Cäre
(von den Griechen früher Agylla, phönik. »die
runde«, genannt), alte Stadt im südlichen
Etrurien, gehörte zu den
Zwölfstädten, war mit
Mauern aus gewaltigen Steinblöcke
umgeben und in alten
Zeiten reich und blühend. Der Wohlstand Cäres
gründete sich neben
Getreide- und
Weinbau namentlich auf
Handel. Für seine
Verbindung mit
Griechenland
[* 2] sowie für seinen
Reichtum zeugte sein Schatzhaus in
Delphi.
Am
Meer besaß es eine griechische sowie eine karthagische
Faktorei, jene Pyrgi (jetzt
San Severo), diese in römischer Zeit
Punicum (jetzt
Santa Marinella) genannt. 353
v. Chr. von den
Römern, gegen welche sich Cäre
mit andern etruskischen
Städten erhoben hatte, unterworfen, mußte es die Hälfte seines Gebiets abtreten und bekam das römische
Bürgerrecht ohne
Wahl- und
Ehrenrechte; es mußte alle
Lasten der römischen
Bürger tragen, ohne deren
Rechte zu besitzen. Diese Form der Unterthänigkeit,
die von
¶
mehr
den Römern vielen andern Städten Italiens
[* 4] aufgezwungen wurde, wird daher häufig als Cäritisches Recht bezeichnet. Cäre
verlor
mit der Zeit seinen Wohlstand und blieb unbedeutend. Erst in der Kaiserzeit gelangte es wieder zu einiger Blüte
[* 5] durch seine
Warmbäder, die unter dem Namen Bagni del Sasso noch jetzt im Gebrauch sind. Seit dem 4. Jahrh. hatte es
seine eignen Bischöfe und verfiel erst im 13. Jahrh. gänzlich. Jetzt steht Cervetri (aus Caere vetus entstanden), ein malerisch
am Berghang gelegenes Dorf mit einem Palast der Ruspoli (die sich »Fürsten von Cervetri« nennen), an Stelle des alten Cäre.
Demselben
nordwestlich gegenüber, aus dem Hügel La Banditaccia, wurde 1536 die äußerst merkwürdige Nekropolis
der alten Tyrrhenerstadt aufgefunden.
Sie enthält Reihen von Grabkammern in niedern Felsen, selten über 4 m hoch, ohne architektonische Fassaden, dem etruskischen Wohnhaus [* 6] nachgebildet und mit häuslicher bequemer Einrichtung, meist ein großer Zentralraum, auf den sich Nebenkammern öffnen, mit Steinbänken für die Toten längs der drei Seiten, die Decken mit flachen Giebeln (vgl. Abbildung). Merkwürdig besonders das Grab der Tarquinier (Tarchnas) und die Grotta dei Rilievi. Im übrigen ist von den Mauern und Bauwerken der alten Stadt wenig mehr vorhanden.
Vgl. Dennis, Cities and cemeteries of Etruria (2. Aufl., Lond. 1878).