Titel
Burckhardt
,
Leipzig

* 2
Leipzig.1) Johann Karl, Astronom, geb. zu Leipzig, [* 2] studierte daselbst neuere Sprachen, Mathematik und Astronomie, [* 3] ward durch seine lateinische Abhandlung über die kombinatorisch-analytische Methode (Leipz. 1795) an Zach in Gotha [* 4] empfohlen, unter dessen Leitung er die Astronomie praktisch studierte. 1797 ging er zu Lalande in Paris, [* 5] berechnete hier die Kometenbahnen, arbeitete dann mit Lefrançois-Lalande auf der Sternwarte [* 6] der École militaire, übersetzte Laplaces »Mécanique céleste« (Berl. 1800-1802, 2 Bde.),
ward Hilfsastronom beim Längenbüreau und 1799 als Franzose naturalisiert. 1807 wurde er Astronom auf der Sternwarte der École militaire und starb Seine 1812 herausgegebenen »Mondtafeln« waren bis zu Hansens gleichlautenden Tafeln die besten, auch gab er Hilfstafeln für astronomische Rechnungen heraus (1814 und 1816). Seine vom Institut gekrönte Arbeit über die Kometen [* 7] von 1770 erschien in den »Mémoires« von 1806.
Gottfried von Viterbo

* 10
Göttingen.2) Johann Ludwig, berühmter Reisender, geb. zu Lausanne, [* 8] stammte aus einer Patrizierfamilie in Basel, [* 9] besuchte das Gymnasium zu Neuchâtel und studierte seit 1800 in Leipzig, seit 1804 in Göttingen [* 10] und seit 1806 in London [* 11] mit Eifer die arabische Sprache und Naturwissenschaften, um im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft zu London nach Afrika [* 12] zu gehen. Am schiffte er sich nach Malta ein, wo er orientalische Kleidung annahm und unter dem Namen Scheich Jorahim mit Depeschen der Ostindischen Kompanie nach Aleppo reiste.
Während eines dritthalbjährigen Aufenthalts in Syrien, teils zu Aleppo, teils zu Damaskus, studierte er Sprache, [* 13] Geschichte und Geographie der Araber und den Islam, bereiste 1810-12 den Libanon und den Hauran (das alte Auranitis) südöstlich von Damaskus, wo er viele Ruinen und besonders griechische Inschriften aus Trajans und Mark Aurels Zeiten entdeckte. Speziell erforschte er dann die Dekapolis, das Ostjordanland, und gelangte nach Kairo. [* 14] Mit Empfehlungen Mehemed Alis reiste er im Februar 1813 von Syene nach Nubien, wandte sich von Sejendi mit einer andern Karawane auf einem von Europäern bisher unbesuchten Weg über Berber nach Suakin am Roten Meer, wo er ankam, und setzte von da nach Dschidda über.
Auf Grund einer Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als Moslem anerkannt, reiste er sodann nach Mekka, blieb daselbst vier Monate und schloß sich im November einem Zug von 80,000 Pilgern nach dem Berg Arafat an, worauf er den im Orient hochgeachteten Titel »Hadschi« (Pilger) führen durfte. Im Januar 1815 besuchte er Medina und kehrte über Suez nach Kairo zurück. Seine letzte Wanderung trat er im Sommer 1816, während die Pest in Kairo wütete, durch die Halbinsel des Sinai an. Nach Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angekommen war, mit welcher er weiter reisen wollte, Seine Reiseberichte, schlicht und ungeschmückt gegeben, zeichnen sich durch Treue, Genauigkeit und tiefste Gründlichkeit aus.
Seine Tagebücher sind im Besitz der Londoner Geographischen Gesellschaft;
Sejm - Sekt [unkorrigi
![Bild 64.834: Sejm - Sekt [unkorrigiert] Bild 64.834: Sejm - Sekt [unkorrigiert]](/meyers/thumb/64/64_0834.jpeg)
* 15
Sekretär.es erschienen daraus durch Leake, den Sekretär [* 15] der Gesellschaft: »Travels in Nubia« (Lond. 1819, 2. Aufl. 1822; deutsch, Weim. 1823);
»Travels in Syria and the Holy Land« (Lond. 1822; deutsch, Weim. 1823-24, 2 Bde.);
»Travels in Arabia« (Lond. 1829; deutsch, Weim. 1830);
ferner: »Notes on the Bedouins and Wahabys« (Lond. 1830; deutsch, Weim. 1831);
»Arabic proverbs« (Lond. 1831; deutsch, Weim. 1834).
Vgl. »Beiträge zu Burckhardts
Leben und
Charakter« (Basel
1828).
Burda - Burdett

* 16
Seite 3.647.3) Heinrich, Forstmann, geb. zu Adelebsen am Solling, besuchte nach dem Bestehen der praktischen Forstlehre die Universität Göttingen 1833-34 und trat 1835 in den hannöverschen Staatsforstdienst als Unterförster ein. 1844 wurde an die Forstschule in Münden als Lehrer berufen, und von 1849 bis 1866 fungierte er als Forstdirektor und Generalsekretär in Forstsachen bei der obersten ¶
mehr
Verwaltungsbehörde für Domänen und Forsten. In dieser Stellung entfaltete er ein bedeutendes organisatorisches Talent und
hob die hannöversche Forstverwaltung durch straffe Leitung und zweckmäßige Geschäftsverteilung auf eine hohe Stufe. Seit 1866 bekleidete
er die Stelle eines Direktors der Abteilung für Forsten bei der Finanzdirektion in Hannover,
[* 17] woselbst er starb.
Burckhardt
vertrat diejenige Richtung, welche in erster Linie die Vertiefung und feste Begründung der Forsttechnik auf dem Weg der
lokalen Erfahrung erstrebt und daneben namentlich die staats- und forstwirtschaftlichen Grundlagen der Waldwirtschaft ins
Auge
[* 18] faßt.
Sein Hauptwerk: »Säen und Pflanzen« (5. Aufl., Hannov. 1880),
ist eine klassische Leistung auf dem Gebiet der Lehre [* 19] von der forstlichen Bestandsbegründung und -Pflege. Außerdem schrieb er: »Der Waldwert in Beziehung auf Veräußerung, Auseinandersetzung etc.« (Hannov. 1860);
»Hilfstafeln für Forsttaxatoren« (3. Aufl., das. 1873);
»Die forstlichen Verhältnisse des Königreichs Hannover« (1864);
»Aus dem Wald« (Mitteilungen in zwanglosen Heften, das. 1865-79, 9 Hefte).
Vgl. Kraft,
[* 20] Heinr. Burckhardt
(Hannov. 1883).
Berlin

* 21
Berlin. 4) Jakob, Kultur- und Kunsthistoriker, geb. zu Basel,
studierte auf der Universität seiner Vaterstadt Theologie, deutsche Litteratur
u. Geschichte und setzte diese Studien in Berlin
[* 21] fort. Hier erwarb er sich die Freundschaft des Kunstschriftstellers Franz Kugler,
für den er später die zweite Auflage seines »Handbuchs der Kunstgeschichte« (Stuttg. 1848) mit eignen
Zusätzen besorgte. In die Heimat zurückgekehrt, wurde in der Folge zum Professor der Geschichte und Kunstgeschichte an der
Universität zu Basel
ernannt, dann bei der Gründung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich
[* 22] in gleicher Eigenschaft an diese Anstalt
berufen, kehrte jedoch bald wieder an die Universität seiner Vaterstadt zurück. Burckhardt
zeichnet sich als
Schriftsteller ebenso durch gesunde Kritik, lichtvolle Darstellung und geistreiche Feinheit der Auffassung wie durch außergewöhnliche
Litteratur- und Quellenkenntnis aus. Er begann seine Laufbahn mit den Werken: »Die Kunstwerke der belgischen Städte« (Düsseld.
1842);
»Jakob von Hochstaden, Erzbischof von Köln« [* 23] (Bonn [* 24] 1843) und »Erzbischof Andreas von Krain [* 25] und die letzte Konzilsversammlung in Basel 1482-84« (Bas. 1852).
Karten zur Geschichte

* 26
Italiens.Ihnen folgten seine Hauptwerke: »Cicerone, eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens« [* 26] (1855; 5. Aufl. von W. Bode, Leipz. 1884),
worin in unvergleichlich trefflicher Charakteristik die wichtigern Meisterwerke Italiens aus älterer und neuerer Zeit dargestellt sind;
»Die Zeit Konstantins des Großen« (das. 1853, 2. Aufl. 1881);
»Die Kultur der Renaissance in Italien« [* 27] (Bas. 1860; 3. Aufl., Leipz. 1877, bearbeitet von L. Geiger),
die gediegenste und an Einzelheiten reichste Kultur- und Sittengeschichte der sogen. Renaissancezeit, und die »Geschichte der Renaissance in Italien« (Stuttg. 1867, 2. Aufl. 1878).