Bulgarische
Sprache, [* 2] zur südöstlichen Gruppe der slawischen Sprachen gehörige Sprache, deren Gebiet im Norden [* 3] von der Donau, im Westen von Albanien, im Süden und Südosten von dem Sprachgebiet der Türken und Griechen begrenzt wird, während es im Nordosten bis an das Schwarze Meer reicht und auch noch Bessarabien und Teile von Südrußland umfaßt. Im ganzen wird dieselbe von etwa 6 Mill. Menschen gesprochen, von denen die Minderzahl der eigentlichen Bulgarei angehört.
Als Altbulgarisch
ist nach
Schleicher u. a. das
Kirchenslawische anzusehen, doch hatte diese älteste der slawischen
Sprachen
wahrscheinlich ein größeres und mehr nach
Westen hin ausgedehntes Gebiet inne, und jedenfalls ist
ihr das jetzige Bulgarisch
sehr unähnlich geworden, indem es fast alle Deklinationsendungen, die Steigerungsform der Adjektiva und am
Verbum den Dual,
den
Infinitiv und andre
Formen verloren, anderseits sehr viel
Fremdes aus den Nachbarsprachen
aufgenommen hat.
So teilt die jetzige bulgarische Sprache
mit dem
Walachischen und
Albanesischen die Anhängung des
Artikels an das Ende der Substantiva, und
ihr Wortschatz ist voll von türkischen, albanesischen, griechischen und rumänischen Eindringlingen.
Grammatiken lieferten Christaki (1836),
Wenelin (1837, in russischer
Sprache), Riggs
(Smyrna 1847, in englischer
Sprache), Canckof
(1852, deutsch);
Grammatik und
Lexikon
Morse
(Konstantinopel
[* 4] 1860, englisch); eine
Chrestomathie Vazov u.
Velitchkov (1884). Die neuere bulgarische
Litteratur ist sehr jungen
Datums, indem bis ins 19. Jahrh. herein die wenigen bulgarischen
Schriftsteller sich der russischen
Sprache zu bedienen pflegten. Das erste religiöse Erbauungsbuch in bulgarischer
Sprache,
dem verschiedene andre religiöse Werke gefolgt sind, gab Sofroni,
Bischof von Wratscha, 1806 heraus.
Volkslieder, den serbischen ähnlich, deren die
Bulgaren einen reichen
Schatz besitzen, finden sich nebst Übersetzung in der
»Sammlung slawischer
Volkslieder« von ?elakowsky
(Prag
[* 5] 1822-27, 3 Bde.); eine neuere Übersetzung bulgarischer
Volksdichtungen gab
Rosen (Leipz. 1879),
eine Auswahl mit französischer
Übertragung Dozon heraus
(»Chansons
populaires bulgares«, Par. 1875). Im J. 1843 begann in
Odessa
[* 6] Aprilows »Bulgarischer
Morgenstern«
[* 7] zu erscheinen; 1844 wurde
die
Zeitschrift »Philologia« begründet, und neuerdings ist die periodische
Presse
[* 8] in rascher Zunahme begriffen (1875 zählte man bereits 14
Zeitungen in bulgarischer
Sprache). Auch an selbständigen
Werken ist jetzt kein Mangel mehr, doch sind sie meistenteils ohne originalen Wert.
Erwähnenswert sind die historischen Arbeiten von Drinow, die Dichtungen von Slaweikow, die Novellen von Karawelow und die Memoiren einiger politischer Häupter, z. B. des Revolutionärs Panajot Hitow (»Die Balkan-Haiduken«, übersetzt von Rosen, Leipz. 1878). Eine litterarische Gesellschaft, welche seit 1882 eine Zeitschrift herausgibt, besteht in Braila.
Vgl. Jire?ek, Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1800-1870 (Prag 1872);
Jagi?, Sprache und Litteratur der Bulgaren (in der »Deutschen Rundschau« 1880).