Titel
Caboto
(Cabot), 1) Giovanni oder John, berühmter Seefahrer, Zeitgenosse des Kolumbus und Entdecker des nordamerikanischen Festlandes, wurde um 1420 zu Genua [* 2] geboren und siedelte nach Venedig [* 3] über, von wo ihn Handelsverbindungen etwa 1475 nach Bristol in England führten, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Die Schiffahrtsverbindungen Bristols mit Island [* 4] veranlaßten ihn zu Fahrten nach N. und W., wobei er, schon von 1490 an, bestrebt war, einen Weg nach Kathai (China) [* 5] zur See zu finden.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen entdeckte er endlich also vor Kolumbus, das amerikanische Festland, das er Terra de prima Vista nannte, und davor die St. Johnsinsel. Höchst wahrscheinlich war es ein Teil von Labrador, den er gefunden. Zu einer neuen Reise in den westlichen Meeren erhielt er von König Heinrich VII. ein Patent, welches ihm das Handelsmonopol in den zu entdeckenden Ländern verlieh. Im Mai 1497 segelte er mit vier Schiffen, begleitet von seinem Sohn Sebastian, ab, fand abermals das amerikanische Festland (die Küste von Labrador, etwa unter 56-57° nördl. Br.) und nahm es für England in Besitz. Im August desselben Jahrs langte er wieder in Bristol an in der festen Überzeugung, »das Land des Großchans« auf westlichem Wege gefunden zu haben. Er starb 1498.
2) Sebastiano, der ebenbürtige Sohn des vorigen, geb. 1473 zu Venedig, trat mit Erfolg in die Fußstapfen des Vaters. Er entdeckte 1498 Neufundland, das er nach dem Reichtum an Kabeljaus Terra de Bacalao nannte, segelte an der Küste der heutigen Vereinigten Staaten [* 6] nach S. bis in die Gegend Carolinas und kehrte dann zurück. Von Spanien [* 7] aus suchte man nun den in England spärlich unterstützten kühnen Seefahrer zu gewinnen, was auch wirklich auf kurze Zeit (1512-16) gelang, bis ihn Heinrich VIII. nach England zurückberief.
Abermals von Bristol 1517 aus segelnd, war er für die Auffindung einer nordwestlichen Durchfahrt thätig und entdeckte zuerst die Straße und Bai, welche jetzt den Namen Hudsons tragen, während ihm die Ehre gebührt, als der erste in jene Gegenden vorgedrungen zu sein. Von Karl V. nach Spanien berufen und als Piloto mayor angestellt, unternahm er in dessen Auftrag von 1526 bis 1530 eine Reise nach Südamerika, [* 8] die ihn nach der Magelhaensstraße, in den La Plata und der brasilischen Küste entlang führte. Er hatte dabei wiederholt mit Meuterei seiner Mannschaft zu kämpfen, die ihn verhinderte, diese Reisen fruchtbringender zu gestalten, als sie ausfielen.
Seine selbst niedergeschriebene
Reisebeschreibung hat sich nicht erhalten, wohl aber eine Weltkarte, auf der er seine
Reisen
verzeichnete. Caboto
war einer der tüchtigsten Kosmographen und Seefahrer seiner Zeit, dessen
Verdienste erst neuerdings gebührend ans
Licht
[* 9] gestellt wurden. Er starb um 1557 in
London.
[* 10]
Vgl. Biddle, Memoir of Sebastian Cabot (Lond. 1832);
d'Avezac, Les navigateurs terre-neuviens Jean et Sébastien Cabot (Par. 1869);
Nicholls, Life, adventures and discoveries of Sebastian Cabot (Lond. 1869);