Bürette
[* 3] (franz.), mit einer
Skala versehene Glasröhre, welche dazu dient, von einer
Flüssigkeit
nach und nach bestimmte kleine
Mengen auszugießen.
Gay-Lussacs Bürette
ist am untern Ende zugeschmolzen und hier mit einem engen
Ausgußrohr versehen, welches dicht an dem weitern
Rohr in die
Höhe läuft und
oben umgebogen ist. Man füllt diese und kann
dann durch vorsichtiges Neigen die
Flüssigkeit tropfenweise aus dem dünnen
Rohr ausfließen lassen und
an der auf dem weiten
Rohr angebrachten
Skala die ausgeflossene
Menge ablesen.
Mohr befestigte diese Bürette
mit dem untern Ende in
einem Holzfuß und setzte auf das offene Ende der weiten graduierten
Röhre einen durchbohrten
Pfropfen,
[* 4] welcher mit einem
¶
mehr
rechtwinkelig gebogenen Rohr versehen ist. Beim Gebrauch bläst man in letzteres und drückt dadurch die Flüssigkeit beliebig
im Strahl oder tropfenweise aus dem dünnen Rohr heraus. Die gebräuchlichste Form der Bürette
ist Mohrs Quetschhahnbürette
[* 3]
(Fig.
1). Ein einfaches Stativ trägt ein senkrecht stehendes Glasrohr, welches mit einer Teilung versehen, oben
glatt geschossen ist und mit einer Marmorkugel verschlossen werden kann. Am untern Ende ist es etwas ausgezogen und trägt
hier ein Gummirohr, in welchem anderseits ein dünnes, zu einer feinen Spitze ausgezogenes Glasröhrchen steckt.
Der mittlere Teil der kleinen, etwa 25 mm langen Kautschukröhre wird mit dem Quetschhahn verschlossen [* 3] (Fig. 2). Der Quetschhahn [* 3] (Fig. 3 und 4) wird aus hart gezogenem runden Messingdraht hergestellt, der 2½-3 mm dick ist. Dieser Draht [* 6] wird zunächst in einem 20-22 mm weiten Kreis [* 7] zusammengebogen, und die Enden in der Richtung des Halbmessers nebeneinander fortgeführt. Dieser Bogen [* 8] wird auf einem glatten Amboß etwas platt geschlagen, um eine größere Elastizität zu erhalten.
Das eine Ende des Drahts wird dann zu einem rechten Winkel [* 9] (in der Ebene des Kreises) umgebogen und an seiner Spitze mit einem angelöteten Griffplättchen versehen. Auf das andre in der Spitze des Winkels des ersten Endes abgeschnittene Ende werden zwei kleine Winkel desselben Drahts so aufgelötet, daß die freien Schenkel mit dem umgebogenen Schenkel des andern Endes eine gerade Linie bilden, und dann ebenfalls mit einem Griffplättchen versehen. Drückt man nun gleichzeitig auf beide Griffplättchen mit Daumen und Zeigefinger, so entfernen sich die beiden parallelen Enden des Drahts voneinander, das dazwischen gebrachte Gummirohr öffnet sich, schließt sich aber augenblicklich wieder, sobald der Druck nachläßt.
Außer bei der Titrieranalyse (s. Analyse, S. 527) benutzt man Büretten
auch in Apotheken, Materialhandlungen etc., um gangbare,
in kleinern Mengen verkäufliche, nicht flüchtige Flüssigkeiten abzumessen. In mit Säuredämpfen gefüllten Räumen benutzt
man einen Quetschhahn ohne Metall, welchen man auf die Weise herstellt, daß man zwei Stücke von flachen
Thermometerröhren, 80-90 mm lang, zu einem sehr stumpfen Winkel biegt (auch Fischbein- oder Hornstäbchen sind anwendbar),
zwei Schenkel derselben parallel aneinander legt, einen schmalen kreisförmigen Abschnitt eines etwas dickwandigen, engen Kautschukrohrs
bis zur Biegungsstelle darüberschiebt, sodann das Kautschukrohr der Bürette
zwischen die parallelen
Schenkel klemmt und nun über diese noch einen Kautschukring bis nahe an das Rohr schiebt.
Durch
einen Druck auf die beiden auseinander laufenden Schenkel dieses Quetschhahns öffnet man die Bürette
Hat man Salzflüssigkeiten
in der Bürette
, so bestreicht man vorteilhaft das Kautschukrohr mit Talg, läßt dies schmelzen und schiebt
nun erst die Glasröhren ein; das Fett verhindert das Auswittern des Salzes. Bisweilen werden auch Büretten
mit eingeschliffenem
Glashahn angewandt. Zum Gebrauch der Bürette
füllt man sie mit der Meßflüssigkeit unter Vermeidung von Schaumbildung und Berührung
mit der Hand,
[* 10] um Erwärmung zu vermeiden, öffnet dann den Quetschhahn und läßt im vollen Strahl die Flüssigkeit
ablaufen bis nahe an den ersten Teilungsstrich, worauf man tropfenweise genau bis an den Strich abfließen läßt.
Dieser erste Strich trägt 0, und von da an zählen die Striche die Bürette
hinab in Kubikzentimetern, die wieder in fünf oder
zehn Teile geteilt sind. Zum sichern Ablesen des Standes der Flüssigkeit, welches einige Übung erfordert,
benutzt man den von Erdmann angegebenen Schwimmer. Dies ist ein hohler cylindrischer Glaskörper von solcher Stärke,
[* 11] daß er,
ohne zu schwanken, leicht in der Bürette
steigt und sinkt; er enthält so viel Quecksilber, daß er gerade bis zu seinem obern
Rand in die Flüssigkeit einsinkt. Auf diesem Schwimmer ist in der Mitte seiner Höhe eine ringförmige Linie mit dem Diamanten
eingeschnitten; fällt nun die Achse des Schwimmers mit der Achse der Bürette
zusammen, so läuft diese Linie mit den Teilungsstrichen
der Bürette
parallel und sichert beim Ablesen die größte Schärfe. Da die Büretten
Wage
[* 12] und Gewichte ersetzen,
so kommt alles darauf an, daß die Skala richtig ist.
[* 3]
^[Abb.: Fig. 1 u. 2 Mohrs Quetschhahnbürette.
Fig. 3 u. 4. Quetschhahn.]