Brunow
,
Ludwig, Bildhauer, geb. zu Lutheran bei Lübz in Mecklenburg-Schwerin, erlernte seit seinem 17. Jahr das Tischlerhandwerk und begab sich als Geselle auf die Wanderschaft. 1866 kam er nach Berlin, [* 3] wo er in die Modellierklasse der Bauakademie trat und bald in seinem Landsmann Fr. Eggers einen teilnehmenden Förderer fand, mit dessen Hilfe er sich von 1867 bis 1869 auf der Kunstakademie und im Atelier Siemerings weiterbilden konnte. Auf Eggers' Veranlassung gewährte ihm der Feldmarschall Graf Moltke 1871 eine Sitzung zu einer Porträtbüste (für Kaiser Wilhelm I. in Bronze [* 4] gegossen), und daraus erwuchs ihm 1873 der Auftrag zu dem Moltke-Denkmal für Parchim, einer 2,80 m hohen Bronzestatue, die 1875 vollendet wurde.
In den Jahren 1871-76 entstanden außer einigen Porträtbüsten die Gruppen: der Liebesbote und erfüllter Traum, ein Pegasus für das Stadttheater in Frankfurt [* 5] a. M., die Reliefs: Brant von Korinth [* 6] nach Goethe und Familienglück. Nachdem er 1876-77 eine Studienreise nach Italien [* 7] gemacht, widmete er sich in den nächsten Jahren bis 1880 vorzugsweise dekorativen Arbeiten für öffentliche und Privatgebäude, von denen die liegenden Figuren des Tages und der Nacht an der Fassade des Anhalter Bahnhofs (in Kupferniederschlag) und neun Thonreliefs mit Darstellungen gewerblicher Thätigkeit für die Fensterbrüstungen des Kunstgewerbemuseums in Berlin die hervorragendsten sind.
Nach einer zweiten Reise nach Italien (1880) erhielt er in der Konkurrenz um die Statuen preußischer Monarchen für die Herrscherhalle des Zeughauses den Auftrag zu den Kolossalfiguren der Könige Friedrich I. und Friedrich Wilhelm II., die 1882 und 1883 für den Bronzeguß ausgeführt wurden. 1881 schuf er eine Büste des Freiherrn vom Stein für das Rathaus in Stettin. [* 8] 1885 das Denkmal des Komponisten Kücken für Schwerin [* 9] (Büste mit Sockelreliefs) und ein Denkmal für den Afrikareisenden Pogge in Rostock, [* 10] 1886 eine Statue Gustav Adolfs für Lützen. [* 11]
Dazwischen entstanden unter anderm die anmutige
Gruppe eines Pantherjägers, die mehrfach in
Bronze gegossen worden ist, und
eine
Büste des
Großherzogs
Friedrich
Franz 11. von
Mecklenburg-Schwerin, auf
Grund deren
er den Auftrag zu
einem kolossalen Reiterdenkmal des
Großherzogs für
Schwerin erhielt, dessen Vollendung für 1893 festgesetzt ist.
Um den
Sockel
sind vier sitzende männliche
Figuren:
Frömmigkeit,
Gesetz,
Weisheit und
Tapferkeit, gruppiert, und die Seitenflächen des
Sockels
sind mit figurenreichen
Reliefs geschmückt. Das
Streben Brunows
, der in den
Überlieferungen der Rauchschen
Schule arbeitet, ist hauptsächlich auf monumentale
Wirkung und energievolle, lebenswahre
Charakteristik gerichtet. In seinen
Schöpfungen idealen
Inhalts gelingt ihm auch der
Ausdruck jugendlicher
Anmut und tiefer, wahrer
Empfindung.