Burns
(spr. börns), Robert, der größte lyrische Dichter Schottlands, geb. unweit Ayr, ward als Sohn eines armen Pächters zur Landarbeit erzogen, erhielt aber Unterricht in den Elementarfächern und selbst im Französischen und in der Mathematik. Das Lesen Addisons, Shakespeares, Popes und besonders Allan Ramsays, vor allem aber die romantischen Sagen und Lieder der Heimat, die er durch seine Mutter kennen lernte, weckten seine Dichterlust. Hinter dem Pfluge dichtete er, durch eine ländliche Liebe angeregt, Gesänge in der Mundart des Volks, die ihn bald bekannt machten.
Burnside - Burow (Juli

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Seite 53.778.Später geriet er in schlechte Gesellschaft und verlor seinen guten Ruf; dieser Umstand und der unglückliche Erfolg einer 1781 übernommenen Pacht bestimmten ihn, Schottland zu verlassen. Nach Jamaika als Pflanzungsaufseher verdungen, ließ er, um Reisegeld zu erlangen, 1786 in Kilmarnock eine Sammlung seiner Gedichte (unter ihnen die herrlichen an die früh verstorbene Mary Campbell) drucken, die außerordentlichen Beifall fand. Im Begriff, sich einzuschiffen, erhielt er eine Einladung nach Edinburgh, wo er sich nun über ein Jahr aufhielt, W. Scott kennen lernte, zahlreiche Gönner fand und mit Ehrenbezeigungen überhäuft wurde. Dann kehrte er heim, heiratete seine frühere Geliebte Jane Armour und übernahm 1788 neben der Stelle eines Accisebeamten, die er seinen Gönnern verdankte, eine kleine Pachtung zu Ellisland bei Dumfries. Aber die Pflichten seines Amtes und eine ungeregelte Lebensweise hinderten ihn, ihr die nötige Sorgfalt zu widmen, und zwangen ihn schließlich, sie aufzugeben. Ende 1791 bezog er ¶
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ein kleines Haus in Dumfries, wo er sich und seine Familie von dem kärglichen Einkommen als Steuerbeamter und durch radikale
Beiträge zu polit. Zeitschriften ernährte. Allmählich ergab er sich dem Trunke, kränkelte und verfiel in Schwermut. Er
starb zu Dumfries. Zum Besten der Familie gab sein Freund Currie eine Sammlung seiner Schriften
mit Biographie (4 Bde., Liverpool
[* 3] 1800) heraus, worin mehrere
der vorzüglichsten fehlen, die sich zum Teil in den von Cromek veröffentlichten «Reliques of R. Burns»
(Lond.
1808) finden.
Seitdem sind seine Werke oft erschienen. Deutsche [* 4] Übersetzungen lieferten Ph. Kaufmann (Stuttg. 1840), Heintze (Braunschw. 1840; 2. Ausg. 1846; Lpz. 1859), Pertz (Lpz. 1859), Bartsch (Hildburgh. 1865; Lpz. 1886), Laun (3. Aufl., Oldenb. 1885); eine treffliche Auswahl, das Mundartliche oberdeutsch nachahmend, Legerlotz (Lpz. 1889), auch Ruete (Brem. 1890); einzelne Dichtungen hat Freiligrath meisterhaft übertragen. B.’ Lieder und Balladen atmen bald schalkhafte Lustigkeit, bald tiefe Leidenschaft; Wohllaut, Naturwahrheit und frische Unmittelbarkeit zeichnen sie aus.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
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Kraft.
Diese Eigenschaften verleihen ihnen eine hinreißende Kraft
[* 5] und Burns
einen hohen Rang unter den Lyrikern aller Nationen.
Berühmt sind namentlich eine Reihe von Liebesliedern, ferner das humoristische Gedicht «John
Barleycorn» und «Tam o’ Shanter». Auf dem Friedhofe der Michaeliskirche
zu Dumfries wurde 1859 sein Denkmal, in der Westminsterabtei 1885 seine Marmorbüste, in den Anlagen des
Londoner Victoria
[* 6] Embankment eine lebensgroße Bronzestatue des Dichters in sitzender Haltung aufgestellt. - Unter den
vielen Biographien sind Lockharts «Life of R. Burns»
(Edinb.
1828; später ergänzt von Chambers, Waddell und Scott-Douglas; neue Ausg. mit Zusätzen von Ingram,
1890),
Chambers’ «Life and works of Burns»
(4 Bde.,
ebd. 1857) und die von Nicholl (1877-79) die vorzüglichsten.
Vgl. auch Carlyles Essays; Hartung, Über R. Burns'
poet.
Corrodi, R. und P. Hebel [* 7] (Berl. 1873);
James McKie, Bibliography of Burns
(Kilmarnock 1881);
Angellier, R. Burns.
Sa
vie et ses œuvres (2 Bde., Par.
1893).