Titel
Burke
(spr. börk), 1) Edmund, berühmter engl. Schriftsteller, Redner und Staatsmann, geb. zu Dublin, [* 2] wo sein Vater Sachwalter war, erzogen auf der Schule zu Ballitore in der Grafschaft Kildare und im Trinity College zu Dublin, studierte seit 1750 neben alten Sprachen und Philosophie die Rechtswissenschaft zu London. [* 3] Wegen seiner Mittellosigkeit war er genötigt, Korrekturen für Buchdrucker zu übernehmen; doch trat er früh als Schriftsteller auf. Seine erste bedeutende Schrift war die »Vindication of natural society« (1756),
anonym im Stil und Geist Bolingbrokes geschrieben und dessen Angriffe auf die Religion persiflierend. Sodann machte sein »Philosophical inquiry into the origin of our ideas of the sublime and beautiful« (1757) in England und Deutschland [* 4] (übersetzt von Garve, 1773) großes Aufsehen und verschaffte ihm einflußreiche Freunde; das »Annual Register«, das er mit dem Buchhändler Dodd 1758 herausgab, wurde für ihn eine bedeutende Hilfsquelle. Einige Aufsätze, die er 1763 im »Public Advertiser« veröffentlichte, empfahlen ihn dem Marquis von Rockingham, erstem Lord der Schatzkammer, der ihn 1765 als Privatsekretär anstellte und ihn zugleich für Windover, einen Burgflecken in Buckinghamshire, ins Parlament wählen ließ, wo er durch seine ungemeine rednerische Begabung bald eine hervorragende Rolle spielte und namentlich die amerikanische Stempelakte bekämpfte. ¶
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Als Rockingham aus dem Ministerium schied, trat in entschiedene Opposition gegen das Kabinett Pitt. Damals gab er sein »Short account of a late short administration« (1766) heraus. 1768 verteidigte er, als Wilkes aus dem Parlament ausgestoßen werden sollte, die Unverletzlichkeit des Wahlrechts und schrieb »Thoughts on the cause of the present discontents« (1773), worin er seine Ansichten über die englische Konstitution niederlegte und den Vorschlag machte, hervorragende Männer der Whigpartei in oligarchischer Weise an die Spitze der Regierung zu stellen.
Die Versuche, die amerikanischen Kolonien ohne ihre Einwilligung zu besteuern, fanden an Burke
fortgesetzt den entschiedensten
Gegner, so daß ihn 1771 die Kolonie New York zu ihrem Agenten in London ernannte. Bei den Neuwahlen von 1774 wurde
er für Bristol gewählt, und in dem neuen Parlament ward die enge Verbindung zwischen ihm und Fox begründet, die bis zur französischen
Revolution dauerte. Am legte Burke
dem Parlament 13 Vorschläge vor, um die Zwistigkeiten mit den
Kolonien beizulegen, was aber durch die ministerielle Majorität vereitelt wurde. 1780 ward er von Bristol nicht wieder gewählt,
weil er für die Beseitigung der Schranken, welche den Handel Irlands fesselten, und für die Aufhebung der Strafgesetze gegen
die englischen Katholiken gewirkt hatte; doch wählte ihn Malton.
Unter Rockingham, der im März 1782 wieder ans Staatsruder trat, wurde Burke
Mitglied des Geheimen Rats und Generalzahlmeister
der Armee, dessen Gehalt er in uneigennützigster Weise zu gunsten des Schatzes verkürzte; eine von ihm durchgesetzte ökonomische
Reformbill bewirkte eine Ersparnis von 80,000 Pfd. Sterl. im Staatshaushalt. Da das nach Rockinghams Tod
gebildete Ministerium Shelburne in die völlige Unabhängigkeit Amerikas nicht willigte, trat Burke
mit Fox, Lord Cavendish u. a.
wieder zur Opposition, gehörte indes dem 1783 gebildeten Koalitionsministerium wieder als Generalzahlmeister an. Als aber
die von Fox eingebrachte Bill zur Änderung der Regierung Indiens verworfen wurde, trat das Ministerium noch
im Jahr 1783 ab, und Burke
, seit 1784 Rektor der Universität zu Glasgow,
[* 6] hat seitdem der Regierung nicht wieder angehört.
Dagegen behielt er im Parlament eine sehr einflußreiche Wirksamkeit. Er veranlaßte und leitete die Anklage, die 1785 vom
Unterhaus gegen den ostindischen Generalgouverneur Warren Hastings wegen Erpressung und Tyrannei gegen die
indischen Fürsten erhoben wurde; der Prozeß dauerte bis 1795, endigte aber mit der Freisprechung Hastings', dessen Schuld nicht
ausreichend zu erweisen war. Burkes
Popularität gewann nicht durch diesen Prozeß, da man die Heftigkeit seines Auftretens
aus persönlicher Gereiztheit erklärte.
Bei Verhandlung des Handelstraktats mit Frankreich (Januar 1787) griff er Pitt mit scharfen Waffen
[* 7] des Spottes
an und bekämpfte 1788 in rücksichtsloser Weise die Einsetzung einer Regentschaft für den kranken, altersschwachen Georg III.
Mit der französischen Revolution konnte Burke
sich nicht befreunden, da dieselbe alle Grundlagen eines gesunden Staatswesens
umzustürzen schien; er trennte sich von Fox, als dieser in der Revolution ein glorreiches Ereignis erblickte,
und bekämpfte mit Leidenschaft alles, was von Frankreich kam, sowohl in Reden als auch in seinem Werk »Reflections on the revolution
in France« (Lond. 1790; deutsch von Gentz, Berl. 1793, 2 Bde.; 3. Aufl.
1838). Er trat jetzt entschieden zur Regierungspartei über und nahm 1793 von Georg III. eine Pension von 2500 Pfd. Sterl.
an, verteidigte sich aber energisch gegen den
Vorwurf, daß er sich damit der Bestechung zugänglich gezeigt habe. 1794 trat
er aus dem Parlament und zog sich auf seine Villa Beaconsfield zurück, schrieb aber auch da noch für Fortsetzung des Kriegs
gegen Frankreich die Schrift »Thoughts on a regicide peace« (1796). Die Peerschaft schlug
er aus.
Als eine Verteidigung seines politischen Lebens veröffentlichte er 1796 ein »Sendschreiben an Lord Fitzwilliam«, welches in
kurzer Zeit 16 Auflagen erlebte. Er starb in Beaconsfield Eine vollständige Sammlung seiner Schriften ward von
Lord Fitzwilliam und Sir R. Burke
(Lond. 1826-44, 20 Bde.)
herausgegeben, seine Reden erschienen gesammelt 1816, 4 Bde.
Vgl. J. ^[James] Prior, Memoir on the life and character of E. Burke
(4.
Aufl., Lond. 1854, 2 Bde.);
Macknight, Life and times of Burke
(das. 1861, 3 Bde.);
Morley, Edmund a historical study (das. 1867);
Derselbe, E. Burke
(Biographie, das. 1879);
Robertson, Letters
on the life, writings and times of E. Burke
(Dubl. 1876).
2) William, berüchtigter Mörder und Leichenverkäufer, ein Schuhmacher zu Edinburg,
[* 8] aus Irland gebürtig, nährte sich zum Teil
dadurch, daß er, gleich den sogen. Auferstehungsmännern (s. d.), heimlich Leichen von den Kirchhöfen
entwendete und an Ärzte verkaufte. Bald aber ward ihm dies Geschäft zu mühsam, und er erdrosselte 1828 nach und nach mit
Hilfe seines Nachbars Hare 16 Personen, deren Leichen er an den Arzt Knox in Edinburg zum Behuf anatomischer Untersuchung verkaufte.
Burke
wurde 1828 hingerichtet; burken
heißt seitdem s. v. w. heimlich
morden.
Vgl. Mac Gregor, History of and Hare (Glasgow 1884).
3) Sir John Bernard, engl. Genealog und Heraldiker, geb. 1815 zu London, ward am Collège von Caen in der Normandie erzogen und 1839 Advokat im Middle Temple. 1853 erhielt er die Würde eines Wappenkönigs von Ulster und 1854 die Doktorwürde von der Universität Dublin; in demselben Jahr wurde er in den Ritterstand erhoben und 1868 zum Ritter des Bathordens ernannt. Die wichtigsten seiner zahlreichen Werke sind: »Dormant, abeyant and extinct peerages of the British empire« (neue Ausg. 1883);
»Genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry« (6. Aufl. 1883);
»Anecdotes of the aristocracy« (1850);
»Family romance, episodes in the domestic annals of the aristocracy« (3. Aufl. 1861);
»The book of the orders of knighthood« (1858);
»Vicissitudes of families« (neue Ausg. 1883);
»The book of precedence« (1881);
»General armory of England etc.« (1883).
Sein Hauptverdienst beruht in der
Herausgabe des von seinem Vater John Burke
(gest. 1848) 1831 begründeten genealogischen Almanachs »Peerage and baronetage of the
British empire«, dessen jährliche Ausgaben (47. Aufl. 1885) er seit dem Tod seines Vaters allein besorgt.
4) Robert O'Hara, brit. Forschungsreisender in Australien,
[* 9] geb. 1821 zu St. Clevans in der irischen Grafschaft
Galway, war für die militärische Laufbahn bestimmt und bildete sich auf der Akademie von Woolwich, dann in Belgien
[* 10] aus, worauf
er in das österreichische Husarenregiment Radetzky eintrat. Zum Rittmeister vorgerückt, verließ er 1848 den österreichischen
Dienst und kehrte nach Irland zurück, wo er ein Kommando in dem reitenden Konstablerkorps erhielt. Im J. 1853 ward
er als Inspektor zur Polizei nach Melbourne
[* 11] in Australien versetzt und erhielt 1858 die ehrenvolle Aufforderung, die Führung
einer großen Expedition zur Durchquerung des Kontinents zu übernehmen. Burke
kam dieser Aufforderung bereitwilligst nach, doch
zeigte sich in der Folge, daß er einer
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solchen Aufgabe durchaus nicht gewachsen war. Begleitet von dem Arzt Wills, dem Deutschen Becker als Botaniker und zwölf andern
Weißen nebst drei Indern zur Führung von 24 Reit- und Lastkamelen, in jeder Beziehung vortrefflich ausgerüstet, verließ Burke
Melbourne.
Zu Menindie am Darling bildete er ein erstes Depot, ein zweites am Cooper; er selbst brach mit Wills und
zwei andern Begleitern nach N. auf, gelangte an die sumpfigen Ufer des Carpentariagolfs und kehrte unter
großen Entbehrungen, wodurch er einen seiner Leute verlor, zum Cooper zurück, den er 21. April erreichte, aber verlassen
fand.
Nur einige Lebensmittel waren in einer Grube zurückgelassen. Burke
versuchte vergebens zu den südlich gelegenen Ansiedelungen
durchzudringen und kehrte deshalb zum Cooper zurück, wo zuerst Wills, dann er selbst den Hungertod starben, während der überlebende
King bei einem Haufen Eingeborner Aufnahme fand, die ihn am Leben erhielten, bis er 15. Sept. durch eine von
Melbourne unter Howitt ausgesandte Expedition erlöst und nach Melbourne gebracht wurde. Die leider nicht vollständig aufgefundenen
Überbleibsel von und Wills wurden zuerst am Cooper bestattet, später aber nach Melbourne übergeführt, wo man beiden ein
Standbild errichtete.
Vgl. Wills, Narrative of a successful exploration through the interior of Australia from Melbourne to the gulf of Carpentaria (Lond. 1863).