Bildern: der Tod des Moses (1852), der heil. Ludwig (1855) u. a., noch durchaus an die strengen akademischen Regeln, offenbarte
jedoch schon innerhalb derselben ein tüchtiges Talent für Zeichnung und Komposition. Der modernen Empfindungsweise näherte
er sich in dem Bilde: die Witwe des Kapellmeisters, welche mit ihren Kindern den Klängen der Orgel lauscht,
auf der die älteste Tochter die Werke des Verstorbenen zu spielen scheint (1859). In dem florentinischen Dichter, welcher
einigen Männern und Frauen seine Gedichte vorträgt (1861), sind die Gestalten aus der Zeit der Frührenaissance von höchstem
Adel und reiner Anmut.
Durchgreifenden Erfolg errang jedoch Cabanel erst, als er zu mythologischen Stoffen und damit zur Darstellung
des Nackten überging. Er sieht es in der Behandlung des Fleisches nicht sowohl auf eine packende Naturwahrheit und Körperhaftigkeit
ab, er gibt ihm vielmehr einen rosigen Ton, der nebst der üppigen Linienführung an die Werke Bouchers und andrer Meister des
Rokoko erinnert. In seinem ersten Bilde der Art, der vom Faun entführten Nymphe (1861), ist das Kolorit noch
etwas kräftiger; in seiner Geburt der Venus (1863), die als sein Hauptwerk gilt, ist der Ton dagegen ganz matt und weichlich.
Dieses Bild wurde für das kaiserliche Haus angekauft. Noch bedenklicher wird die üppig quellende Nacktheit
bei Bildern auf religiösem Gebiet. In der Weltausstellung von 1867 hatte Cabanel ein Kolossalbild: die Vertreibung aus dem Paradies,
ausgestellt, zu welchem der König von Bayern
[* 5] den Auftrag gegeben, und das sich jetzt im Maximilianeum in München
[* 6] befindet.
Die anmutige dekorative Wirkung seiner Malweise verwertete Cabanel bei der Ausmalung des HotelsEmilePereires.
Er folgte hierbei den französischen Freskomalern des 18. Jahrh., und so zeigte auch in der
WienerWeltausstellung von 1873 der Triumph der Flora (ein kolossales Deckenbild in Ovalform, für einen Plafond des Louvre bestimmt)
die Kompositionsweise und die rosige Farbe derselben.
SeinTod der Francesca da Rimini und des PaoloMalatesta auf derselben Ausstellung fesselte trotz der allzu
gesuchten Realistik durch die Energie der Auffassung. Auch als Porträtmaler ist Cabanel sehr beliebt, namentlich bei der vornehmen
Damenwelt, da er es versteht, den Herzoginnen, Gräfinnen und Marquisen durch sein frostiges, gedämpftes Kolorit ein interessantes
und distinguiertes Aussehen zu geben und allen Launen der Mode in der Wiedergabe der Toilette mit geschicktem
Pinsel zu folgen. Minder glücklich ist er in männlichen Bildnissen, wie in dem PorträtNapoleons III. (1864). Sein letztes größeres
Werk sind Momente aus dem Leben des heil. Ludwig für das Pantheon. Er ist Mitglied des Instituts und Professor
an der École des beaux-arts.
Alexandre, franz. Historienmaler, geb. zu
Montpellier, folgte als Schüler Picots anfangs noch der klassischen Weise Davids, z. B.
in seinen Bildern: Tod des Moses (1852) und Verherrlichung des heil. Ludwig (1855, Museum des Luxembourg), zeigte aber schon
damals ein bedeutendes Talent für Komposition. Zu einem modernen Gegenstand griff er dann in dem Genrebild:
die Witwe des Kapellmeisters (1859), und wiederum in die Renaissancezeit in dem florentinischen Dichter (1861), einem Bild
von höchstem Adel und einer gewissen elegischen Stimmung.
Den größten Beifall aber fand er, als er die Schönheit der nackten menschlichen Gestalt mit der Wärme
des sinnlichen Lebens darstellte, aber weniger in realer Naturwahrheit und Körperlichkeit als in einem bläulichrosigen
Ton des Fleisches und üppig geschwungenen Linien des Körpers. Das erste Bild dieser Art war die vom Faun entführte Nymphe
(1861); noch ziemlich kräftig im Kolorit, matter und bläulichsilbern ist dagegen das Kolorit in seinem
Hauptwerk: Geburt der Venus (1863), die freilich keine Göttin mehr ist, sondern eine schöne, wollüstig auf den Wellen
sich hinstreckende Frau. Noch bedenklicher ist die Nacktheit in dem Kolossalbild des Sündenfalls, das ins Maximilianeum
zu München kam. Daß er übrigens in dekorativen Bildern eine anmutige Wirkung hervorzubringen weiß,
zeigen seine Arbeiten im Hôtel Péreire in Paris, worin er den französischen Freskomalern des 18. Jahrh.
folgte; ähnlich (1873): der
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Triumph der Flora als ovales Deckenbild für einen Plafond im Louvre, von großer Schönheit in den Formen, aber ohne große
Phantasie und Empfindung. Auch der 1870 ausgestellte Tod der Francesca da Rimini und des Paolo Malatesta (Museum des Luxembourg)
zeigte bei aller Sorgfalt der Ausführung doch eine allzu theatralische Komposition. Als Porträtmaler
ist er weniger in der Männerwelt beliebt (Porträt Napoleons III. und des Ministers Rouher) als in der Welt der Frauen,
die er mit Feinheit und Grazie wiederzugeben weiß. 1855 erhielt er das Ritter- und 1864 das Offizierkreuz der Ehrenlegion. 1863 wurde
er Mitglied des Institut de France.
Alexandre, franz. Maler, geb. zu Montpellier, besuchte in Paris das Atelier von Picot und erhielt 1845 das
fünfjährige Stipendium zum Besuch der franz. Akademie in Rom.
[* 10] Nach seiner Rückkehr aus Italien
[* 11] schuf er,
der klassischen RichtungDavids folgend, eine Reihe von Werken, wie das Begräbnis des Moses (1852), die Verklärung Ludwigs des
Heiligen (1855). Andere seiner Bilder, wie die Courtisane Aglae (1857; Rotterdam),
[* 12] Othello (1858), der Nymphenraub (1861; in
den Tuilerien), die Geburt der Venus (sein Hauptwerk, 1863; Paris, Luxembourg), die Vertreibung aus dem Paradiese
(1867; im Maximilianeum zu München), sind sorgfältig komponiert, in der Darstellung üppiger Frauengestalten von großer
zeichnerischer Schönheit, doch von akademischer Glätte des Tons. Eigenartiger, freier und kräftiger zeigte sich die Thätigkeit
des Künstlers in Deckengemälden, die er in mehrern Privatgebäuden zu Paris ausführte; so: Triumph der
Flora (Deckenbild, auf
der Wiener Weltausstellung 1873). Auf derselben Ausstellung erregte sein Tod der Francesca da Rimini und
des Paolo MalatestaAufmerksamkeit durch die realistische Auffassung. Er starb in Paris.