Bullionaus
schuß
(Bullion committee; spr. búlljönn kommittih), die allgemein üblich gewordene Bezeichnung des parlamentarischen Komitees, das 1810 zur Untersuchung der engl. Valutaverhältnisse (s. Bankrestriktion) niedergesetzt wurde und in seinem Berichte, dem sog. Bullion Report (eigentlich Report on the high price of gold bullion), die Grundsätze aufstellte, die später mehr und mehr für die engl. Bankpolitik und bis zu einem gewissen Grade auch für die Peelsche Bankakte (s. d.) maßgebend geworden sind.
Das Barrengold (bullion) war damals mit Rücksicht auf den frühern Münzpreis um ein Bedeutendes gegen die uneinlöslichen Banknoten gestiegen. Die Differenz des Wertes zwischen Papier und edlem Metall hatte während des Französisch-Spanisch-Portugiesischen Krieges (1807-14) und der deutschen Befreiungskriege ihren Höhepunkt erreicht. 1812 galten 100 Pfd. St. in Noten durchschnittlich 75 Pfd. St. 5 Sh. 3 Pence in Gold, [* 2] 1813 nur 71 Pfd. St. 2 Sh., 1814 74 Pfd. St. 17 Sh. 6 Pence.
Gleichwohl aber bestritten die Direktoren der
Bank, daß die
Noten entwertet seien; sie behaupteten, die
Noten könnten überhaupt
nicht an Wert verlieren, solange sie nur gegen unzweifelhaft solide, auf reellen
Geschäften beruhende Wechsel mit kurzer
Verfallzeit ausgegeben würden. Dem entgegen wies der Bullionaus
schuß nach, daß nicht das
Gold gestiegen, sondern
die
Noten wirklich gesunken seien, daß zu viele
Noten im
Umlauf seien und daß die
Ausgabe derselben durch die
Einstellung der
Einlösung ihre natürliche
Kontrolle verloren habe; man möge daher möglichst bald, nämlich in 2 Jahren, die
Barzahlung wieder aufnehmen.
Diese
Ansichten wurden von dem Bullionaus
schuß keineswegs zuerst, aber in einer eindrucksvollen, wissenschaftlichen
Form entwickelt, und der Bullionbericht erlangte daher als Programm einer streng soliden
Bankpolitik auch außerhalb Englands
großes Ansehen. Man bezeichnet auch wohl die
Anhänger dieser Politik, die vor allem die unbedingte Einlöslichkeit der
Banknoten
sichern will, als
Bullionisten, im Gegensatz zu den Inflationisten (s. d.), die durch reichliche,
wenn auch weniger solide Umlaufsmittel die
Lage der Schuldner und der Produzenten verbessern zu können glauben.