Heinrich, Rechtshistoriker, geb. zu Wels in Oberösterreich studierte in
Wien,
[* 2] habilitierte
sich daselbst 1865, ging in demselben Jahre als Privatdocent nach Lemberg,
[* 3] wurde hier 1866 außerord., 1868 ord. Professor, 1870 in
Prag,
[* 4] 1872 in
Straßburg,
[* 5] 1873 in
Berlin.
[* 6] 1884 wurde er Mitglied der königlich preuß.
Akademie der Wissenschaften; auch ist
er Mitglied der Centraldirektion der «Monumenta
Germaniae historica». Seine Werke sind: «Zeugen- und Inquisitionsbeweis
der karoling. Zeit»
(Wien 1866),
«Wort und Form im altfranz. Prozeß» (ebd. 1868),
«Das anglonormann. Erbfolgesystem» (Lpz.
1869),
«Die Entstehung der Schwurgerichte» (Berl. 1872),
«Das franz.
Inhaberpapier des Mittelalters» (ebd. 1879),
«Zur Rechtsgeschichte der röm. und german.
Urkunde» (Bd. 1, ebd. 1880),
«Beiträge zur Geschichte und Dogmatik der Wertpapiere»
(in der «Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht», Bd. 22
u. 23),
der
Abschnitt über «Wertpapiere» in
Endemanns «Handbuch
des Handelsrechts», Bd. 2 (Stuttg.
1882),
«Geschichte und
Quellen des deutschen
Rechts» (in von Hotzendorffs
«Encyklopädie der Rechtswissenschaft», 5. Aufl.,
Lpz. 1890),
«Überblick über die Geschichte der franz., normann.
und engl. Rechtsquellen» (ebd.),
«Deutsche
[* 7] Rechtsgeschichte» (Bd. 1
u. 2, ebd. 1887-92). Außerdem
Abhandlungen
in den Sitzungsberichten der
Berliner
[* 8] und der
WienerAkademie, in der «Zeitschrift der
Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte»,
deren germanistische
AbteilungBrunner mit Rich.
Schröder redigiert, und andern Fachblättern.
Sebastian, kath. Theolog und Schriftsteller, geb. zu
Wien, studierte daselbst, empfing 1838 die Priesterweihe, wirkte dann als
Kaplan an verschiedenen Orten und 10 Jahre als Kooperator
in
Wien. Von 1843 bis 1848 wurde er von Metternich für Zusammenstellung und Beurteilung der Gesandtschaftsberichte über
die religiöse und sociale
Bewegung verwendet. Seine
Anschauungen über die Zustände inDeutschland
[* 9] entwickelte
er in dem
Romane «Die Prinzenschule zu Möpselglück» (2 Bde.,
Regensb. 1847). Von 1848 bis 1865 gab Brunner die
«Wiener Kirchenzeitung» heraus; seit 1853 war er Prediger an der Universitätskirche,
welche
Stelle er 1857 wieder aufgab. 1865 wurde er zum apostolischen Protonotar und päpstl. Hausprälaten ernannt. Er starb in
Währing bei
Wien. B.s Schriftstellern bewegt sich ganz in ultramontanen
Anschauungen. Seine ersten
Dichtungen: «Der
Babenberger
Ehrenpreis» (2. Aufl., Regensb. 1846) und «Die
Welt ein Epos» (3. Aufl., ebd. 1846),
fanden geringe Beachtung. Mehr
Aufmerksamkeit erregten einige seiner in Versen abgefaßten
satir.
Schriften. Dahin gehört: «Der Nebeljungen Lied» (Regensb.
1845; 3. Aufl. 1852),
ein
Angriff auf die Hegelsche schule. Ferner die
Schriften: «Der deutsche
Hiob», «Blöde Ritter.
Galerie
deutscher Reichspfiffe»,
¶
mehr
«Schreiberknechte», «Das deutsche
Reichsvieh», «Keilschriften» u. s. w. Hieran reihten sich Erzählungen, wie «Des GeniesMalheur und Glück» (2 Bde., 3. Aufl.,
Regensb. 1864),
«Diogenes von Azzelbrunn» (2 Bde., 2. Aufl.,
ebd. 1864),
«Fremde und Heimat» (2 Bde., 3. Aufl.,
ebd. 1864). Später folgten Reiseschilderungen, wie «Kennst du das Land? Heitere
Fahrten durch Italien»
[* 11] (Wien 1857),
«Aus dem Venediger- und Langobardenland» (ebd. 1860),
«Heitere Studien und
Kritiken in und über Italien» (2 Tle., ebd. 1866),
«Kreuz- und Querfahrten in Italien» (Würzb. 1888). Ferner: «Hau- und Bausteine
zu einer Litteraturgeschichte der Deutschen» (8 Hefte, Wien 1885),
«Denkpfennige zur Erinnerung an Personen, Zustände und Erlebnisse
vor, in und nach dem Explosionsjahre 1848» (Würzb. 1886),
«Allerlei Tugendbolde aus der Aufklärungsgilde» (Paderb.
1888),
«Die vier Großmeister der Aufklärungstheologie: Herder, Paulus, Schleiermacher und Strauß»
[* 13] (ebd. 1888),
«Kniffologie
und Psiffologie des Weltweisen Schopenhauer» (ebd. 1889),
«Die Hofschranzen der Dichterfürsten. Der
Goethekult und dessen Tempeldiener» (Würzb. 1889),
«Lessingiasis und Nathanologie» (Paderb. 1890),
«Pechfackel zur Beleuchtung
[* 14] einiger Prachtexemplare aus dem neuevang. Schnüffelbunde» (Wien 1890),
«Zwei Buschmänner [Björne
und Heine]. Aktenmäßig geschildert» (Paderb. 1891). Nicht ohne Interesse sind «Clemens
Maria Hoffbauer und seine Zeit» (Wien 1858) und «Die Kunstgenossen der Klosterzelle» (2 Bde.,
ebd. 1863) wegen der Materialien zur Kirchen- und Kunstgeschichte, ebenso «Die theol. Dienerschaft am HofeJosephs II.» (ebd.
1868),
«Ein Chorherrenbuch. Geschichte der Chorherrenstifte»
(ebd. 1833). Eine Art Selbstbiographie gab er u. d. T. «Woher?
Wohin?» (2 Bde., Wien 1855) heraus. Eine Sammlung seiner Erzählungen und poet. Schriften erschien 1864-77 (18 Bde.,
Regensb.; neue Ausg., ebd. 1890 fg.); eine Biographie B.s schrieb J. Scheicher (Wien 1888).