Brustfellentzündung
oder Rippenfellentzündung (Pleuritis, Pleuresia), die Entzündung der die Oberfläche der Lungen sowie die Innenseite des Brustkorbs überziehenden serösen Membran, ist eine sehr häufig vorkommende Krankheit, die sich hauptsächlich durch mehr oder minder heftige, stechende, beim Atemholen, Husten und Niesen verstärkte Brustschmerzen, durch kurzen trocknen Husten, Fieber und oberflächliches häufiges Atmen zu erkennen giebt. In manchen Fällen verläuft die Brustfellentzündung mit nur geringen subjektiven Beschwerden und ist dann nur durch eine genaue physik. Untersuchung vermittelst der Perkussion und Auskultation zu diagnostizieren. In der Regel wird nur eine Seite der Brust, und zwar mit Vorliebe die linke, von der Krankheit befallen.
Sie entsteht am häufigsten als sog. rheumatische Brustfellentzündung infolge von Erkältung und schädlichen atmosphärischen Einflüssen, zuweilen auch durch Verletzung der Rippen (z. B. bei Rippenbrüchen) und des Brustfells, infolge von Quetschungen und Verwundungen der Brust, in andern Fällen durch Fortpflanzung entzündlicher Vorgänge von den Lungen auf das Brustfell, wie bei der Lungenentzündung, Lungenschwindsucht und ähnlichen Krankheiten. Ihr Ausgang sind entweder Verdickungen des Brustfells durch ausgeschwitzten Faserstoff und mehr oder minder ausgedehnte Verwachsungen der Lungen mit dem Brustfell (sog. trockne Brustfellentzündung) oder eine reichliche Ausschwitzung von wässeriger, stark eiweißhaltiger, mit geronnenen Faserstoffmassen untermischter Flüssigkeit (sog. pleuritisches Exsudat) in den Brustfellsack, wodurch die Lunge der betreffenden Seite komprimiert und in ihren Funktionen mehr oder minder erheblich behindert wird; bei hochgradigem Exsudat werden auch Herz, Zwerchfell und Leber aus ihrer normalen Lage verdrängt. In manchen Fällen besteht die ausgeschwitzte Flüssigkeit aus reinem Eiter (Eiterbrust oder Empyem, Pyothorax), welcher dann gern nach innen (nach der Lunge und Luftröhre) oder nach außen durchbricht und eine Brustfellfistel oder Thoraxfistel erzeugt, aus der sich beständig oder von Zeit zu Zeit größere Mengen Eiter entleeren.
Die ausgeschwitzte Flüssigkeit wird unter günstigen Verhältnissen in kurzer Zeit wieder aufgesaugt, und es erfolgt vollständige Genesung; in andern Fällen geschieht dies erst nach Monaten, selbst Jahren, ja bisweilen gar nicht, und die Lunge verliert dann die Fähigkeit, sich wieder auszudehnen, und bleibt für immer verödet. Wird das pleuritische Exsudat nicht vollständig und rechtzeitig (binnen 8-10 Wochen) wieder aufgesaugt, so kann nach längerer oder kürzerer Zeit der Tod infolge chronischer Lungenentzündung oder Lungentuberkulose erfolgen. Auch bei günstigem Ausgang können die gebildeten Verdickungen (sog. Schwarten) und Verwachsungen des Brustfells mannigfache Beschwerden hinterlassen.
Jede Brustfellentzündung ist deshalb von vornherein als eine ernste Krankheit zu betrachten, die der sorgsamsten Pflege bedarf. Die Behandlung hat vor allem für ruhiges Verhalten, Bettliegen, gute, reine Luft und strenge Diät zu sorgen, vorhandenes Fieber zu bekämpfen und die Ausschwitzung der Flüssigkeit durch örtliche Blutentziehungen, kalte Umschläge, Abführmittel u. dgl. womöglich zu verhüten; erfolgt dieselbe dennoch, so sucht man ihre Wiederaufsaugung durch kräftige Hautreize, durch schweißtreibende, harntreibende oder die Darmschleimhaut reizende Mittel zu befördern.
Gelingt dies nicht oder nur sehr langsam, so ist die Flüssigkeit durch einen Einstich oder Schnitt in die Brustwand (sog. Thorakocentese) zu entfernen, eine Operation, welche ganz ungefährlich ist und oft selbst in den hartnäckigsten Fällen dauernde Heilung herbeiführt. Wenn sich die Flüssigkeit wieder ansammelt, so muß die Operation wiederholt werden; bei eiterigem Exsudat sind Ausspülungen des Brustfellraums mit desinfizierenden Flüssigkeiten (Salicylborwasser, verdünntem Chlorwasser u. dgl.) am Platze. Während der Rekonvalescenz ist für zweckmäßige Ernährung, frische, reine Luft und eine vorsichtige methodische Atmungsgymnastik zu sorgen, weshalb sich der längere Aufenthalt in einem geschützten Höhenklima empfiehlt.