Buß
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Franz Joseph, Führer der ultramontanen Partei in Baden, [* 3] geb. zu Zell am Harmersbach, studierte Philosophie, Medizin und Jurisprudenz, promovierte in diesen drei Fakultäten und habilitierte sich 1824 als Privatdozent in Freiburg, [* 4] wo er 1833 eine außerordentliche und 1836 eine ordentliche Professur für Rechts- und Staatswissenschaft erhielt. Als Mitglied der badischen Zweiten Kammer stand er 1837 und 1846 im Gegensatz zu seinen früher ausgesprochenen liberalen Grundsätzen auf seiten der streng kirchlichen Partei, weshalb er beidemal nach kurzer Zeit sein Mandat niederlegte, da sein Auftreten den Erwartungen seiner Wähler nicht entsprach.
In das Frankfurter Parlament von einem westfälischen Bezirk 1848 gewählt, war er einer der eifrigsten Führer der großdeutsch-katholischen Richtung. Auch außerhalb des Parlaments übte er eine umfassende Agitation aus und suchte durch zahlreiche gegen den Deutschkatholizismus und gegen Preußen [* 5] gerichtete Flugschriften namentlich die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat zu verfechten. Zugleich stiftete er eine große Menge von katholischen Vereinen und wurde 1848 Präsident der zu Mainz [* 6] tagenden Pius-Vereine.
Überhaupt war er für Unterricht, Mission und Erziehung in streng katholischer Richtung auf jede Weise thätig, befürwortete die Errichtung katholischer Universitäten und eiferte für den Jesuitenorden, so in den Schriften: »Die Aufgabe des katholischen Teils deutscher Nation« (Regensb. 1851),
»Die Gesellschaft Jesu, ihr Zweck, ihre Satzungen, Geschichte etc.« (Mainz 1853, 2 Bde.). Sonst schrieb er noch: »Geschichte und System der Staatswissenschaft« (Karlsr. 1839, 3 Bde.),
»Urkundliche Geschichte des National- und Territorialkirchentums in der katholischen Kirche Deutschlands« [* 7] (Schaffh. 1851),
»Der heil. Thomas, Erzbischof von Canterbury« (Mainz 1856),
»Österreichs Umbau in Kirche und Staat« (Wien [* 8] 1863, Bd. 1) und bearbeitete mehrere fremde, auf Staatswirtschaft bezügliche Werke. 1863 wurde in den österreichischen Ritterstand erhoben. Im Oktober 1873 ward er vom Wahlbezirk Achern wieder in die badische Abgeordnetenkammer, 1874 von dem Wahlbezirk Tauberbischofsheim in den Reichstag gewählt und trat dort in das Zentrum ein. Er starb in Freiburg. Aus seinem Nachlaß erschien »Winfried-Bonifacius« (Graz [* 9] 1880).