Cadre
(franz.), s. Kadre.
272 Wörter, 1'941 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(franz.), s. Kadre.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
in der Mehrzahl Cadres (frz., spr. kahdr), d. h. Rahmen, werden bei den Truppen die zur taktischen Führung der Unterabteilungen notwendigen Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute genannt. Sie bilden die Einfassung in der Formation, daher die Benennung. Tritt dazu noch eine Anzahl Soldaten, so entsteht der Stamm einer Truppenabteilung, zuweilen auch Cadre genannt. Wer gute Truppen haben will, muß für tüchtige Cadre und Stämme sorgen. Die Alten legten der Einrahmung ihrer Kriegerabteilungen großen Wert bei. In der griech. und macedon. Phalanx war das erste Glied aus allen Rottenführern gebildet, in der röm. Legion das Manipel wie die Kohorte von den Centurionen und Dekurionen eingefaßt. Die großen Gevierthaufen der Landsknechte bildeten ihr erstes «Blatt» (Glied) aus allen Rottmeistern und Doppelsöldnern - oft traten zur Schlacht alle Hauptleute hinein. Bei den stehenden Heeren und den neuern taktischen Formen wurden die Cadre nicht bloß zum Vorkampf, sondern wesentlich zur Führung der Unterabteilungen bestimmt und mit deren Stärke in ein Verhältnis gebracht, das in den Armeen und bei den einzelnen Truppengattungen verschieden ist.
Cadresystem nennt man im Gegensatz zum reinen Milizsystem diejenige Heereseinrichtung, bei der im Frieden der größte Teil der Mannschaft beurlaubt oder vakant geführt, die sonstige Organisation aber wie im Kriege beibehalten wird, sodaß beim Übergang vom Friedens- auf den Kriegsfuß nur die Einstellung der beurlaubten Mannschaft oder Reserven erforderlich ist. Für den Staatshaushalt ersprießlich, ist doch ein zu weit ausgedehntes Cadresystem der Kriegstüchtigkeit des Heers nachteilig.
Cadremanöver sind Übungen im Gelände, bei denen ganze Truppenabteilungen nur durch einzelne Personen markiert werden. Dergleichen Übungen sind in neuerer Zeit besonders in Frankreich und Italien zur taktischen Ausbildung der Cadre in Gebrauch gekommen.