Titel
Burton
(spr. bört'n), 1) John Hill, schott. Historiker und Jurist, geb. zu Aberdeen, studierte am Marischal College und wandte sich, nachdem er eine Zeitlang bei einem Rechtsgelehrten seiner Vaterstadt gearbeitet, der höhern juristischen Karriere zu. 1831 ward er Advokat am schottischen Gerichtshof und verwandte hier seine reichliche Muße auf das Studium des Rechts, der Geschichte und der Nationalökonomie. 1854-68 war Burton Beamter bei der Gefängnisbehörde für Schottland und wurde 1877 zum Kommissar dieser Behörde und zum königlichen Historiographen für Schottland ernannt. Er starb Seine ersten schriftstellerischen Arbeiten auf diesen Gebieten waren Aufsätze (seit 1833) für die »Westminster Review«; später lieferte er auch Beiträge für die »Edinburgh Review« und das »Blackwood's Magazine«.
Außerdem publizierte er folgende größere Schriften: »Manual of the law of Scotland« (1839, zahlreiche Auflagen);
»The law of bankruptcy« (1845);
»Life and correspondence of David Hume« (1846, 2 Tle.);
»Lives of Simon Lord Lovat and Duncan Forbes of Culloden« (1847);
»Political and social economy« und »Emigration« (beides für Chambers' »Library« 1849 u. 1851);
»Narratives from criminal trials in Scotland« (1852, 2 Bde.);
»History of Scotland from the Revolution to the extinction of the last Jacobite insurrection« (1853, 2 Tle.);
»The book-hunter« (1862) und »The Scot abroad« (neue Ausg. 1881),
zwei Sammlungen litterarischer Skizzen;
»The history of Scotland from Agricola's invasion to the revolution of 1688« (2. Aufl. 1873, 8 Bde.),
ein Werk von epochemachende Bedeutung, und endlich »History of the reign of Queen Anne« (1880, 3 Bde.).
2) Richard Francis, brit. Reisender, geb. zu Barbamhouse in Hertfordshire, trat 1842 als Leutnant in die englisch-ostindische Armee, in
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welcher er mit Auszeichnung unter Napier in Sind diente, verließ dieselbe aber bald wieder, um sich gänzlich der Erforschung bisher unbekannter Länder zu widmen, wozu ihn körperliche und geistige Anlagen vorzüglich befähigten. Nach verschiedenen Reisen in Ostindien und der Herausgabe mehrerer Werke, wie: »Sindh and the races that inhabit the valley of the indus« (Lond. 1850),
»Goa and the Blue Mountains« (das. 1851) u. a., welche die Aufmerksamkeit der Londoner Geographischen Gesellschaft auf ihn lenkte, faßte er den Plan, mit Unterstützung der letztern als Muselman verkleidet die heiligen Stätten von Mekka und Medina sowie das unbekannte Innere von Arabien zu besuchen, was seit Burckhardt keinem Nichtmohammedaner gelungen war. Nachdem er sich gründlich mit den religiösen Gebräuchen der Mohammedaner vertraut gemacht hatte, ging er 1853 unter dem Namen Scheich Abdallah von Suez in einem Pilgerschiff nach Janbo, von da zu Fuß nach Medina, dann nach Mekka, wo er der ganzen Feierlichkeit des Hadsch beiwohnen und an der Kaaba beten konnte.
Mit dem Rang eines wirklichen Hadschi (Pilgers) bekleidet, kehrte Burton im Februar 1854 über Dschidda nach Ägypten zurück und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Wanderung in seinem »Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah« (Lond. 1855; 3. Aufl. 1879, 3 Bde.). Die Erfolge dieser ersten Reise Burtons veranlaßten die Londoner Geographische Gesellschaft, den Direktoren der Ostindischen Kompanie die Unterstützung Burtons behufs der Untersuchung des Somalilandes und der Handelsstadt Harar zu empfehlen. In Gesellschaft der Leutnants Herne, Stroyan und Speke und mit allen Hilfsmitteln ausgerüstet, wollte Burton von Aden aus im Sommer 1854 die Expedition antreten; wegen der ausgesprochenen Feindseligkeit der Eingebornen versuchte er aber vorerst Harar ohne seine Begleiter in der Tracht eines mosleminischen Kaufmanns zu erreichen. Er schiffte sich demnach nach dem afrikanischen Hafenort Zeila ein, erreichte glücklich als der erste Europäer Harar und kehrte nach zehntägigem Aufenthalt von dort nach Berbera zurück.
Von hier sollte im April 1855 die eigentliche Reise ins Innere angetreten werden; aber in der Nacht vom ward das Lager von Räubern überfallen, wobei Leutnant Stroyan den Tod fand und die übrigen verwundet wurden. Nach seiner Genesung ward Burton auf dem Kriegsschauplatz in der Krim verwendet, genoß jedoch zuvor die Auszeichnung, von der Londoner Geographischen Gesellschaft mit der großen goldenen Medaille geschmückt zu werden. Seine Hararreise beschrieb er in »First footsteps in Eastern Africa, or an exploration of Harar« (Lond. 1856). War sein Projekt, nördlich des Äquators in das östliche Afrika einzudringen, als gescheitert anzusehen, so richtete er jetzt sein Augenmerk auf die Suaheliküste südlich des Äquators, wo die von den deutschen Missionären in Mombas (Krapf, Ehrhardt und Rebmann) erkundete Existenz von hohen Schneebergen unter dem Äquator, ferner eines großen Binnensees der Enthüllung harrten. und Speke, beide mittlerweile zu Kapitänen aufgerückt, machten sich Ende 1856 mit Unterstützung ihrer Regierung von neuem von Bombay aus auf den Weg und wählten diesmal Sansibar zu ihrem Ausgangspunkt.
Von hier erreichten sie glücklich im Februar 1858 als die ersten Europäer das östliche Gestade des Tanganjika. Die Folgen der Reisebeschwerden nötigten Burton, auf dem Rückweg in Unjanjembe liegen zu bleiben, während sein Begleiter Speke den Ukerewe entdeckte, welchen er Victoriasee nannte. Im März 1859 verließen die Reisenden Sansibar und kamen im Mai in England an. Geschildert hat Burton die Ergebnisse dieser großen Reise in »The lake regions of Central-Africa« (Lond. 1860, 2 Bde.). Dieses Werk und die beiden vorher genannten erschienen in deutscher Bearbeitung von Karl Andree unter dem Titel: »Forschungsreisen in Arabien und Ostafrika, nach den Entdeckungen von Burton, Speke, Krapf etc.« (Leipz. 1861, 2 Bde.). Die Beschreibung Sansibars und der ostafrikanischen Küste veröffentlichte Burton erst weit später in »Zanzibar« (Lond. 1872, 2 Bde.). Das nächste Ziel Burtons waren die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo er namentlich den Mormonen seine Aufmerksamkeit zuwandte. Nachdem er diese Reise in »The city of the Saints and across the Rocky Mountains to California« (2. Aufl., Lond. 1862) beschrieben, begab er sich als britischer Konsul nach der Insel Fernando Po, von wo aus er Abbeokuta besuchte, mit dem deutschen Botaniker Mann das Camerungebirge erstieg und dann in diplomatischer Mission zum König Gelele von Dahomé ging.
Die Resultate seiner westafrikanischen Studien sind niedergelegt in: »Abeokuta and an exploration of the Cameroon Mountains« (Lond. 1863, 2 Bde.) und »A mission to Gelele, king of Dahomey« (2. Aufl., das. 1864, 2 Bde.). Im J. 1864 wurde Burton zum Konsul zu Santos in Brasilien ernannt; er besuchte hier die erzreiche Provinz Minas Geraës und den San Francisco-Strom, die er in »The highlands of Brazil« (Lond. 1868, 2 Bde.) beschrieb. Auf einer amtlichen Reise begab er sich dann 1869 den Parana und Paraguay aufwärts, gerade als der Vernichtungskampf Brasiliens, Argentiniens und Uruguays gegen Paraguay geführt wurde, den Burton nicht ohne Sympathien für Paraguay in den »Letters from the battlefields of Paraguay« (Lond. 1870) schilderte. Im J. 1869 wurde er nach Damaskus als Konsul versetzt, wo er während eines zweijährigen Aufenthalts im Verein mit Thyrwitt Drake in die von räuberischen Beduinen verschlossen gehaltenen Gegenden Syriens vordrang, Palmyra besuchte und reiche anthropologische und archäologische Schätze zurückbrachte. Im Verein mit dem genannten Reisenden schrieb er »Unexplored Syria« (Lond. 1872, 2 Bde.),
machte dann im Sommer 1872 eine Reise in das Innere Islands, deren Ergebnis sein Buch »Ultima Thule« (1875, 2 Bde.) war, und wurde darauf zum britischen Konsul in Triest ernannt, wo er gegenwärtig lebt. In den Jahren 1876 und 1877 untersuchte er im Auftrag des Chedive von Ägypten die alten Goldminen im Land Midian, wobei er die Ruinen vieler alter Städte entdeckte, worüber er in den Werken: »The gold mines of Midian and the ruined Midianite cities« (1878, 2 Bde.) und »The land of Midian revisited« (1879, 2 Bde.) Bericht erstattete.
Außerdem veröffentlichte Burton: »Wit and wisdom from West Africa« (1865);
»Proverbia communia syriaca« (1872);
»Two trips to Gorilla Land and the cataracts of the Congo« (1875, 2 Bde.);
»Etruscan Bologna« (1876);
»Sind revisited, notices of the Anglo-indian army« (1877);
»To the Gold-coast for gold« (mit Cameron, 1882, 2 Bde.) u. a. Auch übersetzte er Camoens' »Lusiaden« (1881) und dessen lyrische Dichtungen (1884) und schrieb eine Biographie des Dichters (1884) mit Kommentar zu den »Lusiaden«. - Seine Gattin Isabel, die Gefährtin seiner spätern Wanderungen, veröffentlichte: »AEI. Arabia, Egypt, India; narrative of travel« (1879) und »The inner life of Syria, Palestine and the Holy Land« (neue Aufl. 1884).