Burse
,
ein aus dem mittellat. bursa entstandenes Wort, das eigentlich Tasche, Beutel [* 2] oder Säckel bezeichnete. Nachdem seit 1250 in Paris [* 3] und an andern Universitäten die Kollegien eingerichtet waren, d. h. Gebäude für das gemeinsame Leben von Studierenden, um namentlich den Weltgeistlichen die Vorteile zu gewähren, die den Klostergeistlichen ihre Ordenshäuser an den Universitätsorten boten, bezeichnete man sowohl diese Gebäude als auch eine Freistelle in ihnen als bursa.
Die
Insassen (bursarii, bursiati) standen unter
Aufsicht des oder der Vorsteher und
Lehrer, mußten sich
vorschriftsmäßig kleiden und der Hausordnung fügen, die aber in einigen der berühmtesten, wie in der
Sorbonne, in den
Händen der Genossen lag. An deutschen
Universitäten bezeichnete auch die gemeinschaftliche Wohnung mehrerer
Studenten unter
Aufsicht eines
Magisters, dem sie für Wohnung,
Unterhalt u. s. w. eine Pension zahlten. Jetzt lebt auf
deutschen
Universitäten das
Institut der Burse
nur noch dem
Namen nach in
Tübingen
[* 4] fort.
Von den
Universitäten aus drang das Wort in die
Sprache
[* 5] des gewöhnlichen Lebens. Es findet sich seit der zweiten Hälfte
des 15. Jahrh. in der allgemeinen Bedeutung von Rotte oder Schar von Kriegern,
Handwerksgesellen und andern
Personen, die gemeinschaftlich leben. Etwa seit Mitte des 17. Jahrh. verliert das Wort
seine kollektive Bedeutung und tritt mit
Veränderung des Geschlechts und
Aufnahme der Form der
Bursche in die Bedeutung von
Knabe, junger
Mensch, öfters mit dem Nebenbegriff des
Dienenden, über. Auf den
Universitäten heißen
Burschen
die
Studenten vom 3. bis 5. Semester (Jungbursch,
Bursch, Altbursch), speciell die vollberechtigten Mitglieder einer
Verbindung
im Gegensatz zu den Füchsen, z. B.
Korpsbursch (C. Burse
).