Brustseuche
(ansteckende Lungen-Brustfellentzündung, rheumatische oder inflammatorische Form der Influenza, Epidemia pectoralis equorum, Pneumonia contagiosa equorum), eine fieberhafte, ansteckende Krankheit der Pferde, [* 2] welche besonders in größern Städten beobachtet, aber auch nicht selten in ländliche Wirtschaften verschleppt wird. Ob die Krankheit sich nur durch Ansteckung erhält oder auch durch miasmatische Schädlichkeiten in einzelnen Stallungen und durch Erkältung sich entwickelt, ist noch nicht sicher festgestellt.
Sehr wahrscheinlich wird der
Ausbruch der Brustseuche
durch
Erkältung nur begünstigt.
Indes ist der Einfluß der letztern zuweilen
maßgebend. Bei der Brustseuche
ist immer eine bestimmte infektiöse
Substanz als
Ursache vorauszusetzen. Nach der
Aufnahme des Ansteckungsstoffs
vergehen 3-8
Tage, in einzelnen
Fällen noch etwas mehr, bis die ersten Krankheitserscheinungen bemerkbar
werden. Die Brustseuche
charakterisiert sich durch
Fieber, wobei das Deckhaar aufgebürstet erscheint und die
Temperatur des
Körpers
zuweilen über 41° steigt.
Respiration und
Puls werden beschleunigt, die sichtbaren
Schleimhäute gelb oder gelbrot gefärbt,
Harn- und Kotabsatz vermindert.
Diese
Zufälle bestehen bei günstigem Krankheitsverlauf 7-8
Tage, worauf das spezifische
Fieber unter Entleerung
von wässerigem
Harn nachläßt. Dem
Wesen nach ist die Brustseuche
eine erysipelatöse
Lungen-Brustfellentzündung, bei welcher zuweilen
nur eine
Lunge,
[* 3] oft aber gleichzeitig beide und sehr häufig auch das
Rippenfell affiziert wird. An diesen
Organen entsteht
eine
Ausschwitzung von Blutserum und
Faserstoff, wobei die
Lungen bald mehr, bald weniger verdichtet (hepatisiert)
und in die Brusthöhle 10-20
Lit.
Wasser ergossen werden.
Von den erkrankten Brustorganen vollzieht sich die
Resorption des Ansteckungsstoffs in das
Blut, wodurch das
Fieber sowie die
parenchymatöse
Entzündung und Schwellung der
Magen-Darmschleimhaut, der
Nieren, der
Milz, der
Leber und des Herzfleisches entstehen.
Die Brustseuche
ist immer eine erhebliche
Krankheit, welche namentlich bei Vernachlässigung der
Pferde leicht zum
Tod führt. Dieser erfolgt selten durch eine hochgradige
Affektion des
Herzens in wenigen
Tagen, häufiger am 6.-8.
Tag der
Krankheit,
wenn beide Brustseiten gleichzeitig von derselben betroffen sind; am meisten wird aber der
Tod durch entzündliche
Destruktion
der Brustorgane, welche sich gewissermaßen nach
Ablauf
[* 4] der spezifischen
Erscheinungen als Nachkrankheiten
fortsetzen, herbeigeführt.
Hierbei entstehen brandige Zerstörungen, Eiterherde und eiterige Bronchienentzündung in den
Lungen, außerdem eiterig-jauchige
Entzündung der
Pleura. Durchschnittlich erliegen der Brustseuche
15-20 Proz. der erkrankten
Pferde. Die
Genesung vollzieht sich gewöhnlich
ganz allmählich, und es vergehen zuweilen 4-6
Wochen, bis die
Tiere zur Arbeitsleistung wieder fähig
sind. Sie kommen durch die
Krankheit in ihrem Nährzustand sehr zurück. Nicht selten entstehen im Rekonvaleszenzstadium noch
Augenentzündung und Sehnenscheidenentzündungen, letztere besonders an den Vordergliedmaßen.
Die Behandlung der Brustseuche
erfordert zunächst eine sorgfältige diätetische
Pflege. Zweckmäßig wird den kranken
Pferden das
Futter in kleinen
Portionen öfter verabfolgt, um den
Appetit zu reizen. Daneben ist den
Tieren häufig frisches
Trinkwasser zu reichen. Am liebsten verzehren die
Pferde schmackhaftes
Heu, resp. Kleeheu oder Luzerneheu und gutes
Stroh. Die
Darmausscheidungen werden durch große
Gaben von
Glaubersalz oder
Bittersalz erleichtert. In einzelnen
Fällen paßt auch das
Kalomel in kleinen
Dosen. Anhaltende
Erhöhung der
Körpertemperatur macht zuweilen, namentlich im
Stadium des
Ausganges, eine
Berieselung des Rippenkörpers mit
Wasser von 10-20° notwendig. Von großer Bedeutung ist die
Ausstellung der kranken
Pferde
in einem hohen, gut ventilierten
Raum, in welchem ihnen zweckmäßig das freie Herumgehen gestattet wird. Gegen die
Brustfellentzündung ist die
Applikation eines Senfbreies oder die
Einreibung der kranken
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Brustseite mit Senfspiritus zu empfehlen, bei verschleppter Lungenentzündung erweist sich nicht selten die Applikation eines Fontanells vor der Brust sehr nützlich. Bei großer Herzschwäche (sehr frequentem, schwachem Puls) ist die stündlich wiederholte Anwendung spirituöser Maulwasser oder die Verabreichung von Kampfer und Baldrianwurzel vorteilhaft.