Burtscheid
(Burscheid), blühende Fabrikstadt im preuß. Regierungsbezirk Aachen, [* 3] an der Wurm [* 4] und am Abhang eines steilen Hügels, südöstlich von der Stadt Aachen (s. »Plan von Aachen«),
mit der es durch eine
Pferdebahn verbunden ist, am
Bahnhof
Aachen der
Köln-Herbesthaler
Eisenbahn. hat eine evangelische und 2 kath.
Kirchen, eine mit
Aachen gemeinschaftliche
Handelskammer,
Gas- und
Wasserleitung,
[* 5]
Kanalisation und (1880) 10,989 Einw. (1201
Evangelische). Burtscheid
liefert fast dieselben
Fabrikerzeugnisse wie
Aachen. Vorzüglich wichtig sind die
Tuch-,
Buckskin- und Kasimirfabriken (20); dann
Streich- und Kammgarnspinnerei,
mechanische
Webereien,
Färbereien, eine Filztuchfabrik,
Fabriken für
Nadeln,
[* 6]
Kratzen,
Maschinen (4),
Zigarren,
Geldschränke,
Chemikalien,
eine
Eisengießerei,
[* 7]
Farbholzmühlen, Bierbrauerei,
[* 8]
Branntweinbrennerei.
Ebenso ist Burtscheid
gleich
Aachen ein berühmter Badeort. Es besitzt 25
Thermen
(Kochsalzquellen) von einer zwischen 27 und
74° C. variierenden
Temperatur, die mehr oder minder nach
Schwefelwasserstoff riechen, und von denen 12 zu therapeutischen
Zwecken benutzt werden. Unter ihnen hat die höchste
Temperatur die Heißer
Stein-Quelle, die überhaupt die heißeste
Quelle
[* 9] in Mitteleuropa ist; der Viktoriabrunnen (60° C.) wird gewöhnlich zum Trinken benutzt. Die Wirksamkeit
der Burtscheider
Quellen beruht auf ihrem bedeutenden
Gehalt an
Kochsalz, kohlen- und schwefelsaurem
Natron, schwefelsaurem
Kali
und
Kohlensäure; wie die
Aachener
Thermen, werden sie vorzugsweise bei veralteten Rheumatismen, rheumatischen
Neuralgien und
Lähmungen, chronischen Hautausschägen ^[richtig: Hautausschlägen],
Syphilis, chronischen Schleimhautkatarrhen und
Hämorrhoiden
innerlich und als
Bäder angewendet. Übrigens hat auch eine kalte Eisenquelle. Das
Klima
[* 10] von Burtscheid
ist sehr
gesund und selbst Lungenkranken zuträglich. Unter den 13 Badehäusern der Stadt sind das Rosenbad (mit 100
Zimmern und 20
Bädern)
und das
Karlsbad (70
Zimmer und 26 Badekabinette) die größten und schönsten. - Der
Ort ist schon 1108 nachzuweisen,
erhielt aber erst 1338
Stadtrecht. Seine Entstehung verdankt er dem einst berühmten Benediktinerkloster Burtscheid
, welches der griechische
Prinz
Gregorios,
Bruder der Gemahlin
Kaiser
Ottos II., 973 hier gründete, und das 1220 in ein reichsunmittelbares
Cistercienser-Frauenstift
umgewandelt, 1802 aber säkularisiert wurde.
Vgl. Quix, Geschichte der ehemaligen Reichsabtei Burtscheid
(Aachen 1834);
Hamberg und Lersch, Die Burtscheider
Thermen bei
Aachen (das. 1862).