Bühnenverein
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Deutscher. Schon 1829 hatte Theaterdirektor Küstner den Plan eines Bühnen-Kartellverbandes gefaßt, um die Achtung der Verträge bei Mitgliedern und Vorständen der Theater [* 2] zu sichern. Erst im Mai 1846 konnte er, nachdem Intendant Freiherr von Gall in Oldenburg [* 3] seinerseits Vorschläge zu einem Kartell gemacht und die Hofbühnen von Hannover, [* 4] Stuttgart [* 5] und Weimar [* 6] beigetreten waren, eine allgemeine Aufforderung erlassen, die 32 Bühnen zu diesem Kartellverein, zunächst mit fünfjähriger Dauer, versammelte. Das Kartell verpflichtete die Vorstände, keine Mitglieder anzustellen ¶
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oder zu behalten und keine Gäste aufzunehmen, die Verbindlichkeiten gegen eine andere Kartellbühne haben. Ein jedesmaliges
Schiedsgericht sollte streitige Fälle ohne Berufung entscheiden, ein Präsidium das Kartell überwachen. Von Küstner kam
das Präsidium 1852 an Gall. Als aber der Verein, dem nun 47 Vorstände angehörten, 1858 in Dresden
[* 8] seine Wirksamkeit
auch auf die Vertragsformen und die Befreiung der Theatermitglieder von der Belastung durch Agenturen ausdehnen wollte, sank
trotz des Eifers von Hülsens, der das Präsidium übernahm, der Bühnenverein
bis auf 10 Mitglieder.
Erst als man 1861 in Dresden alle weiter gehenden Tendenzen aufgab, sammelten sich die Mitglieder wieder (jetzt 176).
Nach den Satzungen von 1873 ist der Sitz des Bühnenverein
Berlin,
[* 9] Vorsitzender der Intendant des Berliner
[* 10] Hoftheaters, also seit 1886 Graf
Hochberg, Vicepräsident der Intendant des Münchener Hoftheaters, jetzt Baron Perfall. 1858-62 gab der Verein ein «Theaterarchiv»
unter Leitung von Fr. Adami heraus: außerdem ging von ihm der erste Anlauf
[* 11] zu einer Altersversorgung und
Pensionsanstalt für Bühnenangehörige aus: die «Perseverantia», deren
Fonds 1880 an die 1871 begründete «Genossenschaft deutscher
Bühnenangehöriger»
(s. d.) überging. Mit letzterer trat der in nähere Beziehung durch Vereinbarung eines Normalkontraktsformulars und Erweiterung
des Schiedsgerichts zum Austrage von Streitigkeiten zwischen Vereins- und Bühnenmitgliedern und wandte ihr jährliche
Benefize und Unterstützungen zu, die bisher 300000 M. betrugen. Ein 1890 entstandener Zwiespalt mit ihr wurde bald beigelegt.