Cœuve
,
deutsch Kuef (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). 456 m. Gem. und Pfarrdorf, in sehr fruchtbarem, von der Strasse Pruntrut-Altkirch (im Elsass) durchzogenem Thalkessel; 4,5 km nö. Pruntrut und 3,5 km w. der Station Vendlincourt der Linie Pruntrut-Bonfol. Postablage, Telephon; Postwagen Pruntrut-Lugnez. 166 Häuser, 757 kathol. Ew. französischer Zunge. Ackerbau und Viehzucht, schöner Pferdeschlag; Holzhandel, Käserei, Uhren- und Holzschuhindustrie.
Viele Obstbäume, Getreide- und Rapsbau. N. und w. vom Dorf prachtvolle
Tannen- und Buchenwaldungen. Die beiden fruchtbaren
kleinen Hochflächen w. (540 m) und ö. (500 m) vom Dorf sind stellenweise von
Dolinen (emposieux) durchsetzt, in denen das
Oberflächenwasser verschwindet, um tiefer unten mitten im Dorf wieder zu Tage zu treten und eine Reihe
von steinernen
Bassins zu speisen. Es ist dies die Quelle der
Cœuvate, Covate oder
Cauvate. Etwas w. über Cœuve
der Bauernhof
Sur le Mont, ein beliebter Ausflugspunkt der Bewohner von
Pruntrut und Umgebung, mit schöner Aussicht auf Vogesen, Schwarzwald
und
Jura.
Die aus 1317 stammende Kirche von Cœuve
ist zweimal, 1750 und 1825, umgebaut worden.
Schloss aus dem 11. oder 12. Jahrhundert,
mehrere
Male renoviert; 1602 an Christoph von Blarer, Fürstbischof von Basel,
verkauft, 1646-1724 Eigentum der Familie von
Ligerz
(Gléresse), die im letztgenannten Jahre nach
Pruntrut übersiedelte und dort das Ligerzerschloss (Hôtel
de
Gléresse) erbaute, das heute Sitz der Bezirksverwaltung ist. Neuer Besitzer des
Schlosses von Cœuve
wurde der
Baron von
Ramschwag, der es zur Zeit des Bauernaufstandes von 1730-40 an den
Bischof von Basel,
seinen Onkel, abtrat. Zur Sommerresidenz der
Fürstbischöfe von Basel
umgestaltet, wurde das
Schloss während der französischen Revolution als Staatseigentum
erklärt und verkauft; heute Gasthaus, wo alljährlich am ersten Sonntag im Mai die Jugend aus der Umgebung zu fröhlichem
Tanzfest zusammenzukommen pflegt.
Urkundlich erscheint Cœuve
zum erstenmal 1170 als Cova;
1225: Chova;
1337: Cufa;
1410: Cauva. Bis 1802 der Kirchgemeinde Pruntrut zugeteilt, aber mit eigenem, vom Pfarrer von Pruntrut ernannten Pfarrvikar.
Von
Napoleon I. 1802 zur
eigenen Kirchgemeinde erhoben, die während des ganzen seither verflossenen Jahrhunderts von nur 4 Pfarrern ministriert worden
ist. In Cœuve
sind eine Menge von römischen Silbermünzen gefunden worden, von denen mehr als 400 in den Sammlungen der
Kantonsschule zu
Pruntrut aufbewahrt werden. Zur Zeit der alten Verfassung war Cœuve
der Hauptort des
gleichnamigen Verwaltungskreises (mairie), der ausserdem noch die
Dörfer und Gemeinden Beurnevésin,
Bonfol,
Damphreux,
Lugnez,
Montignez und
Vendlincourt umschloss.
Cœuve
rühmt sich mit Recht, die Heimat einer Reihe von ausgezeichneten Männern zu sein: des Chorherrn an der Pfarrkirche
von Neuenburg
Jean de Cœuve
, genannt
Jean de Couthenans;
des Abtes von Bellelay Jean Pierre Cuenat, Verfasser von interessanten Aufzeichnungen aus den Jahren 1639-1659;
von Fridolin Lion, eines des Führers des Bauernaufstandes und Unglücksgefährten von Pierre Péquignat aus Courgenay;
des berühmten Historikers J. Trouillat, Verfassers der Monuments de l'Evêché de Bâle. (Vergl. Abbé Daucourt. Dictionnaire historique des paroisses du Jura).