Burgdorf, wahrscheinlich eine ältere Ansiedelung, wurde von Berchtold III. von
Zähringen mit einer
Burg und
von Berchtold V. um 1190 mit
Mauern versehen und mit
Stadtrecht begabt. Nach dem Aussterben der
Zähringer 1218 ging es an die
Grafen von
Kyburg über, welche es zur Hauptstadt ihres Gebiets erhoben und vergrößerten, indem sie 1300 denWeiler
Holzbrunn dazuschlugen. Nach dem sogen.
KyburgerKrieg mußten sie es jedoch 1384 nebst
Thun den
Bernern für 37,800
Gulden käuflich
überlassen. Der wohlhabende
Ort ist als
Markt- und Gewerbsplatz von ziemlicher Bedeutung.
Während 1847 12 Käsereien bestanden, zählte man 1894 deren 48, die 11603,4 Zentner Käse lieferten.
Die Stadt Burgdorf ist ein sehr wichtiges Industriezentrum, und auch der übrige Teil des Bezirkes hat
industrielle Thätigkeit: Ziegeleien, Webereien, Giessereien, Mechanische Werkstätten, Parkettfabriken, Korbflechtereien,
Molassesteinbrüche etc.
Der Amtsbezirk wird von den Bahnlinien Bern-Olten, Solothurn-Langnau und Burgdorf-Thun, sowie von sechs in Burgdorf zusammenmündenden
Strassen durchzogen.
französisch Berthoud (Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf). Gem. und Stadt, Hauptort des gleichnamigen
Amtsbezirkes, 18 km nö. Bern;
47° 3' 25" N. Br. und 7° 37' 40" O. L. von Greenwich. Bahnhof in 536, Schloss in 592 m. Am linken
Ufer der Emme bei deren Austritt aus dem eigentlichen Emmenthal, dessen Bergland ö. der Stadt mit einem steilen, das Thal
der Emme hier auf 300-400 m Breite einengenden Felskopf abschliesst. Auf dem Rücken dieses Hügelzuges
liegt die Oberstadt zwischen dem dreitürmigen Schloss im O. und der schönen Kirche im W. In der Ebene, am N.-Fuss des Hügels,
dehnt sich die Unterstadt aus; die Verbindung zwischen den beiden Quartieren stellt eine schraubenförmig gewundene
Strasse her. In Burgdorf vereinigen sich die Strassenzüge des Emmenthals, von Worb, Bern,
Grafenried, Solothurn
und Herzogenbuchsee. Station
der Linien Bern-Olten, Solothurn-Emmenthal und
der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde
1827: 1894 Ew.; 1900: 8389 Ew., wovon 7958 Reformierte und 373 Katholiken. 1794 Haushaltungen in 630 Häusern. Reformierte
und katholische Kirchgemeinde.
Von N. oder S. gesehen, bietet die von Waldungen umrahmte Stadt mit ihrem glänzenden Alpen- oder dunkeln Jurahintergrund
ein schönes Bild. Nach wiederholtem grossen Brandunglück, dessen letztvergangenes, das des Jahres 1865, in der Oberstadt 58 Häuser
zerstörte, ist die Stadt nach regelmässigem Plan grösstenteils neu angelegt worden; einige alte Gebäude
mit bemerkenswerten Fassaden und Bogengänge (Lauben) erinnern noch an die einstigen Beziehungen zur Stadt Bern. Das immer
noch interessante Schloss hat durch Neubauten etwas von seinem altertümlichen Reiz verloren, ist aber recht sehenswert und
beherbergt im Rittersaal eine historische Sammlung.
Heute Sitz der Bezirksbehörden und der Assisen des dritten Bernischen Geschwornenbezirkes. Schöne gotische
Kirche, 1471-1487 erbaut, mit elegantem Kreuzgewölbe u. steinernem Orgellettner, einem Meisterwerke spätgotischer Architektur.
Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen das Stadthaus, Gesellschaftshaus Kasino, die drei Primarschulhäuser, Mädchensekundarschule,
Waisenhaus, die neue Turnhalle, Gymnasium und besonders das kantonale Technikum (das eine baugewerbliche, mechanisch-technische,
elektrotechnische, chemisch-technische und wasserbautechnische Abteilung umfasst). An der Strasse nach
Oberburg der neue Bezirksspital. Burgerliches Armenhaus. Stadtbibliothek im Stadthaus (mit 13000 Bänden).
Burgdorf ist ein wichtiges Industrie und Handelszentrum. Bau- und Reparaturwerkstätten der Emmenthalbahn, zwei Wollspinnereien
und -webereien, zwei Bleiweissfabriken (deren eine die älteste der Schweiz), mechanische Werkstätten, eine Leinwandweberei,
Färbereien u. Bleichereien, Mühlen, Bierbrauereien, Staniolfabrik (neben derjenigen von Kirchberg die
einzige der Schweiz), Halbleinfabriken, Zigarrenfabrik, Korbwarenhandlung etc. Bedeutender Käsehandel. Eidgenössische Alkoholniederlage.
Gaswerk. Stark besuchte Wochen- u. Jahrmärkte. Filiale der Kantonalbank, Amtsersparniskasse, Spar- und Kreditkasse.
Grabhügel aus der Steinzeit sind auf der Gisnaufluh,
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solche jüngern Datums bei Bättwil aufgefunden worden; an mehreren Stellen römische Münzen, besonders auf dem Schlosshügel,
was die Existenz einer die Strasse zwischen dem befestigten Militärlager von Bern
und Vindonissa beschützenden römischen Festungsanlage
zu beweisen scheint. Ein an das Schloss sich anschliessendes Dorf, die heutige obere Stadt, bildet den ursprünglichen
Kern von Burgdorf, das von den letzten Herzogen von Zähringen, Berchtold IV. oder V. mit einer Mauer umzogen wurde, sich
später durch Vereinigung mit dem Weiler Holzbrunnen, der heutigen untern Stadt, vergrösserte und Stadtrecht erhielt.
Nach dem Erlöschen der Zähringer kam Burgdorf der Reihe nach an die ältere und die jüngere Linie
der Grafen von Kiburg, die hier ihren ständigen Sitz aufschlugen. Auch Rudolf von Habsburg, der spätere deutsche Kaiser, residierte
eine Zeit lang in Burgdorf. «Als der stattlichste Fürstensitz weit und breit
übertraf die Stadt im 13. Jahrhundert an Glanz und Ansehen die neu entstehende kleine, aber rührige Reichsstadt
Bern
an der Aare jedenfalls bedeutend».
Als 1382 Rudolf von Kiburg mit den Bern
verbündeten Solothurnern in Fehde kam, belagerten 1383 die Berner die Stadt zweimal, vermochten
ihr aber nichts anzuhaben. Ungünstige Vermögensverhältnisse nötigten den Grafen 1384, Thun und Burgdorf an Bern
zu verkaufen,
dessen Untertan die Stadt bis 1798 blieb, wobei sie sich jedoch gewisser Freiheiten, so des Blutbannes
und der Herrschaftsrechte über 19 Gemeinden des Ober-Aargaus, erfreute. Die gegen das bernische Patriziat gerichtete Volksbewegung
des Jahres 1830 unter der Leitung der Brüder Ludwig, Karl und Hans Schnell ging von Burgdorf aus;
ihr Gegner war der Stadtpfarrer
und Volksdichter Kuhn. In Burgdorf entstand 1475 eine der ersten Buchdruckereien der Schweiz;
im Schloss
von Burgdorf eröffnete Heinrich Pestalozzi 1798 seine später nach Münchenbuchsee und Yverdon verlegte Erziehungsanstalt;
hier lebten Friedrich Fröbel, der Gründer der Kindergärten, und der begeisterte Turnvater Adolf Spiess;
hier starb 1849 Max
Schneckenburger, der Dichter der «WachtamRhein». (Vergl. Aeschlimann, Joh. Rud. Geschichte von Burgdorfund Umgegend. Zwickau [1848]. - A. Heuer. Die ältesten Zeiten von Burgdorf im BernerTaschenbuch für 1879. - Kasser. Ausder Geschichte von Burgdorf im Kalender des hinkenden Boten für 1887. - Burgdorf; Führer durch die Stadt und ihreUmgebung,
herausgegeben von der Section Burgdorf des S. A. C. 1894).
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Lüneburg, hat 837,82 qkm, (1890) 35 766 (18 258 männl., 17 508 weibl.) E., 1 Stadt, 82 Landgemeinden
und 4 Gutsbezirke. - 2) in Hannover,
[* 10] Kreisstadt im Kreis in der Mitte zwischen Hannover und Celle,
[* 11] in 54 m
Höhe, an der Aue (Owe) und der Linie Lehrte-Hamburg der Preuß. Staatsbahnen,
[* 12] ist regelmäßig gebaut und hat (1890) 3386 (1657
männl., 1729 weibl.) evang. E., darunter 106 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 13] Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Hildesheim), Superintendentur, ein 1642 erbautes Schloß, jetzt Sitz des Landratsamtes,
eine 1809-11 an Stelle einer alten erbaute neue Kirche, Fortbildungsschule, Gasanstalt, Sparkasse, Kinderbewahranstalt, 2 Armenhäuser,
Stift für alte, bedürftige Leute; ferner Fabrikation von Öl, Honigkuchen, Wagen, Preßhefe, Kartoffel- und Weizenstärke
und Torfstreu; 2 Holzschneidemühlen, eine Ziegelei, Brauerei, mehrere Branntweinbrennereien und Windmühlen.
- 3) Dorf im Kreis Goslar des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, an der Warme,
mit (1890) 847 evang. E. und der kaiserl. Pfalz Werla, wo die
deutschen Kaiser von Heinrich I. bis auf Konrad III. Reichsversammlungen abhielten.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern,
hat (1888) 29 621 E.,
darunter 309 Katholiken und 96 Israeliten, in 25 Gemeinden. - 2) Burgdorf (frz.
Berthoud), Hauptstadt des Bezirks in 536 m Höhe, 18 km nordöstlich von Bern,
[* 14] in romantischer Gegend, links der Emme, wo dieselbe
aus dem Emmenthal in die Ebene hinaustritt, an den Linien Olten-Bern-Thun der Schweiz.
[* 15] Centralbahn und Neu-Solothurn-Langnau
(Emmenthalbahn), besteht aus zwei durch eine spiralförmige Straßenanlage verbundenen Teilen, der obern Stadt auf einer Anhöhe,
30-50 m über der Emme gelegen, und der mit ihr durch eine steinerne Brücke
[* 16] verbundenen untern Stadt, die sich nördlich
von jener in der Ebene ausdehnt, und ist Sitz der Assisen des Emmenthals und Oberaargaus und der Direktion
der Emmenthalbahn.
Die Stadt hat (1888) 6876 E., darunter 223 Katholiken und 66 Israeliten, Post, Telegraph, Fernsprechverbindung mit Bern,
ein altes
schön gelegenes
Schloß mit wiederhergestelltem Rittersaal und Altertümersammlung, in dem Pestalozzi 1798 seine berühmte
Erziehungsanstalt gründete, die er 1804 nach Yverdon verlegte, eine schöne got. Kirche, nach dem Brande
von 1865 erneuert, ein altes Stadthaus, ein Spital, ein Waisenhaus, eine Bibliothek (11000 Bände), ein Gymnasium, eine Mädchenbürgerschule, 2 Primärschulen,
Theater,
[* 17] Wasserwerk, Gasanstalt; ferner Seidenband- und Damastweberei, Woll- und Flachsspinnerei, Weberei,
[* 18] Färberei, 2 mechan.
Werkstätten, Fabrikation von Kunstwolle, Tabak,
[* 19] Bleiweiß,
[* 20] Essig, Strohhüten und Kaffeeessenz, sowie 2 große
Bierbrauereien, 3 neue Mühlen;
[* 21] eine Filiale der Kantonalbank, Spar- und Kreditanstalt, Amtssparkasse und ist Stapelplatz
des Emmenthaler Käse- und Leinwandhandels. Die beachtenswertesten Punkte der anmutigen Umgebung sind der Lueg oder Heiligenlandhubel
(889 m), 9 km nordöstlich von Burgdorf, mit herrlicher Fernsicht, und das 2 km südlich der Stadt
auf dem rechten Ufer der Emme gelegene Lochbachbad mit erdiger Eisenquelle, großer Bierbrauerei
[* 22] und bedeutender Bleiweißfabrik.
- Das Schloß Burgdorf soll der Sage nach schon 712 von den Grafen von Lenzburg erbaut worden sein, die urkundliche Geschichte der
Stadt beginnt aber erst mit den Herzögen von Zähringen, die als Rektoren von Burgund zuweilen im Schlosse
Burgdorf residierten und 1191 das unter demselben entstandene Dorf mit Mauern umgaben. Nach dem Aussterben der Zähringer, 1217,
kam an die Grafen von Kyburg und von diesen 1384 durch Kauf an Bern,
dessen Landvögte bis 1798 als Schultheißen von Burgdorf den
Vorsitz im Rate der Stadt führten.
VonBurgdorf ging 1830 die Volksbewegung gegen das aristokratische Regiment Berns aus, welche
die Staatsumwälzung und die demokratische Verfassung von 1831 zur Folge hatte.