Bülow
(Vogel Bülow), s. v. w. Pirol.
4 Seiten, 4'921 Wörter, 34'116 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(Vogel Bülow), s. v. w. Pirol.
1) Friedrich Wilhelm, Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General, geb. 16.
Febr. 1755 auf dem Familiengut Falkenberg in der Altmark, erhielt von seinem Vater eine treffliche Erziehung, trat schon 1768 als Junker in die preußische Armee, ward 1775 Leutnant, 1790 Stabskapitän und Gouverneur des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen, mit dem er den Rheinfeldzügen beiwohnte. Bülow war seiner feinen Bildung und seiner liebenswürdigen Geselligkeit wegen einer der tonangebende Kavaliere Berlins. 1794 zum Major befördert, wurde er 1797 Chef eines ostpreußischen Füsilierbataillons in Soldau. Am Kriege gegen Frankreich nahm er nur 1807 in Preußen teil und ward 1808 als Generalmajor dem Blücherschen Korps in Schwedisch-Pommern zugewiesen; doch konnte er sich mit Blücher nicht vertragen und kehrte als Brigadekommandeur nach Westpreußen zurück. 1812 vertrat er als Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen die Stelle des Generals v. York. Nach der Erhebung im Frühjahr 1813 hatte er als Generalleutnant die Marken zu decken, lieferte 5. April das glückliche Gefecht bei Möckern, erstürmte 2. Mai Halle und zog sich dann über die Elbe zurück, um Berlin gegen Oudinot zu decken, was ihm auch durch den Sieg bei Luckau 4. Juni gelang. Nach dem Waffenstillstand wurde er unter den Oberbefehl des Kronprinzen von Schweden gestellt, doch wußte sich Bülow möglichst unabhängig zu machen; er lieferte gegen den Willen Bernadottes die Schlachten bei Großbeeren gegen Oudinot und bei Dennewitz gegen Ney, wodurch Berlin wiederholt vor der feindlichen Invasion bewahrt wurde. Bülow erhielt dafür das Großkreuz des Eisernen Kreuzes. Nachdem er Wittenberg zerniert, kämpfte er mit der Nordarmee in der Schlacht bei Leipzig und half diese Stadt erobern. Während die alliierten Armeen über den Rhein zogen, brach er in Holland ein, befreite es in kurzer Zeit von den Franzosen, rückte dann nach Belgien vor, siegte 11. Jan. 1814 bei Hoogstraten, nahm La Fère und Soissons, schloß sich darauf an die schlesische Armee Blüchers an und befehligte bei Laon 9. und 10. März das Zentrum. In Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienste ernannte ihn der König zum General der Infanterie und verlieh ihm eine Dotation von Gütern in Ostpreußen im Wert von 200,000 Thlr. Auch ward er noch zu Paris in den erblichen Grafenstand (Graf von Dennewitz) erhoben. Nach dem Frieden erhielt er das Generalgouvernement von West- und Ostpreußen und beim Wiederausbruch des Kriegs 1815 den Oberbefehl über das 4. preußische Armeekorps. Wegen verspäteter Order wohnte er zwar nicht der Schlacht von Ligny bei, lieferte aber nach seiner durch einen forcierten Marsch bewirkten Vereinigung mit Blücher 18. Juni das Gefecht von Planchenoit, welches die Niederlage Napoleons bei Waterloo entschied. Zum Chef des 15. Linienregiments ernannt, kehrte er 11. Jan. 1816 in sein Gouvernement zurück, starb aber schon 25. Febr. d. J. in Königsberg. Bülow war nicht bloß ein tüchtiger und glücklicher General, sondern auch von tiefer, edler Geistesbildung; neben den militärischen Studien pflegte er besonders die Musik, wie er denn mehrere Motetten, eine Messe und den 51. und 100. Psalm komponierte. In Berlin wurde ihm eine von Rauch gefertigte Marmorstatue errichtet. Sein Leben beschrieb Varnhagen von Ense (Berl. 1854).
2) Adam Heinrich Dietrich von, Bruder des vorigen, Militärschriftsteller, geb. 1757 zu Falkenberg, wurde schon im 16. Jahr Offizier. Beim Ausbruch des niederländischen Aufstandes gegen Joseph II. vertauschte er den preußischen Dienst mit dem niederländischen, verließ diesen bald, war kurze Zeit Schauspieldirektor und reiste 1791 mit seinem Bruder Karl Ulrich nach Amerika, von wo sie 1792 zurückkehrten. Er schrieb 1794 einen Aufsatz: »Über den Operationsplan der Alliierten in Belgien im Feldzug 1794«, in der »Minerva«, dann 1799 »Geist des neuern Kriegssystems« (3. Aufl., Hamb. 1835). Mit einem Gesuch um eine Wiederanstellung in Berlin abgewiesen, widmete er sich ganz der Schriftstellerei, schrieb unter anderm das Buch »Physisches Staatswohl, oder eine Finanzeinrichtung, vermöge welcher Reichtum stets die Belohnung gemeinnütziger Tugend sein würde« (Berl. 1800) und »Lehrsätze des neuern Kriegs« (das. 1805). Er lebte dann in London und Paris, kehrte 1804 nach Berlin zurück, ward wegen seines Buches »Der Feldzug von 1805 militärisch und politisch beleuchtet« (Leipz. 1806), worin er die von Österreich und Rußland begangenen Mißgriffe geißelte, auf Verlangen dieser Mächte im August 1806 verhaftet und nach der Schlacht bei Jena, deren Ausgang er vorhergesagt, nach Kolberg und von da nach Königsberg gebracht. Den Entsprungenen fingen in Kurland Kosaken und brachten ihn nach Riga, wo er im Juli 1807 am Nervenfieber starb.
3) Ludwig Friedrich Viktor Hans, Graf von, preuß. Staatsminister, geb. 14. Juli 1774 auf dem väterlichen Stammgut Essenrode bei Braunschweig, Sohn des lüneburgischen Landschaftsdirektors Friedrich Ernst v. Bülow, studierte 1790-94 in Göttingen die Rechte und trat danach auf Veranlassung seines Onkels Hardenberg als Auskultator beim Kammerkollegium zu Baireuth in den preußischen Staatsdienst. 1801 wurde er Kriegs- und Domänenrat in Berlin, 1805 Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Magdeburg, wo er während der schweren Kriegszeit 1806-1807 der Provinz die Lasten möglichst zu erleichtern suchte, blieb auch nach der Abtretung Magdeburgs auf seinem Posten und ward 1808 zum westfälischen Finanzminister ernannt, in welcher Stellung er in die finanziellen Angelegenheiten Ordnung und Festigkeit zu bringen und die Steuern trefflich zu ordnen wußte. In Anerkennung dieser Verdienste erhob ihn der König Jérôme in den Grafenstand, welche Auszeichnung der König von Preußen 1816 bestätigte. Dennoch gelang es seinen Feinden, worunter besonders der nachherige Finanzminister v. Malchus, ihn bei Jérôme zu verdächtigen. Von einer Sendung nach Paris zurückgekehrt, ward er 7. April 1811 seines Amtes entlassen, worauf er sich auf seinem Gut Essenrode mit Landwirtschaft und staatswissenschaftlichen Studien beschäftigte. Aber auch hier verfolgten ihn seine Feinde und erwirkten sogar seine Verhaftung wegen staatsgefährlicher Umtriebe, doch mußte er bald wieder freigelassen werden. Hardenberg veranlaßte 1813 seine Ernennung zum preußischen Finanzminister. Jedoch vermochte er manche Fehler bei der Finanzverwaltung nicht zu vermeiden und forderte daher 1817 seine Entlassung. Der König übertrug ihm nun das neuerrichtete Ministerium des Handels und der Gewerbe, in welchem er die freihändlerische Politik Preußens und seine neue Steuergesetzgebung begründen half. Auch in dieser Stellung wegen Nepotismus und andern Dingen vielfach angefeindet, wurde er 1825 zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt und starb unmittelbar darauf 11. Aug. 1825.
4) Heinrich, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. 16. Sept. 1792 zu Schwerin, besuchte die Domschule in Güstrow, studierte von 1810 ab erst in Jena, dann in Heidelberg und Genf die Rechte, trat 1813 als Leutnant in das Walmodensche Korps und ward Adjutant des russischen Obersten v. Nostiz, bei
dessen Streifzügen er sich mehrfach auszeichnete. Nach dem Frieden widmete er sich dem diplomatischen Fach, arbeitete unter dem Staatsminister Wilhelm v. Humboldt, als dieser zu Frankfurt a. M. die Grenzregulierung der deutschen Territorien leitete, und folgte ihm 1817 als Gesandtschaftssekretär nach London und 1819 nach Berlin, wo er im auswärtigen Amte den Vortrag über Handels- und Schiffahrtssachen übernahm. Hier vermählte er sich 1820 mit Humboldts jüngerer Tochter. Er war besonders für die Anbahnung des Zollvereins durch Abschluß von Zollverträgen mit den Nachbarstaaten mit Erfolg thätig. Auch als Gesandter in London, wozu er 1827 ernannt wurde, wirkte er für den Zollverein. Er erwarb sich das Vertrauen der englischen Staatsmänner und hatte an den Verhandlungen über Belgien und die orientalische Frage (1840-41) hervorragenden Anteil. Im Herbst 1841 wurde er Gesandter beim Bundestag zu Frankfurt a. M., aber schon 2. April 1842 an der Stelle des Grafen von Maltzan zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Er und der Kriegsminister v. Boyen vertraten zwar die liberalere Richtung im Ministerium, übten aber nur geringen Einfluß auf die allgemeine Politik. Bülow schied 1845 aus dem Ministerium, zog sich nach Tegel zurück und starb 6. Febr. 1846 in Berlin.
5) Frederik Rudbek Henrik von, dän. General, geb. 1791 zu Nustrup in Schleswig, trat 1804 als Leutnant in die dänische Armee, nahm an dem nach der Belagerung Kopenhagens durch die Engländer 1807 folgenden Krieg teil und ward 1842 Oberstleutnant. Als Brigadegeneral zeichnete er sich 1848 und 1849 gegen die Schleswig-Holsteiner und Bundestruppen aus; seine bedeutendste Leistung war die, daß er die schleswig-holsteinischen Truppen unter General Bonin, welche Fredericia belagerten, durch einen Ausfall in der Nacht vom 5. zum 6. Juli 1849 zum Rückzug und zur Aufhebung der Belagerung zwang. Nach dem Krieg war Bülow kommandierender General in Schleswig, dann auf Seeland, wurde 1855 zum dänischen Gesandten in London ernannt, durch Kränklichkeit zum Rücktritt genötigt und starb 16. Juni 1858 auf Sandberg. Durch öffentliche Subskription ist ihm ein Denkmal aus dem Kirchhof von Düppel gesetzt.
6) Karl Eduard von, Schriftsteller, geb. 17. Nov. 1803 auf dem Gut Berg vor Eilenburg (Provinz Sachsen), studierte in Leipzig hauptsächlich die alten Sprachen und wählte 1828 Dresden zum Aufenthalt, wo er mit Elisa v. d. Recke und Tieck befreundet ward. Seit 1842 war er viel auf Reisen in Italien, verweilte auch in Stuttgart und bei Tieck in Berlin, bis ihn die politische Wendung der deutschen Angelegenheiten 1849 bestimmte, nach dem von ihm angekauften alten Schloß Ötlishausen im Kanton Thurgau überzusiedeln. Hier starb er 16. Sept. 1853. Seinen litterarischen Ruf begründete er durch das »Novellenbuch« (Leipz. 1834-36, 4 Bde.), welches hundert Novellen, nach alten italienischen, spanischen, französischen, englischen, lateinischen und deutschen Mustern bearbeitet, enthält, und dem das »Neue Novellenbuch« (Braunschw. 1841, Bd. 1) nachfolgte. Von eignen Produktionen, in denen er besonders Tieck mit Glück nacheiferte, veröffentlichte er: »Eine Frühlingswanderung durch das Harzgebirge« (Leipz. 1836); »Jahrbuch der Novellen und Erzählungen« (Braunschw. 1840), worin die interessante Erzählung »Die Jugend des armen Mannes im Tockenburg« (U. Bräker, nach der Selbstbiographie desselben bearbeitet, die er später im Original herausgab, Leipz. 1852); »Novellen« (Stuttg. 1846-48, 3 Bde.); »Eine allerneueste Melusine« (Frankf. 1849) und andre zerstreute novellistische Arbeiten. Von mehreren selten gewordenen Büchern, die Bülow wieder zugänglich machte, ist seine Bearbeitung des »Simplicissimus« (Leipz. 1836) hervorzuheben. Auch gab er, außer einer Übersetzung von Manzonis Roman »Promessi sposi« (2. Aufl., Leipz. 1837, 2 Bde.), heraus: Schröders »Dramatische Werke« (Berl. 1831, 4 Bde.); im Verein mit Tieck den dritten Teil von Novalis' Schriften (das. 1848); »Heinrich v. Kleists Leben und Briefe« (das. 1848); dann Schillers »Anthologie auf das Jahr 1782« (Heidelb. 1850) mit Einleitung und Anhang; ferner Heinr. Dietrich v. Bülows »Militärische und vermischte Schriften« (mit W. Rüstow, Leipz. 1853) u. a. Die deutsche Memoirenlitteratur bereicherte er durch die Herausgabe der Denkwürdigkeiten des Pfalzgrafen-Kurfürsten Friedrich II. beim Rhein (" Ein Fürstenspiegel«, Bresl. 1849, 2 Bde.).
7) Bernhard Ernst von, Staatsmann, geb. 2. Aug. 1815 zu Cismar in Holstein, Neffe von Bülow 4), studierte zu Berlin, Göttingen und Kiel die Rechte und trat 1839 als Assessor bei der holsteinischen Regierung, dann als Legationsrat zu Kopenhagen in den dänischen Staatsdienst. 1848 schied er aus demselben wieder aus, ward aber 1851 zum Gesandten für Holstein und Lauenburg beim Bundestag in Frankfurt ernannt. 1862 trat er als Staatsminister an die Spitze der mecklenburg-strelitzschen Landesregierung und nahm an den Verhandlungen zur Begründung des Norddeutschen Bundes hervorragenden Anteil. 1868 ging er als Gesandter der beiden Großherzogtümer Mecklenburg beim preußischen Hof und Vertreter derselben im Bundesrat nach Berlin. Bismarck bewirkte 1873 seine Ernennung zum Staatssekretär des auswärtigen Amtes des Deutschen Reichs mit dem Rang eines preußischen Staatsministers, und 1876 erlangte er die wirkliche Stellung eines solchen. 1879 nahm Bülow einen längern Urlaub, um im Süden Erholung für seine angegriffene Gesundheit zu suchen. Auf der Reise starb er infolge eines Schlaganfalls 20. Okt. 1879 in Frankfurt a. M.
8) Hans Guido von, Klavierspieler und Komponist, Sohn von Bülow 6), geb. 8. Jan. 1830 zu Dresden, erhielt den ersten Unterricht im Klavierspiel durch F. Wieck, in der Komposition durch M. Eberwein und trat zuerst in Stuttgart, wo er seit 1846 das Gymnasium besuchte, öffentlich als Klavierspieler auf. Im J. 1848 bezog er die Universität Leipzig, um die Rechte zu studieren, setzte aber dabei unter Hauptmanns Leitung seine Musikstudien eifrig fort. In Berlin, wohin er sich ein Jahr später begab, kam in ihm endlich der Entschluß, sich ganz der Musik zu widmen, zur Reife. Er wandte sich zu diesem Behuf nach Zürich zu Richard Wagner, dem er von Dresden her bekannt war, und begab sich von hier aus zu seiner letzten Ausbildung 1851 nach Weimar zu Liszt, dessen Schwiegersohn er später ward. Nach mehrfachen Kunstreisen, die seinen Ruf begründeten und befestigten, ließ er sich 1854 in Berlin nieder, wo er anfänglich als Klavierlehrer am Sternschen Konservatorium wirkte und 1858 zum königlichen Hofpianisten ernannt wurde. Einem Ruf des Königs Ludwig II. folgend, siedelte er Ende 1864 nach München über, wurde zum königlich bayrischen Hofpianisten ernannt und mit der Leitung der gleichzeitig nach Rich. Wagners Plan ins Leben gerufenen Musikschule betraut. Daneben entfaltete er als Dirigent bei großen Aufführungen eine außerordentliche Thätigkeit. Im Juni 1866 schied er plötzlich aus diesen Ämtern, verließ
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
1) Friedrich Wilhelm, Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General. Ihm zu Ehren wurde 1889 das 6. westfälische Infanterieregiment Nr. 55 Infanterieregiment Graf Bülow von Dennewitz benannt.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Margarete von, Schriftstellerin, geb. 1861 zu Smyrna, wo ihr Vater preußischer Generalkonsul war, lebte nach dem frühen Tode desselben mit Mutter und Geschwistern auf dem Gute Ingersleben bei Neudietendorf, verlebte zu ihrer Ausbildung ein Jahr in England, siedelte dann nach Berlin über, wo sie sich ihrem Drange zu dichten und zu schaffen mit schönem Erfolg überließ, aber bereits 2. Jan. 1885 (beim Eislauf auf dem Rummelsburger See, wo sie einem eingebrochenen Knaben das Leben rettete) starb. Von ihr erschienen »Novellen« (mit einem Vorwort von Julian Schmidt, Berl. 1885); »Jonas Briccius«, Roman (Leipz. 1886); »Aus der Chronik derer von Riffelshausen« (das. 1887); »Neue Novellen« (Berl. 1890), sämtlich Zeugnisse eines entschiedenen, zu besonderer Schärfe der Charakteristik und zu kräftig gesunder Lebensanschauung neigenden Talents.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(Vogel), soviel wie Pirol (s. d.).
Alexander Friedr. Wilh. Ferd. von, mecklenb. Staatsminister, geb. 23. Febr. 1829 in Ludwigslust, studierte seit 1847 in Heidelberg, Berlin und Rostock die Rechte, beschäftigte sich später mit Landwirtschaft und bewirtschaftete seit 1857 väterliche Güter. 1860 mit dem Lehngute Rodenwalde belehnt, übernahm er für einige Jahre als
Civilvorsitzender die Leitung der Ersatzkommission, wurde Amtsdeputierter des Amtes Wittenburg, später Landrat und Vorsitzender des engern Ausschusses von Ritter- und Landschaft sowie Mitglied der Hauptdirektion des Ritterschaftlichen Kreditvereins der Schuldentilgungskommission und der Fideikommißbehörde. 1886 wurde Bülow zum Minister des Innern und Ministerpräsidenten im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin ernannt.
Babette von, geborene Eberty, als Schriftstellerin Hans Arnold, geb. 30. Sept. 1850 zu Warmbrunn, lebt in Engers. Sie veröffentlichte schnell nacheinander 8 Novellenbände (bis 1891), die mehrfache Auflagen erzielten und sich durch Frische der Darstellung sowie gute Beobachtung auszeichnen. Für die Bühne schrieb sie die Schwänke «Geburtstagsfreuden» (Bresl. 1884; 2. Aufl., Berl. 1885) und «Zwei Friedfertige» (Berl. 1891), ferner das Lustspiel «Theorie und Praxis» (Lpz. 1890).
Bernh. Ernst von, Staatsmann, Brudersohn des preuß. Staatsministers Heinrich von Bülow, geb. 2. Aug. 1815 zu Cismar in Holstein, studierte in Berlin, Göttingen und Kiel Rechtswissenschaft und trat 1839 in den dän. Staatsdienst, zunächst als Hilfsarbeiter in der schlesw.-holst.-lauenb. Kanzlei, dann als Legationsrat in dem auswärtigen Ministerium. 1847 ging er als Geschäftsträger bei den Hansestädten nach Hamburg. Nachdem Bülow im März 1848 den Staatsdienst verlassen hatte, wurde er Ende 1849 wieder nach Kopenhagen berufen, um an den Friedensverhandlungen auf Grund des sog. gesamtstaatlichen Programms teilzunehmen, und wurde 1852 zum Bundesgesandten für Holstein und Lauenburg ernannt. 1862 legte er diesen Posten nieder und folgte der Berufung zum großherzoglich mecklenb.-strelitzschen Staatsminister. Als solcher nahm er an den Verhandlungen zur Gründung des Norddeutschen Bundes hervorragenden Anteil, wurde 1868 von beiden Großherzögen von Mecklenburg zum Gesandten in Berlin und zum Vertreter der Großherzogtümer im Bundesrat ernannt. 1873 wurde Bülow zur Leitung des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reichs als Staatssekretär mit dem Range eines Staatsministers berufen. Er starb 20. Okt. 1879 zu Frankfurt a. M.
Bodo Georg Wilh. Karl von, mecklenb. Finanzminister, geb. 15. Sept. 1834 in Göttingen, studierte 1854-58 in Heidelberg und Göttingen die Rechte, trat dann in hannov. Staatsdienst und war zuletzt bis 1866 im Ministerium des königl. Hauses beschäftigt. Dann trat er in den mecklenb. Staatsdienst über und war bis 1874 Assessor und Ministerialrat im Finanzministerium, sodann Bevollmächtigter beider Mecklenburg am preuß. Hofe und Bevollmächtigter im Bundesrat. 1875 wurde Bülow zum Staatsrat und Vorstand des mecklenb.-schwerin. Finanzministeriums ernannt.
Dietrich Adam Heinr., Freiherr von, Militärschriftsteller, Bruder des Generals Bülow von Dennewitz, geb. 1757 zu Falkenberg in der Altmark, erhielt seine Ausbildung in der Ecole militaire zu Berlin, trat dann in die Kavallerie, nahm aber 1790 seinen Abschied und beteiligte sich in demselben Jahre unter dem österr. General Schönfeld an der Bekämpfung des Aufstandes in den Niederlanden. Hierauf ging er 1792 allein und 1795 mit einem seiner Brüder nach Amerika, wo er sein ganzes Vermögen verlor. Wieder in Berlin, schrieb er sein Hauptwerk: «Geist des neuen Kriegssystems» (Hamb. 1798; 3. Aufl. 1835), das großes Aufsehen machte. Später lebte er in London, wo er ins Schuldgefängnis kam, und in Paris, bis er 1804 ausgewiesen wurde. Er kehrte dann nach Berlin zurück und veröffentlichte «Lehrsätze des neuern Kriegs» (Berl. 1805), «Prinz Heinrich von Preußen. Kritische Geschichte seiner Feldzüge» (2 Bde., ebd. 1805), «Neue Taktik der Neuern, wie sie sein sollte» (2 Bde., Lpz. 1805). Auch gab er mit Berenhorst, Venturini, Voß und Retzow «Annalen des Kriegs» heraus. Sein mit beißender Satire geschriebenes Buch «Der Feldzug von 1805» (2 Bde., Lpz. 1806) brachte ihn auf Reklamation des russ. Gesandten ins Gefängnis, anfangs in der Hausvogtei zu Berlin, dann in Kolberg, von wo er 1807 nach Riga gebracht wurde. Hier soll er im Elend noch in demselben Jahre gestorben sein. B.s Schriften hatten großen Einfluß auf die Entwicklung der Kriegswissenschaft. - Vgl. Dietrich von B.s militär. und vermischte Schriften, hg. von Karl Ed. von Bülow (Lpz. 1853).
Frederik Rubeck Henrik von, dän. General, geb. 4. Febr. 1791, war 1848 beim Ausbruche des Krieges mit Deutschland Oberst, ward 1849 General und schlug 6. Juli 1849 durch einen Ausfall aus der Festung Fredericia das schleswig-holstein. Belagerungsheer unter General Bonin. Er starb 16. Juni 1858.
Friedr. Wilh., Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General, Bruder von Dietr. Adam Heinr. von Bülow, geb. 16. Febr. 1755 auf dem Familiengute Falkenberg in der Altmark, trat in seinem 14. Jahre als Junker in das Regiment von Braun und machte den Bayrischen Erbfolgekrieg mit. 1793 wurde er als Major zum militär. Begleiter des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen ernannt, in welcher Stellung er dem Kriege bis zum Frieden von Basel beiwohnte. Er ward dann 1795 zur ostpreuß. Füsilierbrigade versetzt und erhielt 1797 ein Bataillon. Am Kriege von 1806 und 1807 nahm er unter L'Estocq teil, kämpfte bei Thorn und Danzig, wurde 5. Febr. 1807 bei Waltersdorf verwundet und zuletzt als Brigadier den Blücherschen Truppen in Schwedisch-Pommern zugeteilt. Er wurde 1808 Generalmajor, 1809 Brigadier der pommerschen Infanterie unter Blücher, dann der westpreußischen unter York, und als dessen Vertreter (1812) Gouverneur von Ost- und Westpreußen. Bei Beginn des Krieges 1813 zum Generallieutenant ernannt, deckte er zunächst die Mark. An dem Treffen bei Möckern 5. April nahm nur seine Kavallerie teil, dagegen stürmte er 2. Mai Halle und schützte durch den Sieg bei Luckau über Marschall Oudinot (4. Juni) das von den Franzosen bedrohte Berlin. Nach dem Waffenstillstande (im Aug. 1813) ward sein Korps der Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden zugeteilt und dadurch anfangs zur Unthätigkeit gezwungen. Gegen den Willen des Oberbefehlshabers schlug er 23. Aug. die Schlacht bei Großbeeren (s. d.), wo er Oudinot zum zweitenmal besiegte, sowie gemeinsam mit Tauenzien 6. Sept. die bei Dennewitz (s. d.), wo er den Marschall Ney überwand. Bülow rettete hierdurch Berlin und vernichtete zugleich einen beträchtlichen Teil der feindlichen Streitkräfte. Nachdem Bülow hierauf eine Zeit lang mit der Belagerung Wittenbergs beschäftigt gewesen, nahm er auch an der Schlacht bei Leipzig rühmlichen Anteil. Von Paunsdorf und Reudnitz her vordringend, war er mit seinen Truppen 19. Okt. der erste an den Thoren Leipzigs. Er besetzte hierauf Westfalen und befreite
bis gegen Ende Jan. 1814 ganz Holland und Belgien, mit Ausnahme weniger Punkte, von den Franzosen, wurde dann zu der in der Champagne kämpfenden Schlesischen Armee unter Blücher herangezogen und nahm unterwegs die Festungen La Fère und Soissons früh genug, um 9. und 10. März an der Schlacht von Laon mit seinen Truppen teilzunehmen, und schloß den Feldzug mit Erstürmung des Montmartre bei Paris. Dort ernannte ihn der König von Preußen zum General der Infanterie und erhob ihn 3. Juni 1814 unter dem Namen Bülow von Dennewitz in den Grafenstand. 1815 erhielt er den Oberbefehl über das 4. Armeekorps, brachte aber nicht ohne eigene Schuld sein Korps nicht mehr zur Schlacht von Ligny zur Stelle. In der Schlacht bei Waterloo 18. Juni hatte er hervorragenden Anteil an der Entscheidung. 1816 kehrte er auf seinen Posten nach Königsberg i. Pr. als kommandierender General zurück und starb dort 25. Febr. desselben Jahres. hat auch mehrere Motetten, eine Missa und den 51. und 100. Psalm komponiert. 1822 wurde seine von Rauch gearbeitete Marmorstatue neben der Neuen Wache in Berlin aufgestellt. Seinen Namen führt seit 1889 das preuß. 55. Infanterieregiment. - Vgl. (von Klinkowström) General Graf Bülow von Dennewitz in den Feldzügen 1813 und 1814 (Lpz. 1843); Varnhagen von Ense, Leben des Generals Grafen Bülow von Dennewitz (Berl. 1854).
Hans Guido von, Musikdirigent und Klavierspieler, Sohn von Karl Ed. von Bülow, geb. 8. Jan. 1830 zu Dresden, war Schüler Fr. Wiecks (Klavierspiel) und seit 1844 M. K. Eberweins (Theorie). In Stuttgart, wo er seit 1846 das Gymnasium besuchte, ließ er sich zuerst öffentlich als Klavierspieler hören, ging 1848 nach Leipzig, um die Rechte zu studieren, und nahm bei Hauptmann nebenbei kontrapunktischen Unterricht. 1849-50 setzte er in Berlin seine jurist. Studien fort. Inzwischen aber war in ihm der Entschluß gereift, sich der Musik als Lebensberuf zu widmen. Er begab sich zu diesem Zweck nach Zürich zu Rich. Wagner, den er von Dresden aus kannte, und nach kurzer Wirksamkeit als Theatermusikdirektor in St. Gallen und Zürich 1851 nach Weimar zu Liszt. Auf dem Ballenstädter Musikfest 1852 legte Bülow den Grund zu seinem Ruf. Seit 1854 nahm er seinen Wohnsitz in Berlin und wurde 1858 zum königlich preuß. Hofpianisten ernannt. Ende 1864 siedelte er, einem Rufe Rich. Wagners folgend, nach München über, wo er seit 1867 als königl. Hofkapellmeister und Direktor der neuorganisierten königl. Musikschule wirkte. Familienverhältnisse veranlaßten ihn 1869, diese Stellungen aufzugeben. Er lebte nun mehrere Jahre in Italien (meist in Florenz), nahm dann in noch umfänglicherer Weise als früher seine Kunstreisen wieder auf und besuchte England und 1875 die Vereinigten Staaten von Amerika. 1878-79 war er Kapellmeister in Hannover, 1880-85 Hofmusikintendant in Meiningen und unternahm mit der Hofkapelle 1881-82 Konzertreisen. 1885 verließ er auch diese Stellung und wirkte dann als Dirigent von Orchesterkonzerten in Hamburg und Berlin. B.s Ruf als Dirigent wie als Klavierspieler beruhte in erster Linie auf einer außerordentlichen Klarheit des Vortrags, auf einer scharfen, geistvollen Wiedergabe der Formen und Charaktere einer Komposition. Mit dieser Gabe hat er sowohl den Klassikern wie den neuen Meistern (unter denen er Brahms und Berlioz bevorzugt) gute Dienste geleistet. Ein starkes Gedächtnis unterstützte sein Wirken. Als Komponist hat er sich in Orchester-, Klavier- und Vokalsachen bethätigt, welche in den Wagner-Lisztschen Kunstmaximen wurzeln. Außerdem hat er eine Reihe von klassischen Klavierstücken herausgegeben, sowie Arrangements, Klavierauszüge und Transskriptionen der Werke von Berlioz, Wagner und Liszt veranstaltet. Er starb 12. Febr. 1894 in Kairo, wohin er sich seines Nervenleidens wegen begeben hatte. - Vgl. Vogel, Hans von Bülow (Lpz. 1887).
Heinr., Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. 16. Sept. 1792 zu Schwerin, wuchs in den Kreisen des mecklenb. Hofadels auf, studierte in Jena-, Heidelberg und Genf und nahm an dem Feldzuge 1813-14 m dem Walmodenschen Korps teil. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurde er zunächst unter dem Staatsminister Wilh. von Humboldt, der zu Frankfurt a. M. die deutschen Gebietsaustausche zu erledigen hatte, beschäftigt. 1817 folgte er Humboldt, mit dessen jüngster Tochter er sich 1820 vermählte, als Gesandtschaftssekretär nach London. Als Humboldt noch in demselben Jahre wieder als Minister nach Berlin zurückkehrte, blieb Bülow, mit den Geschäften der Gesandtschaft beauftragt, in London. Nachdem er später einige Jahre im Ministerium des Auswärtigen zu Berlin namentlich Handelssachen bearbeitet hatte (u. a. die Zollverträge mit Anhalt), ward er 1827 Gesandter zu London. Er hatte als solcher bedeutenden Anteil an den Konferenzen zu London über die Belgische und Orientalische Frage und an dem gegen Frankreichs Orientpolitik gerichteten Vertrage der vier Mächte vom 15. Juli 1840, sowie an dem Abschlusse des Handelsvertrags zwischen Großbritannien und dem Deutschen Zollverein. Auch die öffentliche Meinung Englands für den Zollverein zu gewinnen war er eifrig bemüht. Zu Anfang 1841 ging er als preuß. Gesandter an den Bundestag zu Frankfurt a. M., wurde aber schon 2. April 1842 an Stelle des Grafen von Maltzan als Staatsminister mit der Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt. Bülow trat 1845 aus dem Ministerium, zog sich nach Tegel zurück und starb 6. Febr. 1846 zu Berlin.
Karl Ed. von, Schriftsteller, geb. 17. Nov. 1803 zu Berg vor Eilenburg, dem Gute seiner Eltern, studierte in Leipzig und lebte seit 1828 zu Dresden der Litteratur und Poesie, mit Elisa von der Recke und Tieck befreundet. Seit 1842 befand er sich auf Reisen in Italien, hielt sich in Stuttgart und bei Tieck in Berlin auf, bis ihn die polit. Verhältnisse 1849 bestimmten, nach dem Schlosse Ötlishausen im Thurgau überzusiedeln. Hier starb er 16. Sept. 1853. Seinen litterar. Ruf begründete das «Novellenbuch» (4 Bde., Lpz. 1834-36), das 100 Novellen, nach alten italienischen, spanischen, französischen, englischen, lateinischen und deutschen bearbeitet, enthält, und an das sich ein «Neues Novellenbuch» (Braunschw. 1841) sowie eigene «Novellen» (3 Bde., Stuttg. 1846-48) und «Eine allerneueste Melusine» (Frankf. 1849) anschlossen. Alle diese Schriften bekunden Bülow als Romantiker. Verdienstlich sind auch seine zahlreichen Ausgaben, darunter «H. von Kleists Leben und Briefe» (Berl. 1848), «Dietrich von B.s militär. und vermischte Schriften» (mit W. Rüstow, Lpz. 1853) und die interessante Selbstbiographie des schweiz. Webers Ulrich Bräker («Der arme Mann im Tockenburg», ebd. 1852).
Ludw. Friedr. Victor Hans, Graf von, preuß. Staatsmann, geb. 14. Juli 1774 zu