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verschiedene Formen aus; entweder wird die der
Antike entlehnte Form der Wandbrunnen
in reich verzierter
Nische angewendet,
wie bei dem Brunnen
[* 3] zu
Prato (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 5), oder es wird die der
Cisternen mit an
Ketten niederzulassenden Eimern benutzt,
wofür die
Cisterne zu Ferrara
[* 4] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 4) und zu
Monte-Cassino (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 2) als
Beispiel dienen können. Die wichtigste Form ist die eines
Kelches mit weit ausladendem
Becken und schlankem Stiel, welche bald durch die Renaissance über ganz Europa
[* 5] verbreitet wurde.
Beispiele hierfür sind: der
Singende Brunnen
zu
Prag
[* 6] (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 5; von
Thomas Jarosch 1565), der
Aufsatz
über dem
Becken eines Brunnen
zu
Nürnberg,
[* 7] das «Gänsemännchen» genannt (s.
Taf. II,
[* 1]
Fig. 1; von Pankraz Leberwolf, Mitte des 16. Jahrh.), der
Perseusbrunnen zu
München
[* 8] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 2; von
Peter Candid, 1583). In
Verbindung mit dem reicher ausgebildeten Brunnenbecken
ergeben sich dann in der Hochrenaissance und dem Barockstil große Prachtwerke, als deren
Beispiele der
Schildkrötenbrunnen zu
Rom
[* 9]
(Fontana delle Tartarughe; von Giac. della
Porta und T. Landini, 1585; s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 1), der Neptunbrunnen
zu
Bologna (von Giov. da
Bologna, 1564-66; s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 6) sowie als Übertragung in deutsche
Kunstformen: der Wittelsbacherbrunnen zu
München (von
Peter Candid, 1576; s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 6). Außerdem sind der Tugendbrunnen
zu
Nürnberg (1589, von Wurzelbauer), der Merkurbrunnen zu
Augsburg
[* 10] (von
A. de
Vries, 1599), der Herculesbrunnen daselbst (1596,
von demselben), der Augustusbrunnen daselbst (von H. Gerhard, 1594), die Brunnen zu Mainz,
[* 11] Basel,
[* 12] Bern,
[* 13] Wertheim
zu erwähnen. Im Barockstil schuf L.
Bernini die wichtigsten Brunnenanlagen in
Rom (auf
Piazza Navone, vor Palazzo Barderini
u. s. w.). Ähnliche meist stark naturalistische, aber prachtvoll ausgebaute Werke entstanden
auch in
Deutschland
[* 14]
(Salzburg,
[* 15]
Wien,
[* 16]
Dresden;
[* 17] s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 7) während des 17. und 18. Jahrh.,
ja sie erweiterten sich zu großartigen
Wasserkünsten (s. d.), deren Vorbild jene zu Versailles,
[* 18]
Marly
und St. Cloud bei
Paris
[* 19] waren.
Als die glänzendsten Brunnenwerke dieser Zeit sind zu nennen: die Fontana Trevi zu Rom (von N. Salvi, 1735), die Fontäne im Park zu Caserta, die Fontäne Latona im Park zu Versailles (von Marsy), das Bassin de Neptune daselbst, der Marcolinibrunnen in Dresden (von Knöffel, 1737), der Brunnen auf dem Neuen Markt zu Wien (von R. Donner, 1731). In neuerer Zeit ist man wieder zu den Vorbildern der Gotik und Renaissance zurückgekehrt und hat in fast allen größern Städten Schmuckbrunnen in reicher plastischer und architektonischer Ausgestaltung geschaffen, die mehr zur Zier der Stadt als zum Zweck der Wasserbeschaffung angelegt sind. (S. Springbrunnen, Bohrbrunnen.) Als Beispiele mögen der die got. Formen wieder aufnehmende Marktbrunnen zu Lübeck [* 20] (s. Taf. I, [* 1] Fig. 8, von H. Schneider, 1873) und der Mendebrunnen in Leipzig [* 21] (s. Taf. II, [* 1] Fig. 3, von A. Gnauth und Ungerer, 1886) gelten.
Auch dem Barockstil verwandte große Brunnenanlagen sind neuerdings wiederholt aufgenommen worden. So schuf R. Begas den mächtigen Schloßbrunnen zu Berlin [* 22] (1892 aufgestellt). Auch mit Denkmälern hat man Brunnenwerke wiederholt in Verbindung gebracht. In Frankreich haben die Brunnen zu Paris (am Observatoire, von Cordier, 1874; S. Michel, von Rude, 1860), in Marseille [* 23] das Château d'eau am Palais de Longchamp hervorragende Bedeutung. In England ist wenig Entsprechendes geschaffen worden; dagegen besitzt Nordamerika [* 24] großartige Brunnen.
Im uneigentlichen Sinne benennt man in der Kriegsbaukunst, speciell im Minenwesen mit Brunnen diejenigen Schächte, die zum Zwecke der Anbringung von Minen auf der Brunnensohle (Angriffsbrunnen) oder am Ausgangspunkt unterirdischer Minengänge (Galerien) angelegt werden (s. Mine). - Im Schiffbau wird das Wort Brunnen wohl auch Brune, für einen Verschlag im Schiffsraume gebraucht, in den man das eingedrungene Seewasser durch Rinnen leitet, um es von da auszupumpen.