Brutflecken
der Vögel, s. Brüten (S. 636 b).
8 Wörter, 47 Zeichen
der Vögel, s. Brüten (S. 636 b).
bei den Vögeln die vom Muttertier oder andern Tieren bewirkte Zuführung von Wärme zu den Eiern behufs der Entwickelung des Embryos; im weitern Sinn auch die nämliche Erwärmung durch leblose Gegenstände. Das Brüten wird gewöhnlich vom Weibchen, bei manchen Vögeln abwechselnd von beiden Geschlechtern oder nur vom Männchen besorgt; es dauert bei den Kolibris nur 11-12 Tage, bei den Straußen 7-8 Wochen. Die Großfußhühner verscharren ihre Eier in eigens dazu angehäuftem Moder, dessen Zersetzung die nötige Wärme hervorruft. Bei vielen Reptilien leistet der von der Sonne erhitzte Sand die gleichen Dienste. Da die Eier, welche außerhalb des mütterlichen Organismus zur Entwickelung gelangen, zu dieser Entwickelung im wesentlichen nur Wärme und für die Atmung des jungen Tiers Luft bedürfen, die durch die Schale eindringt, so hat man sehr früh versucht, die mütterliche Wärme durch künstliche zu ersetzen. Schon die alten Ägypter benutzten mit gutem Erfolg Brütöfen; auch in China ist das Verfahren seit langem bekannt, und an andern Orten hat man die gleichmäßige Wärme des sich zersetzenden Mistes dazu benutzt. Daß man auf solche Weise Vogeleier ausbrüten könne, war auch den Griechen
und Römern bekannt. Im vorigen Jahrhundert wurde das künstliche in Frankreich und England wieder aufgenommen, und kurz vor der französischen Revolution benutzte Bonnemain einen mit Wasserheizung versehenen Brütapparat und versorgte den Markt von Paris mit vortrefflichem Federvieh in Jahreszeiten, wo sonst keine jungen Hühner zu haben waren. Im J. 1825 gelang es d'Arcet, zu Vichy Hühnchen und Täubchen mittels der dasigen heißen Mineralwässer künstlich ausbrüten zu lassen. Er legte die Eier in einen kleinen Korb, hing diesen in einem durch das heiße Mineralwasser erwärmten Badezimmer auf und drehte die Eier alle Tage einmal um. Man hat seitdem sehr zahlreiche Apparate (Brütmaschinen) konstruiert, welche dem Zweck mehr oder weniger vollkommen entsprechen. Ein brauchbarer Apparat muß den Eiern während der ganzen Brütezeit eine konstante Wärme durch direkte Berührung, um der durch Ausdünstung sonst entstehenden Trockenheit vorzubeugen, von oben mitteilen; die Eier müssen sich in einer feuchten Atmosphäre befinden und hinlänglich mit frischer Luft versehen werden; man muß sie ohne Mühe jederzeit wenden und untersuchen können, und schließlich muß der Apparat, welcher möglichst einfach sein soll, Räume für die ausgeschlüpften Küchlein enthalten, die anfangs noch einer erhöhten Wärme bedürfen. Versieht man die Brütmaschine mit einem Thermostat (s. d.), so werden sie unabhängig von der Sorgsamkeit des Wärters. Manche von den vorgeschlagenen Apparaten funktionieren sicher und billig. Baumeyer in Dresden hat besonders günstige Resultate erzielt. Er läßt warmes Wasser in Gummischläuchen zirkulieren und legt die Eier unmittelbar unter letztere. Kleine Brütapparate werden mit Petroleum, größere mit Koks oder Braunkohle geheizt. Auch die Aufzucht der jungen Hühner ist ihm gelungen. Dieselben eignen sich für den Markt und auch für die fernere Zucht ebenso gut wie von Hennen ausgebrütete Küchlein. Trotz aller Erfolge aber sind bisher nur wenig Brütmaschinen in der Praxis benutzt worden, weil die Aufzucht ohne Mutter stets viel schwieriger ist. Man hat die Brütapparate hauptsächlich in zoologischen Gärten für wissenschaftliche Zwecke und, in besondern Fällen, zum Ausbrüten seltener Rassentiere benutzt; aber in großen Hühnerzüchtereien zog man immer noch das Ausbrüten durch Hennen vor und bediente sich dazu, um die Hühner nicht vom Eierlegen abzuhalten, der Truthennen, welche zwei, drei, selbst vier Portionen Hühnereier hintereinander ausbrüten. Dies geschieht besonders mit sehr gutem Erfolg in Frankreich. Wenn beim Brüten 1-2 Tage über die normale Brütezeit verstrichen sind, so kann man die Eier, um sie zu prüfen, in lauwarmes Wasser legen. Diejenigen, welche lebende Junge enthalten, zeigen dann eine hüpfende Bewegung und müssen sofort der Brüterin oder der Maschine wieder untergelegt werden. Vgl. Öttel, Der Hühner- oder Geflügelhof (6. Aufl., Weim. 1879); Derselbe, Über künstliche Brut von Hühnern etc. (das. 1874); Krantz, Praktische Anleitung zur künstlichen Ausbrütung (2. Aufl., Berl. 1874); Baumeyer, Das künstliche Ausbrüten und die Hühnerzucht (Hamb. 1876, 2. Aufl. 1887); Grünhaldt, Die künstliche Geflügelzucht (2. Aufl., Dresd. 1880).