Budäus
(eigentlich
Budé),
Guillaume, einer der bedeutendsten und vielseitigsten
Gelehrten und der größte
Hellenist
seiner Zeit, geb. 1467 zu
Paris,
[* 2] sollte daselbst und in
Orléans
[* 3] die
Rechte studieren, widmete sich aber ausschließlich dem
Vergnügen, besonders der
Jagd, und gab sich erst seit 1490 mit
Eifer schönwissenschaftlichen, juridischen, mathematischen
und griechischen Sprachstudien hin. Unter
Ludwig XII. erhielt er eine
Mission nach
Rom,
[* 4] und
Franz I. brauchte
ihn bei verschiedenen diplomatischen
Verhandlungen; auch stiftete derselbe, von Budäus
veranlaßt, das
Collège de
France und die
Bibliothek zu
Fontainebleau. Budäus
war es auch, der den König abhielt, die Ausübung der Buchdruckerei gemäß einem
Antrag der
Sorbonne von 1533 in
Frankreich überhaupt zu verbieten. Er legte als
Prévôt des
Marchands die Vorstadt
St.-Germain und im übrigen
Paris
Brunnen
[* 5] und
Straßenpflaster an und starb als königlicher Bibliothekar Budäus
lieferte
zahlreiche gelehrte Werke, worunter besonders seine »Annotationes in XXIV libros
Pandectarum« (Par. 1508),
seine Abhandlung »De asse et partibus ejus« (das. 1514) wegen darin gegebener wichtiger Aufklärungen über die alte Münzkunde sowie seine stupend gelehrten, aber etwas unmethodischen und diffusen »Commentarii linguae graecae« (das. 1529),
welche das
Studium der griechischen Litteratur in
Frankreich ungemein gefördert haben, sowie
seine selbst von Griechen bewunderten
»Lettres en grec« (hrsg. von Tusanus, 1526) hervorzuheben
sind.
Sein lateinischer und französischer
Stil ist kraftvoll, aber oft etwas
hart und durch griechische
Konstruktionen schwerfällig.
Seine
Œuvres erschienen in 4
Bänden (Basel
[* 6] 1557).
Sein
Leben beschrieben L.
Leroy (Par. 1540), Rebitté (das. 1846) und neuerdings
E. de
Budé (das. 1884).
Schon Budäus
hatte den
Verdacht der Hinneigung zum Calvinismus auf sich gezogen. Seine
Witwe trat in Genf
[* 7] offen dazu über, und ihre
Söhne dienten in
Frankreich der
Sache der
Reformation. Bei der
Pariser Bluthochzeit mußten
daher alle Mitglieder der
Familie
Budé flüchten. Einige wandten sich nach der
Schweiz,
[* 8] wo
sie den alten
Namen fortführten
und
Voltaires berühmter Sitz
Ferney bis auf die neuere Zeit in ihrem
Besitz war. Ein andrer Teil ließ sich unter dem
Namen
Budde, später
Buddeus (s. d.), in
Pommern
[* 9] nieder.