Bulle
(Kt. Freiburg, Bez. Greierz). 769 m. Gem. und Stadt, Hauptort des Bezirkes Greierz, in der Thalebene am Fuss des Moléson, gegenüber Gibloux und am linken Ufer der Trême reizend gelegen. 23 km ssw. Freiburg. Knotenpunkt der Hauptstrassen des Greierzerlandes. 204 Häuser, 2196 Ew.; Gemeinde: 340 Häuser, 3317 zum grössten Teil kathol. Ew. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Château d'Oex, Freiburg, Saanen, Châtel Saint-Denis, Galmis u. Jaun. Endstation der Zweigbahn Romont-Bulle u. Station der elektrischen Bahn Châtel Saint-Denis-Bulle-Montbovon-Château-d'Oex. Mit der Stadt Thun durch die strategische Strasse Bulle-Boltigen verbunden.
Bulle ist das bedeutende Centrum des Greierz u. der Hauptplatz des Kantons für den Handel mit Bauholz, Käse, Strohgeflechte u. ganz besonders mit dem prachtvollen Schlag des Greierzer Rindviehs. Jährlich acht stark besuchte Märkte, deren wichtigster der zu Beginn des Oktobers stattfindende St. Dionysius- (Saint-Denis-) Markt ist. Die Sionge treibt verschiedene Fabrikbetriebe u. dient zur Wiesenbewässerung. Auf einer Anhöhe mit Aussicht auf die ganze weite Thalebene des untern Greierzerlandes liegt die in einfachem u. elegantem Stil gehaltene Pfarrkirche zu Saint-Pierre aux Liens, die eine Orgel von Alois Mooser besitzt.
Schon im 10. Jahrhundert stand hier eine demselben Heiligen geweihte Kirche, die 1751 durch ein geräumigeres Gotteshaus ersetzt wurde. 1805 wurde dieses ein Raub der Flammen; die heutige Kirche erhielt ihre Weihe am Ein stark besuchter Wallfahrtsort ist das Kapuzinerkloster mit seiner Kirche zu Notre-Dame de Compassion. Die Kapuziner hatten sich in Bulle 1665 niedergelassen. Das Schloss (766 m), 1220 von Bischof Bonifacius von Lausanne erbaut, ist ein Bau mit sehr starken Mauern, Schlosshof, Turm und Ecktürmen und dient heute den Bezirksbehörden als Sitz; trotz seines hohen Alters ist es sehr gut erhalten.
Sitz der Gemeindeverwaltung ist das Rathaus. Schöne reformierte Kirche. Sekundarschule. Kreditgenossenschaften, Gesang-, Musik-, Schiess- und Turnvereine, Hülfsgesellschaft; Bürgerspital. Drei Zeitungen. Bulle hat vor Kurzem eine Trinkwasserversorgung erhalten, die der Stadt das Quellwasser der Bonnefontaine (bei Galmis) mittels einer mehr als 12 km langen metallenen Röhrenleitung zuführt; Hochdruckreservoir in Praz-Pertet, nahe der Ruine Montsalvens. Die Stadt Bulle wird urkundlich zum erstenmal 855 erwähnt; Rechte an sie besassen Graf Ogo von Greierz und der Bischof von Lausanne, welch' letzterer 1196-1537 ihr alleiniger Oberherr war. Zur Zeit der Eroberung der Waadt kam Bulle an Freiburg, das die
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Stadt zum Hauptort einer ihrer wichtigsten Vogteien machte. 1447 zum grossen Teil und am beinahe ganz durch Feuer zerstört, dann nach einheitlichem Plan neu aufgebaut. Heimat des Abbé François Geinoz (1696-1752), Mitgliedes der Pariser Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. Auf dem Crêt des Danses Refugium mit Wall und Graben.