Bundesgeno
ssenkriege,
in der griechischen und röm. Geschichte Bezeichnung vornehmlich
folgender
Kriege: Der erste griechische Bundesgeno
ssenkrieg ist der, welchen
Athen
[* 3] 357-355
v. Chr. gegen
Chios,
Kos, Rhodus und
Byzantion, die mächtigsten Mitglieder des 378 neugestifteten Seebundes, zu führen hatte. Der Ungerechtigkeiten
Athens und
der
Erpressungen der athenischen
Söldner müde, fielen diese
Staaten, aufgereizt von den Thebanern, von
Athen ab, um mit
Hilfe des persischen Lehnsfürsten Mausolos von
Karien sich unabhängig zu machen.
Der
Kampf begann für die
Athener sehr unglücklich, indem ihr
Feldherr
Chabrias bei
Chios
Schlacht und
Leben verlor, ein um so
schwererer Verlust, als bald darauf die zwei andern tüchtigen
Feldherren
Athens,
Iphikrates (s. d.) und
Timotheos (s. d.), auf die von ihrem
Kollegen
Chares wegen
Verrats und
Bestechung gegen sie erhobene
Anklage hin abgesetzt wurden.
Da sodann im Verlauf des
Kriegs die
Perser Anstalten machten, die
Bundesgenossen zu unterstützen, und da die
Athener überdies
durch das Vordringen
Philipps von
Makedonien im
Norden
[* 4] bedroht waren, so sahen sich diese genötigt, die Unabhängigkeit der
abgefallenen
Bundesgenossen anzuerkennen, was für die politische
Stellung und die
Finanzen
Athens ein harter
Schlag war. - Der
zweite griechische Bundesgeno
ssenkrieg ist der Ätolische
Krieg 220-217
v. Chr.
Um den wiederholten Raubzügen der
Ätolier nach
Messenien zu begegnen, wandten sich die von den Messeniern zu
Hilfe gerufenen, aber von den Ätoliern geschlagenen
Achäer an
Philipp III. von
Makedonien, welcher die Gelegenheit begierig ergriff, sich eine überlegene
Stellung in
Griechenland
[* 5] zu schaffen.
Philipp ließ 220 auf einer
Tagsatzung des Achäischen
Bundes zu
Korinth
[* 6]
Messenien in den
Bund aufnehmen, und
die ätolische
Eidgenossenschaft sollte gänzlich vernichtet werden.
Da aber die Ätolier sich energisch zur
Wehr setzten und
an den Spartanern und Eleiern
Bundesgenossen fanden, so dauerte der
Krieg unter greulichten Verheerungen und zum
Ruin aller
sittlichen, religiösen und politischen Verhältnisse mehrere Jahre fort, bis
Philipp auf die
Kunde von
Hannibals
Sieg am Trasimener
See 217, um sich in die Verhältnisse
Italiens
[* 7] einzumischen, mit den Ätoliern den
Frieden von
Naupaktos
schloß, durch welchen der damalige
Beistand gewährleistet wurde. - Der römische Bundesgeno
ssenkrieg, auch
Marsischer Krieg
genannt, dauerte von 90 bis 88
v. Chr. Im J. 91 hatte der
Tribun M.
Livius
Drusus den
Antrag des
Gajus
Gracchus
auf
Verleihung des
Bürgerrecht an alle italischen
Bundesgenossen erneuert.
Als der Senat den Antrag verwarf, erhob sich ein großer Teil der italischen Gemeinden und versuchte einen italischen Föderativstaat zu bilden, dessen Verfassung der römischen nachgebildet wurde. In der Hauptstadt Corfinium, das nunmehr Italica genannt wurde, sollte ein Rat von 500 aus allen am Aufstand teilnehmenden Gemeinden erwählten Senatoren tagen, die Exekutive wurde zwei Konsuln und zwölf Prätoren übertragen. Der Krieg brach 91 in Asculum aus, wo der Prokonsul Servilius wegen einer zurechtweisenden Rede, die er an die im Theater [* 8] versammelte Bürgerschaft hielt, ergriffen und von der wütenden Menge nebst andern Römern ermordet wurde.
Zunächst wurde der Krieg im J. 90 von den Römern mit zweifelhaftem Glück geführt, und deshalb ward zu Ende dieses Jahrs durch das Gesetz des Konsuls L. Julius Cäsar (Lex Julia) allen bisher treu gebliebenen Gemeinden und bald darauf durch ein Gesetz zweier Tribunen, Plantins und Papirius (Lex Plautia Papiria), allen Einzelnen das Bürgerrecht eingeräumt, welche sich binnen 60 Tagen beim Prätor melden wurden. Nunmehr wurde der Krieg im J. 89 hauptsächlich durch Gnäus Pompejus, den Vater des Triumvirs, und durch L. Cornelius Sulla zu einem glücklichen Ende geführt. Alle Ausländischen wurden unterworfen, nur die Samniter ausgenommen, welche sich im Feld behaupteten und erst im J. 82 in einer Schlacht vor den Thoren Roms völlig besiegt wurden. Der Umstand, daß die neuen Bürger nicht unter die bestehenden 35 Tribus verteilt, sondern auf besondere 8 Tribus beschränkt wurden, gab Anlaß zu dem Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla (s. Sulpicius Rufus).