Titel
Brustfelle
ntzündung
(Pleuritis, Pleuresia),
Entzündung der den Brustkorb im Innern auskleidenden und
die
Lunge
[* 2] überziehenden zarten
Haut.
[* 3] Sie hat ihre
Ursache zuweilen in einer
Verletzung der
Rippen und des
Brustfelles; häufig
entsteht sie aber dadurch, daß entzündliche
Prozesse in den
Lungen sich bis auf das
Brustfell fortpflanzen und dieses mit
in den Bereich der
Entzündung hereinziehen. Sehr oft entsteht die Brustfelle
ntzündung infolge von
Erkältungen und schädlichen
atmosphärischen Einflüssen (sogen. rheumatische und besonders sind es bereits geschwächte
Personen, Rekonvaleszenten und solche, welche an
Brightscher Nierenkrankheit leiden, die von der Brustfelle
ntzündung befallen werden.
Demnach tritt nur die rheumatische Brustfelle
ntzündung als selbständige
Krankheit auf, und auf diese beziehen sich daher vorzugsweise die
nachfolgenden Angaben. Die erste
Erscheinung der Brustfelle
ntzündung ist gewöhnlich ein mehr oder minder heftiger
Schmerz
in der Gegend der Brustwarze, welcher durch die
Brust hindurchzugehen scheint. Selten fehlt dieser
Schmerz, oft erreicht er
einen so hohen
Grad, daß die Kranken nicht im stande sind, tief einzuatmen, wodurch der
Atem kurz und oberflächlich
oder selbst mitten in der Einatmung unterbrochen wird.
Dadurch leiden die Kranken an
Atemnot, die um so bedeutender, je heftiger der
Schmerz ist. Dieser wird durch
Husten,
Niesen,
schnelle Lageveränderung außerordentlich gesteigert, auch durch
Druck kann derselbe vermehrt werden, was dem
Arzt oft die
Lokalität der
Entzündung anzeigt. Am heftigsten und die Einatmung am meisten hindernd ist die Brustfelle
ntzündung, welche
den Zwerchfellüberzug befällt. Selten fehlt
Husten, welcher kurz und trocken ist; zugleich ist
Fieber vorhanden, mit einem
harten, schnellen
Puls, sparsamem, dunkel gefärbtem
Urin und
Stuhlverstopfung.
Nach
dem
Grade der
Krankheit lassen sich unterscheiden 1) die trockne Brustfellentzündung
, bei welcher
sich das entzündete
Brustfell mit einer dünnen
Schicht von ausgeschwitztem
Faserstoff überzieht. Die dadurch rauh gewordenen
Flächen des sonst glatten
Rippen- und
Lungenfelles reiben sich nun aneinander und verursachen ein eigentümliches Reibungsgeräusch,
welches man vernimmt, wenn man das
Ohr
[* 4] an den Brustkorb des
Patienten anlegt. Diese leichteste Form führt zur
völligen
Heilung oder zu einer mehr oder minder ausgedehnten
Verwachsung der
Lungen mit dem
Brustfell.
2) Bei schwereren Fällen gesellt sich jedoch außerdem noch eine wässerige Ausschwitzung im Brustfellsack hinzu (Pleuritis exsudativa), es sammelt sich die Flüssigkeit im Brustkorb an, nimmt dem Gesetz der Schwere gemäß stets den untern Raum des letztern ein und verdrängt allmählich die in demselben sich befindenden Organe. Zuerst ist dies der Fall mit der Lunge, welche zusammengedrängt wird, so daß sie beim Atmen keine Luft mehr aufnehmen kann. Bei Zunahme der Flüssigkeit in dem linken Brustfellsack wird das hier liegende Herz über die Mittellinie nach rechts hinübergedrängt; ist die Wasseransammlung im rechten Brustfellsack, so rücken das Zwerchfell und die Leber nach abwärts.
Dabei wird der Brustkorb ausgedehnt, die Zwischenrippenräume werden abgeflacht oder gar nach außen gewölbt. Durch kunstgerechtes Beklopfen läßt sich genau die Höhe des Wasserstandes im Brustraum ermitteln; je mehr derselbe steigt, desto schwächer vernimmt das an den Brustkorb angelegte Ohr die Atmungsgeräusche, dieselben scheinen gewissermaßen aus der Ferne zu kommen. Dann ist auch die Bewegung der leidenden Brusthälfte aufgehoben, so daß sie sich bei der Ein- und Ausatmung weder hebt noch senkt.
Schon in 7-9 Tagen kann die Flüssigkeit in großer Menge abgesondert sein, sie bleibt dann zuweilen einige Tage stehen und wird im günstigen Fall wieder allmählich aufgesogen. Geschieht dies aber nicht innerhalb der nächsten 8-10 Wochen, so verliert die Lunge die Fähigkeit, wieder Lust einzuatmen, und bleibt für immer verödet. Die Aufsaugung gebraucht meist mehrere Wochen, währenddessen verliert sich das Fieber, es stellt sich Appetit ein, der Urin wird reichlicher, der Atem freier, und durch Klopfen kann man Zoll für Zoll die Abnahme der Flüssigkeit nachweisen.
Die Lunge dehnt sich unter solchen günstigen Verhältnissen wieder aus, verwächst aber, nachdem sie das Rippenfell erreicht hat, durch feste Bindegewebsmassen mit der Brustwand. Ist 3) die Ausschwitzung nicht wässerig, sondern eiterig, so ist das Fieber heftiger, der Kräfteverfall schleuniger, die Gefahr um vieles größer, obgleich der Verlauf im ganzen dem beschriebenen gleicht. Bei rechtzeitiger Einleitung der Behandlung ist die Heilung mit Verwachsung der Lunge die Regel. Wird die Eiteransammlung chronisch (Empyema, Pyothorax), so endet die Krankheit nicht selten tödlich.
Noch weit gefahrdrohender ist 4) die tuberkulöse Brustfellentzündung
, welche meist mit blutigen
Ausschwitzungen verbunden zu sein pflegt. Diese
Form der Brustfellentzündung
entsteht entweder selbständig oder als Endstadium einer der früher aufgezählten
Arten; man sagt wohl, die Brustfellentzündung
ist
tuberkulös geworden, und bezeichnet damit, daß eine Aussicht aus
Heilung nun nicht mehr vorhanden ist,
da allgemeine
Tuberkulose oder Entkräftung bald das
Leben beendet. Die Behandlung der Brustfellentzündung
richtet sich nach dem
Grade der Heftigkeit.
Bei heftigen
Schmerzen sind örtliche
Blutentleerungen (durch Schröpfköpfe) sowie trockne, heiße
Umschläge von
¶
mehr
wesentlichem Nutzen; innerlich reicht man bei strengster Diät kühlende Getränke, leichte Abführungsmittel, Salpeter etc. Ist eine reichliche wässerige Ansammlung oder Eiter in der Brusthöhle vorhanden, so muß unverzüglich die Flüssigkeit entleert werden. Dies geschieht entweder durch Abzapfen mittels eines angestochenen Trokars (Punktion) oder durch Einschnitt in einen Zwischenrippenraum (Thoracocentesis). Sammelt sich neue Flüssigkeit, so ist die Operation zu wiederholen; man spült den Brustfellraum zweckmäßig mit dünnen Jodlösungen, Salicylsäure etc. aus.
Bei den Haustieren ist die in den meisten Fällen verbunden mit Lungenentzündung (Pneumo-Pleuritis, Pleuro-Pneumonia), wird
aber auch als selbständige Krankheit infolge von Erkältung, besonders bei Pferden, beobachtet (rheumatische Brustfellentzündung
). Erschwertes
Atmen unter Äußerung von Schmerzen, Pulsfrequenz und Temperaturerhöhung sind neben Beschränkung der Futteraufnahme die
wichtigsten Symptome. Der Verlauf ist bei aufmerksamer Pflege und Behandlung der Tiere gewöhnlich günstig. Reizende Einreibungen
(5 Proz. Senfspiritus) auf die Brustwand mildern die Schmerzen und fördern die Abheilung der Entzündung. Daneben ist für
leichtverdauliches und schmackhaftes Futter zu sorgen. Bei fortdauernd mangelhaftem Appetit sind milde
Abführmittel (doppeltkohlensaures Natron, Glaubersalz oder Karlsbader Salz) angezeigt. Vgl. Brustseuche.