Brunfels
Otto, Theolog und Botaniker (nach Linnés Ausspruch »der Vater der Botanik«),
geb. 1488 zu
Mainz,
[* 2] studierte
anfangs
Theologie und
Philosophie und trat dann in ein Kartäuserkloster bei
Mainz.
Später ging er nach
Straßburg,
[* 3] bekannte
sich zur lutherischen
Lehre,
[* 4] wurde
Prediger und stand dann neun Jahre einer von ihm zu
Mainz gegründeten
Schule vor. Das von der
Universität zu
Löwen
[* 5] 1550 auf Befehl des
Kaisers ausgestellte Verzeichnis der Hauptketzer enthält
des Brunfels
Namen an erster
Stelle. Brunfels
war ein intimer
Freund
Ulrich v.
Huttens. Nach dessen
Tod (1523) neigte er mehr den Prinzipien
der altevangelischen
Brüdergemeinden zu und kam dadurch in
Konflikte mit
Luther und
Zwingli. Er wandte sich
nunmehr der
Medizin zu und ging als
Arzt nach Bern,
[* 6] wo er starb. Er hat neben seinen zahlreichen ausgezeichneten theologischen
Werken sich besonders durch
Schriften über
Pädagogik,
arabische Sprache, Arzneimittellehre und
Botanik bekannt gemacht. Die
Botanik verdankt ihm wesentlich mit ihre Neubegründung im
Abendland, indem er, anstatt in der üblichen
Erklärung der botanischen
Schriften des
Altertums, in der Naturbetrachtung selbst die
Ausgabe der
Botanik suchte, und namentlich
brach sein Werk »Herbarum vivae icones« (Straßb. 1530 u.
1536, 3
Tle.; deutsch: »Contrafayt Kräuterbuch«, das.
1532-37, 2
Tle.; Frankf. a. M. 1546) dadurch eine ganz neue
Bahn, daß Brunfels
die von ihm gefundenen einheimischen
Pflanzen in
Holz
[* 7] schneiden ließ und unter die Abbildungen die deutschen
Namen setzte. Seine übrigen Hauptschriften sind: »Catalogus
illustrium medicorum seu de primis medicinae scriptoribus« (Straßb. 1530);
»Jatron medicamentorum simplicium« (das. 1533);
»Epitome medices, summam totius medicinae complectens« (Antwerp. 1540);
»Onomastikon medicinae, continens omnia nomina herbarum, fruticum etc.« (Straßb. 1534);
»In Dioscoridis historiam plantarum certissima adaptatio« (das. 1543).