ließ. 74 nach
Rom zurückgekehrt, suchte
er durch persönliche Liebenswürdigkeit und
Freigebigkeit auf jede
Weise das
Volk für sich zu gewinnen und unterstützte daher
den
KonsulPompejus 70 in Herstellung des von
Sulla fast vernichteten
Tribunats. 68 ward er
Quästor in
Spanien.
[* 5]
Von da zurückgekehrt, heiratete er nach dem
Tode der
Cornelia die Pompeja, eine Verwandte des
Pompejus,
und unterstützte diesen behufs seiner Ernennung zum
Feldherrn gegen die Seeräuber 67 und gegen
Mithridates 66. Trotz seiner
schon bedeutenden
Schulden veranstaltete er als
Ädil 65 die glänzendsten
Spiele, wobei 320 Gladiatorenpaare auftraten; außerdem
gewann er das
Volk durch kühnes Auftreten gegen die
Aristokratie; er wurde daher 63 zum Oberpontifex und 62 zum
städtischen Prätor gewählt.
Bei der
CatilinarischenVerschwörung war er einsichtsvoll und vorsichtig genug, um sich im
Hintergrund zu halten; doch suchte
er im
Senat das Todesurteil von den Häuptern der Verschwornen abzuwenden. Als Prätor stellte er mit dem
VolkstribunMetellusNepos den
Antrag, daßPompejus zur Herstellung der
Ordnung an der
Spitze seines
Heers nach
Rom zurückgerufen
werden sollte, wurde deshalb vom
Senat seines
Amtes entsetzt, aber auf das stürmische Verlangen des
Volkes wieder in dasselbe
eingesetzt.
Nach Niederlegung der Prätur erhielt er als
Provinz das jenseitige
Spanien, wohin er aber erst abgehen konnte, als
der reiche
Crassus sich für die drückendsten seiner
Schulden im Betrag von 830
Talenten (etwa 30 Mill. Mk.) verbürgt hatte.
Mit
Geld wohlversehen, kehrte er im Juni 60 nach
Italien
[* 6] zurück, entsagte dem
Triumph, um sich in
Rom um das
Konsulat bewerben
zu können, und wurde für 59 mit Bibulus zum
Konsul gewählt. Ebendamals kehrte
Pompejus aus
Asien zurück,
und da dieser vom
Senat die Bestätigung der von ihm im
Orient getroffenen Einrichtungen und die gewünschte Belohnung seiner
Soldaten nicht erlangen konnte, so verband er sich mit Cäsar und
Crassus 60 zu dem sogen. ersten
Triumvirat.
Nachdem Cäsar 59 alsKonsul sich durch das
Volk in den alleinigen
Besitz der Amtsgewalt gesetzt hatte, so daß
sein
Kollege M. Bibulus einen großen Teil des
Jahrs hindurch sein
Haus nicht verließ, setzte er eine Ackerverteilung an 20,000
ärmere
Bürger durch, gewann den Ritterstand durch Erlassung eines Dritteils der Zollpacht, erfüllte dieWünsche
des
Pompejus und ließ sich vom
Volk das
cisalpinische Gallien nebst Illyricum auf fünf Jahre als
Provinz anweisen, wozu der
Senat noch das transalpinische
Gallien fügte.
Nachdem er sodann die
Wahl zweier seiner Anhänger zu
Konsuln für 58 gesichert, seine Tochter
Julia mit
Pompejus vermählt und
durch
Clodius dieEntfernung des
Cato und
Cicero aus
Rom bewerkstelligt hatte, begab er sich 58 in seine
Provinz
und vollbrachte während seiner achtjährigen Statthalterschaft, 58-50, die
EroberungGalliens, wodurch er zugleich für sich
ein durchaus ergebenes und kriegsgeübtes
Heer gewann. Im J. 58 drang er in das noch unabhängige
Gallien ein, schlug die
Helvetier, welche vom
Jura her eindrangen, bei
Bibracte (in der
Nähe von
Autun) und im Elsaß in der Gegend von
Mülhausen
[* 7] den
suevischen
FürstenAriovist, welcher sich in
Gallien festzusetzen gedachte. Im J. 57 unterwarf er die
Belgen, von denen besonders
die
Nervier tapfern
Widerstand leisteten, dann 56 dieVölker der
Bretagne und
Normandie sowie
Aquitanien,
überschritt 55 und 53 den
Rhein und setzte 55 und 54 nach
Britannien über, um dort die
Germanen, hier die britischen
Kelten
von einem
Angriff auf
Gallien abzuschrecken, führte zugleich in diesem Jahr in
Gallien selbst zur
Sicherung der
Eroberung noch
einige glücklicheKriege, und nachdem er sodann 52 einen von dem tapfern und umsichtigen Arvernerhäuptling
Vercingetorix¶
mehr
(s. d.) geleiteten allgemeinen Aufstand der VölkerGalliens nicht ohne einige Wechselfälle niedergeschlagen hatte (die Hauptkämpfe
fanden bei Gergovia und Alesia statt), war die EroberungGalliens so fest begründet, daß in den Jahren 51 und 50 nur noch einige
vereinzelte Aufstände niederschlagen waren und diese Provinz von da an sehr rasch römisches Wesen und
römische Einrichtungen annahm.
Während dieses Aufenthalts in Gallien hatte Cäsar die Angelegenheiten zu Rom keinen Augenblick aus den Augen verloren. Dort war
Pompejus, obgleich er 57 die Sorge für die Verproviantierung Roms erhalten hatte, doch mehr und mehr von den Optimaten angefeindet
worden und sah sich daher (56) genötigt, aufs neue die Hilfe Cäsars in Anspruch zu nehmen. Auf einer
Zusammenkunft zu Luca wurde die Verbindung zwischen Cäsar, Pompejus und Crassus erneuert und verabredet, daß die letztern beiden
(55) Konsuln werden sollten, wozu Cäsar die ihm zur Verfügung stehenden Mittel in Bewegung setzte, während ihm selbst eine
Verlängerung
[* 9] seiner Statthalterschaft auf weitere fünf Jahre versprochen wurde.
Nach Ablauf
[* 10] des Konsulats erhielt Crassus als ProvinzSyrien, PompejusSpanien, welches er jedoch durch Legaten verwalten ließ.
Indessen näherte sich Pompejus wieder der Optimatenpartei, um sich von Cäsar unabhängig zu machen und womöglich die Diktatur
in seine Hand
[* 11] zu bekommen. Letztere erhielt er zwar nicht - er wurde bloß (52) zum alleinigen Konsul gewählt
-; aber doch sah er sich von dem Senat vor Cäsar entschieden bevorzugt. Überdies wurden (51 und 50) Konsuln gewählt, welche
Cäsars Gegner waren, und auch der Tod der Julia (54) und derjenige des Crassus (53) hatten zur Lockerung
des Bandes zwischen Cäsar und Pompejus beigetragen.
Nachdem Cäsar sodann in Rom sich zum Konsul hatte ernennen lassen, brach er mit sechs Legionen, denen später
MarcusAntonius noch vier zuführte, gegen Pompejus auf, welcher alle Gegner Cäsars um sich versammelt und eine bedeutende
Streitkraft (11 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste konzentriert hatte. Der Kampf
war anfangs für Cäsar ungünstig, er erlitt sogar bei Dyrrhachium einen bedeutenden Verlust, der ihn zwang,
nach Thessalien abzuziehen, wohin ihm Pompejus folgte.
Dort kam es 9. Aug. 48 zur Schlacht bei Pharsalus, in welcher die Pompejaner trotz ihrer Übermacht völlig geschlagen wurden.
Pompejus selbst floh und wurde in Ägypten
[* 12] ermordet. Um ihn zu verfolgen, ging Cäsar mit geringer Truppenmacht
ebenfalls nach Ägypten. Indem er hier die Erbstreitigkeiten zwischen dem König PtolemäosDionysos
[* 13] und dessen SchwesterKleopatra
zu gunsten der letztern entschied, veranlaßte er
einen Aufstand, an dessen Spitze Pothinus und Achillas als Führer der Partei
des Ptolemäos standen. Cäsar gebot nur über 4000 Mann und wurde in der Königsburg zu Alexandria von einer
Streitmacht von 20,000 Mann, welche erst von Achillas, dann von Ganymedes
[* 14] befehligt und durch die Teilnahme der Einwohner am
Kampfe verstärkt ward, belagert und kam in die äußerste Bedrängnis. In einem Kampf auf der Landzunge, welche die InselPharos
mit dem Festland verband, geriet er sogar selbst in die größte Lebensgefahr. Erst als ihm im März 47 Mithridates
von Pergamon
[* 15] Hilfsvölker aus Asien zuführte, vermochte er denAufstand zu bewältigen. Dies der alexandrinische Krieg, der damit
endigte, daß sich Alexandria ergab, der König PtolemäosDionysos im Kampfe fiel und Kleopatra, die Cäsar mit
ihren Reizen gewonnen hatte, mit ihrem jüngern, erst elfjährigen Bruder vermählt und in die Herrschaft eingesetzt ward.
Erst im Juni 47 verließ Cäsar Ägypten, und nachdem er noch den Übergriffen des bosporanischen Königs Pharnaces durch den Sieg
bei Zela (2. Aug. 47) rasch ein Ziel gesetzt hatte (»Veni, vidi, vici«, »ich kam, sah und siegte«, schrieb
er darüber an einen Vertrauten), kehrte er nach Rom zurück, wo ihm während seiner Abwesenheit nach Besiegung des Pompejus
die Diktatur auf ein Jahr, die tribunizische Gewalt für immer sowie das Recht über Krieg und Frieden verliehen worden war.
Nach Ordnung der dortigen Angelegenheiten und Beschwichtigung einer Soldatenmeuterei ging er nach Afrika,
[* 16] wo die ihm noch Widerstand leistenden Pompejaner aufs neue sich gesammelt hatten. Er schlug sie 6. April 46 bei Thapsos, feierte
darauf in Rom glänzende Triumphe, gewann das Volk durch Feste, Spiele und Geschenke, spendete den Soldaten reiche Belohnungen,
ließ den schon 54 begonnenen Bau des Forum
[* 17] Caesaris vollenden und nahm, zum Diktator auf zehn Jahre ernannt und als Praefectus
morum mit der zensorischen Gewalt bekleidet, mehrere innere Reformen in Angriff.
Da aber einige bei Thapsos entnommene Führer der Pompejaner, namentlich des PompejusSöhne Gnäus und SextusPompejus, noch
einmal in Spanien eine starke Streitmacht gegen ihn aufstellten, wandte er sich dorthin und machte endlich durch die Schlacht
bei Munda(17. März 45) im südlichen Spanien nach verzweifeltem Kampf der Pompejanischen Partei ein völliges Ende. Damit war Cäsar Herr
des römischen Reichs, und wenn ihm auch der Titel König fehlte, so hatte er doch die höchste Macht.
Man beeilte sich, ihn mit Ehren und Befugnissen zu überhäufen: er wurde zum lebenslänglichen Diktator und zum Imperator ernannt
mit dem Rechte, diesen letztern Titel auf seine Nachkommen zu vererben;
im Tempel
[* 18] des Quirinus wurde ihm eine Statue als Gott
errichtet, der MonatQuintilis nach ihm Julius genannt etc. Bei einem nochmaligen glänzenden Triumph fesselte
er Volk und Heer durch Spiele, Mahlzeiten und reiche Geldgeschenke noch mehr an sich. Er benutzte seine Macht zur Verbesserung
der politischen und sozialen Zustände, ohne jedoch eine gänzliche Umgestaltung des Staatswesens vorzunehmen. Er erließ
Gesetze gegen den Luxus, brachte das Proletariat in Kolonien unter, führte ein milderes Schuldrecht ein,
bestrafte streng Amtsverkauf, Bestechung, Ehebruch, Aufruhr, sorgte für milde Verwaltung der Provinzen, beschränkte den Wucher
der Kapitalisten, ließ durch den alexandrinischen Mathematiker Sosigenes den Kalender verbessern u. dgl. Obgleich er nun
im allgemeinen seine frühern Gegner aufs mildeste behandelte,
¶
mehr
mußte doch schon die Thatsache, daß alle Gewalt in seiner Hand lag, die ans Regieren gewohnten Optimaten aufbringen. Dazu kam,
daß er öfters die republikanischen Formen zu wenig beobachtete und den Wunsch zu hegen schien, das Diadem sich aufs Haupt zu
setzen. Ein Zug
gegen die Parther sollte, wie man meinte, Gelegenheit zur Übertragung der Königswürde geben.
Allein ehe dies geschah, bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, zum nicht geringen Teil von solchen, die von ihm mit Wohlthaten
überhäuft worden waren; an der Spitze standen die Prätoren MarcusBrutus und GajusCassiusLonginus.
Noch war man zu Anfang 44 über Zeit und Ort der That nicht einig, als die Berufung des Senats auf die Idus
des März 44 (15. März) in die Kurie des Pompejus die Entscheidung gab. Es fehlte nicht an dunkeln Gerüchten und an warnenden Vorzeichen.
Cäsars GattinCalpurnia, in der Nacht vor dem verhängnisvollen Tag von Träumen beunruhigt, beschwor ihn,
an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen, und da auch der Haruspex im Opfer ungünstige Anzeichen fand, erhielt Antonius den
Auftrag, den Senat zu entlassen. Decimus Brutus aber, einer der Verschwornen, früher Cäsars Gefährte im gallischen und im
Bürgerkrieg, von den Verschwornen abgeschickt, wußte ihn hinterlistigerweise zu bewegen, daß er
ihm in den Senat folgte. Unterwegs ward ihm eine schriftliche Anzeige der Verschwörung eingehändigt, die er aber, ohne sie
zu lesen, zu sich steckte. In der Kurie trat, wie verabredet worden,L. Tillius Cimber vor, um für seinen verbannten Bruder
zu bitten, und zog, als Cäsar mit der Antwort zögerte, ihm die Toga
[* 20] von der Schulter. Publius Servilius Casca
führte darauf den ersten Stoß, worauf die Verschwornen von allen Seiten auf ihn eindrangen. Nach kurzem vergeblichen Widerstand
sank der Wehrlose mit 23 Wunden, von denen aber nur eine tödlich gewesen sein soll, an der Statue des
Pompejus entseelt nieder. Als erBrutus unter seinen Mördern erblickte, soll er ausgerufen haben: »Auch du,
mein Sohn?« und hierauf widerstandslos die Todesstöße empfangen haben.
Cäsar war nicht bloß ein großer Feldherr, der seine kriegerischen Pläne mit ebensoviel Mut wie Besonnenheit auszuführen und
alle Hindernisse rasch und sicher zu überwältigen wußte, und nicht bloß ein großer Staatsmann, der
sich unter den schwierigsten Verhältnissen zu der ersten Stelle im Staat erhob und dann seine unumschränkte Macht benutzte,
um den zerrütteten Staat mit Weisheit und mit Milde und Versöhnlichkeit zu beruhigen und neu zu ordnen; sein Geist umfaßte
alle Zweige des menschlichen Wissens und war für alle Interessen empfänglich: seine Erfolge im Krieg wurden
nicht wenig durch allerlei Künste des Friedens gefördert, er war ferner ein vorzüglicher Redner, und auch als Schriftsteller
hat er sich einen dauernden Namen gemacht.
Wir besitzen von ihm die Geschichte der ersten sieben Jahre des gallischen Kriegs und die Geschichte des
Bürgerkriegs bis zum alexandrinischen, die er selbst Denkwürdigkeiten (commentarii) nennt und nur als Stoff für einen künftigen
Geschichtschreiber angesehen wissen wollte, die aber mit Recht allgemein als Muster einer klaren und sachgemäßen Darstellung
gerühmt werden. (Von dem erstern Werk besitzen wir noch die Fortsetzung des A. Hirtius, dem auch die
Kommentarien über den alexandrinischen und afrikanischen Krieg beigelegt werden; die über den spanischen Krieg haben einen
jüngern Verfasser.) Die erste Ausgabe der Kommentarien erschien zu Rom 1469; die besten unter den
neuern sind die von Oberlin
(Leipz. 1805 u. 1819), Baumstark (Stuttg. 1828, 3 Bde.),
Nipperdey (Leipz. 1847), Schneider (Halle
[* 21] 1855, 2 Bde.). Neuere deutsche Übersetzungen lieferten
Baumstark (neue Ausg., Stuttg. 1854), Köchly und Rüstow (mit biographischer Einleitung, 3. Aufl., das. 1866). Außerdem verfaßte
er noch folgende Schriften, die aber sämtlich verloren sind: »Anticato«, eine Gegenschrift gegen Ciceros und andrer Lobreden
auf Cato;
»Apophthegmata« (s. »Dicta collectanea«, eine Sammlung von eignen und fremden Witzworten und sinnreichen Sprüchen).
Unter
den Porträten des Cäsar haben wir in erster Linie zu nennen die schöne Basaltbüste im Berliner
[* 22] Museum und den einer Togafigur
aufgesetzten Kopf daselbst. Unbedeutender ist die oft genannte Statue des Konservatorenpalastes zu Rom;
eine Statue des Museo Chiaramonti daselbst zeigt Cäsar als Pontifex maximus.
Vgl. Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergang von der
republikanischen zur monarchischen Verfassung, Bd. 3, S. 129 ff.
(Königsb. 1837);
ursprünglich der Familienname (cognomen) eines Zweigs des alten röm. patricischen
Geschlechts der Julier, dessen berühmtester Sproß Gajus Julius Cäsar (s. d.) war. Octavian, der spätere KaiserAugustus,
trug den Namen Cäsar als Adoptivsohn Julius C.s, und nach ihm führten ihn nicht bloß die Glieder
[* 28] der Julischen
Dynastie, sondern auch die andern Kaiser mit ihren Nachkommen. Doch pflegten die Kaiser in der abgekürzten Titulatur den Namen
Cäsar wegzulassen, während ihn auch in dieser die Söhne und Enkel des Kaisers vorzugsweise führten. Seit Hadrian diente dann
der Name zur Bezeichnung des designierten Nachfolgers. Seit Diocletian, der zwei Cäsaren ernannte, wurden
diese zur Teilnahme an den Regierungsgeschäften zugezogen. Im 1. Jahrh. steht der Name Cäsar gewöhnlich nach dem Vornamen und
Geschlechtsnamen, wenn dieser nicht wegbleibt, später an der Spitze derNamen, aber nach dem als Vornamen geführten Titel Imperator.
-
Gajus Julius, röm. Feldherr und Staatsmann, aus dem altpatricischen Geschlecht
der Julier, geb. nach der Überlieferung 12. Juli 100 (Mommsen vermutet unnötig schon 102 v. Chr.), war der Sohn des Gajus Julius
Cäsar, der als Proprätor 84 starb. Seine Mutter hieß Aurelia; seines Vaters Schwester Julia war Gattin des
Gajus Marius, der ihn in die röm. Volkspartei einführte. Cäsar vermählte sich 83, nach dem Tode Cinnas, des Parteigenossen des
Marius, mit Cinnas Tochter Cornelia.
Auf seine Weigerung, sich von dieser zu trennen, wurde er von Sulla geächtet, später auf Fürbitten seiner Verwandten begnadigt,
doch blieb er auch weiterhin von Rom undItalien fern. Seine ersten Kriegsthaten verrichtete er 80 bei
der Eroberung von Mytilene, wo er die Bürgerkrone erhielt, und in Cilicien; auf die Nachricht von SullasTode kehrte er 78 nach
Rom zurück. Er trat dort als Ankläger gegen mehrere hervorragende Sullanische Parteigänger
auf und legte
damit den Grund für seine Popularität. Um sich in der Beredsamkeit weiter auszubilden, reiste er 76 nach Rhodus zu dem Rhetor
Apollonius Molo; auf der Fahrt dahin ward er von Seeräubern aufgegriffen, erkaufte sich die Freiheit, überfiel dann mit einigen
miles.
Schiffen die Seeräuber, nahm sie gefangen und ließ sie kreuzigen. BeimAusbruch des dritten Mithridatischen
Krieges 74 bildete er in Kleinasien auf eigene Hand ein fliegendes Korps und kämpfte mit diesem geschickt gegen die Mithridatischen
Truppen. Dann wurde er, noch während seiner Abwesenheit in das Priesterkollegium der Pontifices und nach seiner Rückkehr
nach Rom zum Kriegstribunen gewählt. Mit Pompejus trat er zuerst in Beziehung, als dieser sich 70 der
Volkspartei näherte. Er förderte die von Pompejus unternommene Herstellung der tribunicischen Gewalt, nachdem er schon
das Gesetz des Tribunen Plautius, das die Rückkehr der verbannten Marianer gestattete, eifrig unterstützt hatte. Cäsar war
damals bereits das Haupt der Volkspartei; er übersah seinen ältern an Macht und Ehren ihm weit überlegenen
Verbündeten und spätern Gegner Pompejus von vorherein vollständig; aber er brauchte ihn. Sein Ziel war das alte röm.
Herrschaftsideal: der erste Mann der Republik zu sein, nur in der neuen von Sulla geprägten Form.
Die Verwaltung der Quästur, die Cäsar 68 erhielt, führte ihn nach Spanien. Als er nach Ablauf seines Amtsjahres
wieder in Rom war, schritt er sicher und ohne Übereilung auf der betretenen Bahn fort. Er verheiratete sich, da seine Gattin
gestorben war, mit einer Enkelin Sullas und Verwandten des Pompejus, der Pompeja. Als kurulischer Ädil
(65) befestigte er sich in der Gunst des Volks durch verschwenderische Pracht in öffentlichen Spielen und Spenden aller Art,
die ihm eine ungeheure Schuldenlast aufbürdeten.
Das Jahr darauf ließ er als Vorsitzender des Mordgerichts mehrere dem Volke verhaßte frühere Anhänger des Sulla verurteilen.
Immer höher stieg sein Ansehen und sein Einfluß. 63 erlangte er vom Volke die Würde eines Pontifex Maximus
und für das J. 62 die städtische Prätur. Unterdessen hatte er sich ebenso wie Crassus (s. d.) mit der anarchistischen Gruppe
der demokratischen Partei, welche die Abwesenheit des Pompejus zum gewaltsamen Umstürze der bestehenden Regierung benutzen
wollte, eingelassen und war auch in die Verschwörung des Catilina (63) verwickelt, jedoch nicht so bloßgestellt,
daß man eine Anklage gegen ihn zu erheben gewagt hätte. Im Senat sprach er, freilich vergeblich, gegen das Todesurteil,
das über die gefangenen Häupter der Verschwörung verhängt ward.
Die folgenden Jahre steigerten noch die Spannungen zwischen Cäsar und den Optimaten; Cäsar bemühte sich auch
mit Erfolg, Pompejus mehr und mehr zu sich herüberzuziehen. Daß er 62 sich von Pompeja wegen deren Verhältnisses mit Publius
Clodius (s. d.) scheiden ließ, hatte darauf keinen Einfluß. Nach der Prätur erhielt Cäsar das «jenseitige Spanien» (die Südwesthälfte)
zur Verwaltung, konnte aber die Reise in diese seine Provinz seiner Schulden halber erst antreten, nachdem
sich Crassus für ihn bis zu 830 Talenten (etwa 3 Mill. M.) verbürgt hatte. Sorgfältige und gerechte Verwaltung der Provinz
und glückliche Kriege gegen die lusitan. Bergvölker zeichneten ihn als Statthalter aus. Durch Beute und Geschenke der Provinzialen
bereichert, eilte er 60
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mehr
nach Italien zu den Konsularkomitien, auf denen er für 59, nachdem er sich mit Pompejus und Crassus zu gemeinsamer polit.
Wirksamkeit, dem sog. ersten Triumvirat (s. d.), verbunden hatte, mit MarcusCalpurnius Bibulus, einem Optimaten, zum Konsul
gewählt wurde. Cäsar war die treibende und leitende Kraft
[* 30] dieses Dreimännerbundes. Er zog auch
allein von dem Bunde bleibenden Vorteil, wenngleich er seinen Genossen für den Augenblick Erfolge verschaffte.
Trotz des Widerstandes seines Kollegen Bibulus und der optimatischen Partei ward zunächst das vom Senat zurückgewiesene agrarische
Gesetz, welches das ital. Staatsland (hauptsächlich das Gebiet von Capua) an arme Bürger zu verteilen gebot, vom Volke
angenommen, worauf dann 20000 Kolonisten, zumeist Veteranen des Pompejus, dort angesiedelt wurden; durch andere Gesetzvorschläge
C.s wurden zu Gunsten der Ritter, die man gewinnen wollte, die Pachtgelder um ein Drittel gemindert und die von Pompejus
in Asien getroffenen Einrichtungen bestätigt. Cäsar selbst erhielt durch ein vom Volkstribunen P. Vatinius eingebrachtes
Gesetz die Statthalterschaft des diesseitigen (cisalpinischen) Gallien nebst Illyricum und den Oberbefehl über die drei dort
stehenden Legionen wider den Gebrauch vom Volke auf 5 Jahre erteilt; der Senat fügte selbst, um einem neuen Eingriff des Volks
in seine Rechte zuvorzukommen, das jenseitige Gallien (die ProvinzGallia Narbonensis), wo ebenfalls eine
Legion stand, hinzu.
Mit Absicht hatte sich Cäsar gerade diese Provinzen zuteilen lassen; er blieb so der Hauptstadt nahe, zugleich bot sich ihm Gelegenheit,
das röm. Reichsgebiet zu erweitern und sich ein ergebenes kriegsgeübtes Heer zu schaffen. Den Bund mit Pompejus hatte er
durch dessen Verheiratung mit seiner Tochter Julia gefestigt, er selbst vermählte sich in dritter Ehe
mit Calpurnia, der Tochter des einen der von den Triumvirn für das J. 58 ausersehenen Konsuln, Cn. CalpurniusPiso.
Erst nachdem ein Versuch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, gescheitert und außerdem die Wortführer der Optimaten, Cicero
und Cato, durch Clodius von Rom entfernt waren, ging Cäsar 58 in seine Provinz. Noch 58 überschritt er, als
die von den Germanen gedrängten Helvetier durch Gallien zogen, um sich dort neue Wohnsitze zu erwerben, ohne Auftrag des Senats
die Grenzen
[* 31] der Provinz und eröffnete eine Reihe von Feldzügen, durch die das Land zwischen der bisherigen
gallischen Provinz, dem Rhein, dem Ocean und den Pyrenäen größtenteils der röm. Herrschaft unterworfen
ward.
Gleich zum Beginn zwang Cäsar durch die Schlacht bei Bibracte (auf dem Mont Beuvray westlich von Antun) die Helvetier zur Heimkehr,
und bald darauf trieb er durch einen Sieg über die Germanen in der Gegend von Mülhausen im Elsaß Ariovist
(s. d.) über den Rhein zurück. Auf die Nachricht, daß die mächtige und tapfere
Konföderation der belg. Völkerschaften im nördl. Gallien sich rüstete, zog Cäsar mit acht Legionen 57 ihnen entgegen. Das vom
Könige der Suessionen, Galba, befehligte, gegen 300000 Mann starke belg. Heer zerstreute sich, als er
sich an der Arona (Aisne) ihm gegenüber lagerte, nach einem erfolglosen Angriff. Mehrere Völker unterwarfen sich, andere, die
einen neuen engern Bund gebildet hatten, darunter vor allen die Nervier, wagten an der Sambre einen Überfall, wurden aber ebenfalls
besiegt.
Im April 56 hatte Cäsar eine Zusammenkunft mit Crassus in Ravenna und Pompejus in
Luca (dem heutigen Lucca),
[* 32] wozu sich eine große Menge anderer röm. Vornehmer (man zählte über 200 Senatoren) einfanden;
es wurde verabredet, daß Pompejus und Crassus das Konsulat des J. 55, und Pompejus Spanien, CrassusSyrien auf 5 Jahre als Provinz
erhalten sollten; Cäsar wurde die Verlängerung seiner Statthalterschaft auf weitere 5 Jahre
(bis Ende 49) und die Befugnis, seine Legionen bis auf zehn zu vermehren und aus der Staatskasse zu besolden, zugesichert.
Darauf unterwarf Cäsar noch 56 die Veneter, Uneller und andere Völkerschaften der heutigen Bretagne und Normandie und eroberte
einen großen TeilAquitaniens; fast ganz Gallien von den Pyrenäen bis zu der belg. Küste gehorchte nun
der röm. Herrschaft. Im Frühjahr 55 wandte sich sodann Cäsar gegen die Usipeter und Tenchterer, die von den Sueven gedrängt,
über den Rhein in das Gebiet der Belgen eingerückt waren. Er zersprengte sie und machte sie größtenteils
nieder.
Neben der Eroberungslust führte Cäsar die Absicht, die neuen Eroberungen gegen die östl. und nördl.
Nachbarvölker zu sichern, in demselben Jahre nach Germanien
[* 33] und Britannien. In das german. Gebiet gelangte er über eine Pfahlbrücke,
die er zwischen Koblenz
[* 34] und Andernach über den Rhein schlug; nach 18tägigem Aufenthalt kehrte er zurück,
ohne daß sich ihm ein Feind in den Weg gestellt, aber auch ohne daß er selbst die Sueven in der von ihnen gewählten festen
Stellung aufzusuchen für gut gefunden hatte.
Nach Britannien setzte er mit nur zwei Legionen über (wahrscheinlich aus der Gegend von Wimereux nach der von Dover),
[* 35] erzwang gegen die Übermacht der Feinde die Landung und schlug die gegen sein Lager
[* 36] andrängenden Feinde, ging aber bald
wieder nach Gallien zurück. Im J. 54 wiederholte er (von dem beim jetzigen Wissant gelegenen Portus Itius aus) mit fünf Legionen
die Fahrt, und diesmal drang er in das Land ein. Die Völker im Süden und Norden
[* 37] des Ausflusses der Themse,
auch der tapfere Cassivellaunus, der mehrere Stämme jener Gegend zu einem Reiche vereinigt hatte, wurden zur Anerkennung der
röm. Oberherrschaft und zur Stellung von Geiseln genötigt, die Cäsar mit sich nach Gallien nahm.
Hier zwang ihn eine Mißernte, die Winterlager der Legionen weiter als sonst auseinanderzulegen. Diese
Gelegenheit benutzten mehrere Völkerschaften des nördl. Gallien, voran die Eburonen unter ihren Fürsten Ambiorix und Catuvolcus,
zur Empörung, die zwar von Cäsar bald unterdrückt wurde, aber im stillen fortglimmte. Cäsar sah sich genötigt,
noch gegen Ende des Winters selbst in die aufständischen Gebiete der Nervier, Senonen und Carnuten einzurücken.
Er unterwarf nunmehr auch die bisher unbezwungenen Menapier, während sein Legat Labienus die Trevirer niederschlug. Aus dem
Gebiete der letztern zog Cäsar dann zum zweitenmal über den Rhein, kehrte aber sogleich wieder um und vernichtete
den am Aufstande besonders beteiligten Stamm der Eburonen.
Furchtbarer aber als alle frühern war der Aufstand, zu dessen Ausbruch im folgenden Winter (53, 52) die
Carnuten durch die Ermordung der röm. Kaufleute und Wucherer in Cenabum (Orléans)
[* 38] das Zeichen gaben. Die Gallier hatten eingesehen,
wie nachteilig ihre Vereinzelung ihnen gewesen; viele Stämme, diesmal außer den Carnuten namentlich Stämme des
mittlern und südl. Galliens, insbesondere die Arverner, vereinigten sich jetzt und erkannten den Arverner Vercingetorix als
Oberan-
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¶
mehr
führer an, einen hochbegabten von glühender Vaterlandsliebe erfüllten Mann, der auch als Feldherr seiner Aufgabe vollauf
gewachsen war. Sein Plan ging dahin, durch Verödung des Landes Cäsar alles Unterhalts zu berauben und dann zu schlagen. Cäsar zog
bei Agedincum (Sens) sein Heer zusammen und rückte, nachdem er die Stadt Cenabum verbrannt, in das Land der
Biturigen. Nur das feste Avaricum (Bourges) hatten diese bei der allgemeinen Verwüstung verschont; es ward nach hartnäckiger
Verteidigung erobert, ohne daß Vercingetorix es hindern konnte.
Dagegen ward Cäsar durch ihn von Gergovia (jetzt Gergoie in der Auvergne) zurückgetrieben. Jetzt fielen auch die Äduer von ab,
und in kurzem hatte sich der Aufstand fast über ganz Gallien ausgebreitet. Dennoch ging Cäsar nicht in den Süden, in die alte
Provinz zurück. Er vereinigte sich mit Labienus, der bei Lutetia, dem heutigen Paris,
[* 40] einen Sieg gewonnen hatte, und zog nach
Osten nach der Saône, dem Gebiete der Sequaner zu. Erst dort griff Vercingetorix an, wurde aber
geschlagen und auf Alesia (s. d.) zurückgeworfen.
Vor Alesia, das stark befestigt und mit Vorräten wohl ausgestattet worden war, wogte jetzt der Kampf lange unentschieden
hin und her. Glänzend und tapfer verteidigte sich Vercingetorix gegen C.s zähe und kühne Belagerung. Erst als
das große gallische Heer, das ihm Ersatz bringen sollte, durch Cäsar zersprengt war, ergab er sich. Der gallische Aufstand war
damit gebrochen. Vercingetorix ward 6 Jahre später (46 v. Chr.) im Triumph aufgeführt und enthauptet. Die Unterwerfung Galliens
ward 51 beendigt, und nachdem im Winter darauf die Verhältnisse der neuen Provinz mit möglichster Schonung
ihrer alten Staatseinrichtungen geordnet worden, ging Cäsar 50 nach Italien, wo die Lage der Dinge seine Gegenwart dringend forderte.
Der Triumvirat war damals bereits zersprengt, Crassus war 53 im Kampfe gegen die Parther gefallen. Das Band
[* 41] zwischen Cäsar und
Pompejus hatte sich durch den Tod der Julia 54 gelockert, 52 war Pompejus sogar offen an die Spitze der
Optimaten getreten. Nur durch Vercingetorix' Aufstand war der Bürgerkrieg vermieden worden. Jetzt kam es wirklich zum Bruch.
C.s anfangs fünfjährige, dann auf weitere 5 Jahre verlängerte Statthalterschaft lief Ende 49 ab; für das J. 48 wünschte
Cäsar sich wieder um das Konsulat zu bewerben.
Ein Plebiscit von 52 hatte ihm ausdrücklich gestattet, daß dies ohne seine Anwesenheit in Rom geschehen könnte, damit war
zugleich eine Verlängerung von C.s Statthalterschaft bis zu dieser Zeit ausgesprochen. Dieser Beschluß wurde von den Optimaten
mit Bezug auf ein 52 von Pompejus veröffentlichtes Gesetz, daß niemand sich abwesend um das Konsulat
bewerben dürfe, angefochten. Man fürchtete Cäsar, ohne sich doch zu energischen Maßregeln gegen ihn aufraffen
zu können.
Die Verhandlungen gingen hin und her. Im Dez. 50 stellte endlich C.s Parteigänger, der Volkstribun Cäsar Curio, den Antrag, daß
die beiden Machthaber Cäsar und Pompejus ihren Befehl gleichzeitig niederlegen sollten. Der Antrag wurde vom
Senat mit großer Majorität angenommen, doch wurde die gültige Ausfertigung von den optimatischen Heißspornen hintertrieben.
Sie drängten Pompejus vorwärts und erklärten eigenmächtig Italien in Kriegszustand. Am Ende des Jahres begann Pompejus
ohne gesetzliche Vollmacht in ItalienTruppen auszuheben. Hierauf sendete Cäsar von Ravenna aus den
Curio an den
Senat mit dem letzten Anerbieten, die Statthalterschaft des jenseitigen Gallien sofort niederzulegen und acht seiner Legionen
aufzulösen, wenn man ihm zwei Legionen und die Verwaltung des diesseitigen Gallien bis zum Abschluß der Konsulwahlen für 48 lasse.
Die neuen Konsuln gestatteten aber (1. Jan. 49) kaum, C.s Schreiben vorzulesen; jede Verhandlung darüber
ward verweigert und unter Verletzung der tribunicischen Rechte auf den Antrag des Q. Metellus Scipio, des Schwiegervaters des
Pompejus, vom Senat beschlossen, Cäsar solle bis zum 1. Juli das Heer entlassen und die beiden Provinzen abgeben oder für einen
Feind des Staates gelten. Endlich wurde nach einer mehrtägigen stürmischen Verhandlung, wie nur in Zeiten
der größten Gefahr, den Konsuln diktatorische Gewalt übertragen. Die beiden Tribunen, die zu Cäsar hielten und Intercession
eingelegt hatten, flohen.
Cäsar hatte, nachdem er die Beschlüsse des Senats und die Ankunft der Tribunen zu Ariminum (Rimini) erfahren, den
FlußRubico (s. d.), die Grenze seiner Provinz, nur von einer Legion begleitet, überschritten und hiermit den Krieg erklärt,
«Alea jacta est!» («der Würfel ist gefallen»),
soll er beim Übergang ausgerufen haben. Die ital. Städte fielen ihm als leichte
Beute zu. Pompejus war inItalien nicht hinlänglich gerüstet; mit den Konsuln und den meisten Senatoren
war er deshalb von Rom nach Brundisium (Brindisi) zurückgewichen, um nach Griechenland
[* 42] überzusetzen. Und hieran vermochte ihn
Cäsar, der indes zwei seiner Legionenan sich gezogen, dazu drei neue gebildet hatte und ihn mit diesen in Brundisium belagerte,
nicht zu hindern: in der Nacht des 17. März gelang es Pompejus, mit dem Reste seiner Armee sich einzuschiffen.
Aber in der kurzen Zeit von 2 Monaten war Cäsar Herr von Italien geworden. Auch Sicilien und Sardinien
[* 43] kamen bald und leicht in
seine Gewalt; nur der Versuch, Afrika zu erobern, endete mit dem Untergang des ausgesandten Führers (Curio)
und Heers. Cäsar war indes von Rom, wo er sich des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach Spanien gegangen. Dort standen sieben
Legionen Pompejanischer Veteranen unter LuciusAfranius, Marcus Petrejus und MarcusVarro. Die beiden erstern wurden von Cäsar nach
schwierigen und oft für Cäsar ungünstigen Kämpfen Anfang Aug. 49 gezwungen, zu kapitulieren;
Varro mußte bald darauf ihrem Beispiel folgen.
Auch Massalia (Marseille),
[* 44] das während dieser ganzen Zeit belagert worden war, ergab sich bei C.s Rückkehr aus Spanien. In
Rom blieb Cäsar nur kurze Zeit; er bekleidete 11 Tage lang die Diktatur und ordnete vorläufig die arg verwirrten Verhältnisse,
außerdem ließ er sich zum Konsul für das J. 48 wählen. Mitte Dezember brach er dann mit sechs Legionen
von Brundisium gegen Pompejus auf, der inzwischen zu Thessalonich sich gerüstet und eine gewaltige Streitmacht (11 Legionen, 7000 Reiter
und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste zusammengezogeben hatte. Cäsar selbst brachte
seine Truppen glücklich über das Meer. Die Überfahrt eines Nachschubs von vier Legionen unter MarcusAntonius zu Anfang des
J. 48 ward durch die energischen Operationen der von Marcus Bibulus geleiteten Pompejanischen Flotte nur mit erheblichem Verluste
bewerkstelligt. Nach der glücklich ausgeführten Vereinigung geriet das Heer wegen Mangels an Lebensmitteln
in Not; dazu kam Pom-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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