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Antwerpen
[* 3] und die
Franche-Comté.
Beim
Ausbruch der
Geisteskrankheit seines Neffen
Karls VI. von
Frankreich wurde Philipp zum Reichsverweser
ernannt, weshalb des Königs
Bruder
Ludwig,
Herzog von
Orléans,
[* 4] einen bittern Haß auf ihn warf. Als Philipp 1404 starb, folgte
ihm in Burgund
sein Sohn
Johann der Unerschrockene (s. d.), während
Orléans nunmehr Reichsstatthalter in
Frankreich
wurde. Allein beide Vettern blieben erbitterte Feinde; trotz scheinbarer Versöhnung wurde 1407
Ludwig von
Orléans zu
Paris
[* 5] von Meuchelmördern getötet, und
Herzog
Johann von Burgund
bekannte sich selbst als Anstifter dieser That, die einen langjährigen
Krieg zwischen
Frankreich und Burgund
zur Folge hatte (s.
Frankreich).
Zwar erhielt
Johann vom Könige endlich einen Erlassungsbrief; als er aber 1419 mit dem Dauphin
(Karl VII.)
auf der Yonnebrücke zu Montereau zur Aussöhnung zusammenkam, wurde er von den Begleitern des Dauphin niedergestochen. Sein
Sohn und Nachfolger Philipp (s. d.), mit dem
Beinamen der Gütige, wußte in dem zwischen England,
Frankreich und Burgund
1420 zu
Troyes geschlossenen Frieden die
Ausschließung des Dauphin, als
Vergeltung für
Herzog
Johanns Ermordung, zu bewirken.
Zugleich begann er mit Jakobäa von
Brabant und deren zweitem Gemahl, dem
Herzog von
Gloucester, einen Streit, der mit der Eroberung
ihrer Besitzungen
Hennegau,
Holland und Seeland endigte. Nachdem er schon 1429 Namur
[* 6] durch
Kauf erworben
hatte, fielen ihm 1430 auch
Brabant und Limburg
[* 7] zu, als daselbst die Familie
Antons von Burgund
, des zweiten
Sohnes Philipps des
Kühnen, erlosch. Im Frieden mit
Frankreich zu
Arras
[* 8] 1435 erhielt er ansehnliche Distrikte
Frankreichs, nämlich Mâcon,
Auxerre,
Peronne, St. Quentin,
Amiens,
[* 9]
Abbeville, Ponthieu und die
Grafschaft
Boulogne für sich und seine
Erben. Zu
diesen Erwerbungen kam 1443 auch noch durch
Abtretung das Herzogtum Luxemburg.
[* 10]
Philipp hatte sich 1430, nachdem seine beiden frühern Ehen kinderlos geblieben waren, zu Brügge zum drittenmal, mit Isabella, einer Tochter des Königs Johann von Portugal, [* 11] vermählt und zum Gedächtnis dieser Verbindung den Orden [* 12] des Goldenen Vließes gestiftet. Von den drei Söhnen dieser Ehe überlebte den Vater nur der jüngste, Karl, Graf von Charolais, der ihm in der Regierung folgte. Karl der Kühne (s. d.) war einer der mächtigsten und glänzendsten Fürsten Europas; er fiel 1477 in der Schlacht bei Nancy gegen die Eidgenossen.
Seine Erbschaft fiel an seine einzige Tochter Maria von Burgund
(s. d.), die
unter den sieben Prinzen, die um sie geworben, den ritterlichen Maximilian von
Österreich
[* 13] gewählt hatte. König
Ludwig XI.
von
Frankreich bekam von der burgund.
Erbschaft nur die
Städte in der Picardie und das Herzogtum
Bourgogne,
das er als Mannlehn einzog. Maria starb schon in ihrem 25. Jahre (1482). Maximilian wollte sogleich, als Vormund der
Kinder,
die
Zügel der Regierung ergreifen; aber ein
Teil der burgund.
Provinzen widersetzte sich diesem Vorhaben, am hartnäckigsten die Flanderer, die ihn sogar einmal über 3
Monate lang
in
Brügge gefangen setzten; erst 1489 erkannten sie ihn als Vormund seines ältesten
Sohnes Philipp (s. d.) und als Regierungsverweser
an. Als Philipp der Schöne, vermählt mit der span. Erbin Johanna, 1506 starb, fielen diese
Länder an dessen noch minderjährigen ältesten Sohn, den
nachherigen
Kaiser
Karl V.
Ihre Geschichte geht seitdem
in der Geschichte der
Niederlande
[* 14] (s. d.) auf. Im Madrider Frieden (1526) trat zwar
Franz I. von
Frankreich, um seine
Freiheit
wiederzugewinnen, auch das Herzogtum Burgund
ganz an
Kaiser
Karl V. ab; aber die
Stände von Burgund
entschieden, daß der König gar
nicht das
Recht gehabt, ihr Land abzutreten, und
Franz selbst erklärte sein Versprechen, weil erzwungen,
für nicht verbindlich.
In der That sah
Kaiser
Karl Burgund
sich genötigt, im Frieden von
Cambrai 1529 seine
Ansprüche auf das Herzogtum Burgund
fallen zu lassen.
Ein
Teil von Burgund
, die
Franche-Comté (s. d.) oder Hochburgund
, war zwar 1493 von König
Karl VIII. von
Frankreich
an Maximilian überlassen worden, wurde aber von
Ludwig XIV. im Frieden zu Nimwegen
[* 15] 1678
Frankreich erworben. Seitdem sind
beide
Teile B.s vollständig mit
Frankreich verwachsen, das jetzt alle
Teils des alten Burgund
, mit alleiniger Ausnahme der schweizerischen,
in sich vereinigt hat. -
Vgl. Barante, Histoire des ducs de Bourgogne de la maison de Valois (8. Aufl., 8 Bde. und Atlas, [* 16] Par. 1858);
Dubois, La Bourgogne depuis son origine jusqu'à son entière réunion à la couronne de France (2. Aufl., Rouen [* 17] 1867);
Petit, Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne (4 Bde., Par. 1886-92);
Garnier, La Bourgogne (Moulins 1892).