Brunhilde
(Brunehilde), Tochter des westgot. Königs Athanagild, 567 vermählt mit König Sigibert von Austrasien (Metz). [* 2] Als ihre Schwester Galsuintha (s. d.) von ihrem Gemahl König Chilperich I. von Neustrien (Paris [* 3] und Soissons) um der Buhlerin Fredegunde (s. d.) willen ermordet worden war, empfing sie nach dem Spruch eines fränk. Gerichts als Buße mehrere Städte. 575 ließ Fredegunde den König Sigibert ermorden, aber wurde von Chilperich als Gefangene gehalten.
Nun begann sie einen leidenschaftlichen Kampf gegen Fredegunde. Zuerst gewann sie 576 Chilperichs eigenen
Sohn Merovech zum Beschützer und Gemahl, und als dieser von seinem
Vater 577 in den
Tod getrieben war, erlangte sie in
Austrasien
die Herrschaft im
Namen ihres
Sohnes und nach dessen
Tode 596 im
Namen ihrer Enkel und endlich ihrer Urenkel. Von 585 bis 613 herrschte
sie von Metz aus über
Austrasien und zeitweise auch über
Burgund mit solcher Kraft,
[* 4] daß sie Jahrhunderte
im
Gedächtnis des
Volks lebte. Sie mußte dabei beständig mit den gewaltthätigen
Großen kämpfen, denen sie endlich 613 erlag.
Fredegundens Sohn
Chlothar II. kam den
Großen zu Hilfe, B.s
Heer löste sich auf, sie selbst wurde gefangen
und zu
Tode gemartert. Brunhilde
war damals über 60 J. alt. Die gegen sie
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erhobenen Anklagen lassen sich nur im Hinblick auf die gewaltthätige Richtung jener Zeit beurteilen. -
Vgl. Digot, Histoire du royaume d'Austrasie (4 Bde., Nancy [* 6] 1863);
L. Double, Brunehaut (Par. 1878, ganz phantastisch).
Die Brünhild, die in der deutschen Heldensage als Gemahlin Gunthers, des Königs der Burgunden, als Feindin von Kriemhild
und deren Gemahl Siegfried erscheint, dessen Ermordung durch Hagen
[* 7] sie veranlaßt, ist nicht die austrasische Brunhilde
, sondern,
wie schon ihr Name («Kämpferin im Panzer») andeutet, eine mythische Walküre (Brynhild). Im ursprünglichen Mythus erlöst
Siegfried sie aus flammender Lohe, vergißt sie aber später, durch dämonische Mächte verführt, über Kriemhild (nordisch
Gudrun) und liefert sie Gunther aus; Eifersucht und Verzweiflung treiben sie zur Rache an dem einst Geliebten,
dem sie dann in den Tod folgt. Diese Sagenfassung ist in der Edda deutlich, schimmert im Nibelungenliede (s. d.) nur noch leise
durch und ward von R. Wagner und W. Jordan wieder aufgenommen.