Brugsch
,
Heinr. Karl, Ägyptolog, geb. zu Berlin, [* 2] veröffentlichte als Gymnasiast die Schrift «Scriptura Aegyptiorum demotica» (Berl. 1848),
die ihm die Gunst A. von Humboldts und Friedrich Wilhelms IV. erwarb. Ihr folgten «Numerorum apud veteres Aegyptios demoticorum doctrina» (Berl. 1849),
«Die
Inschrift von
Rosette»
(Tl. 1 u. d. T. «Sammlung demotischer
Urkunden», ebd. 1850), sowie andere Beiträge zur Kenntnis des
Demotischen. Nachdem Brugsch
seine philol. und archäol.
Studien in
Berlin vollendet und inzwischen auch die Museen von
Paris,
[* 3]
London,
[* 4]
Turin
[* 5] und
Leiden
[* 6] durchforscht hatte, unternahm er auf Kosten
des Königs 1853 seine erste wissenschaftliche
Reise nach
Ägypten,
[* 7] wo er mit dem franz. Archäologen Mariette
zusammentraf, dessen
Ausgrabungen der Apisgräber bei Memphis reichlichen
Stoff für sprachliche und histor.
Studien darboten.
Nach seiner Rückkehr nach
Berlin 1854 habilitierte er sich als Privatdocent und wurde darauf zum Assistenten am
Ägyptischen
Museum ernannt. Dann veröffentlichte er «Reiseberichte aus
Ägypten (Lpz. 1855) und das Prachtwerk »Monuments de l'Égypte" (Lief.
1, Berl. 1857),
ferner nach einer zweiten
Reise (1857-58) nach den Nilländern «Recueil des monuments égyptiens»
(mit Dümichen, 6
Tle., Lpz. 1862-85). Anfang 1860 begleitete in amtlicher Eigenschaft die preuß.
Gesandtschaft nach
Persien,
[* 8] machte mit deren
Chef, dem
Freiherrn von Minutoli, eine größere Rundreise
durch dieses
Reich und übernahm nach dem
Tode des letztern die Leitung der gesandtschaftlichen
Geschäfte. Im Juni 1861 kehrte
er in seine
Heimat zurück, wo er zunächst die
Beschreibung der
«Reise der königl. preuß. Gesandtschaft nach
Persien» (2 Bde.,
Lpz. 1862-63) bearbeitete. Im Herbst 1864 wurde Brugsch
zum preuß.
Konsul in
Kairo
[* 9] ernannt, nachdem er kurz vorher die «Zeitschrift für ägypt.
Sprache
[* 10] und
Altertumskunde» begründet hatte, deren Redaktion dann Lepsius übernahm. 1868 kehrte Brugsch
nach
Deutschland
[* 11] zurück
und erhielt in Göttingen
[* 12] eine Professur für
Ägyptologie.
Doch schon 1870 folgte er einem Rufe des Vicekönigs von
Ägypten, um die Leitung der in
Kairo errichteten
«École d'Égyptologie» zu übernehmen. Brugsch
war 1873 als Generalkommissar
Ägyptens bei der Weltausstellung in
Wien
[* 13] thätig, wurde bald darauf zum Range eines Bei erhoben und organisierte die ägypt.
Abteilung auf der Weltausstellung zu
Philadelphia
[* 14] 1876. Nach dem
Sturze des Chediv Ismael Pascha kehrte
er nach
Deutschland zurück. Ismaels Nachfolger, Tewsik Pascha, erteilte ihm den Rang eines Pascha. 1883 unternahm Brugsch
mit
dem Prinzen Feldmarschall
Friedrich
Karl von
Preußen
[* 15] eine
Reise nach
Ägypten,
Syrien (Palmyra),
Griechenland
[* 16] und
Italien,
[* 17] über
die er (mit Garnier) in dem Prachtwerke «Prinz
Friedrich
Karl im Morgenlande» (Frankf. a. O. 1884) berichtete.
Im folgenden Jahre 1885-86 ging Brugsch
zum zweitenmal nach
Persien, und zwar als Legationsrat der deutschen Gesandtschaft am
Hofe
des Schahs; hierüber berichtet das
Buch «Im
Lande der
Sonne»
[* 18]
(1.
u. 2. Aufl., Berl. 1886). Seit 1886 lebt in
Berlin, wo er auch
an der
Universität Vorlesungen hält. Im
Frühjahr 1891 unternahm er im
Auftrage der preuß. Regierung
wieder eine
Reise nach
Ägypten, von wo er 3000 Papyrusrollen mitbrachte, 1892 eine neue Forschungsreise in die
Libysche Wüste.
B.s wissenschaftlich bedeutendstes Werk ist das «Hieroglyphisch-demotische Wörterbuch» (7 Bde., Lpz. 1867-82). Von seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben: die lat. Übertragung des hieratischen «Saï an sinsin, sive liber metempsychosis veterum Aegyptiorum» (Berl. 1851),
«Nouvelles recherches sur la divison de l'anée chez les anciens Egyptiens» (ebd. 1856),
«Grammaire démotique» (ebd. 1855),
«Geogr. Inschriften altägypt. Denkmäler» (3 Bde., Lpz. 1857-60),
«Histoire d'Egypte» (Bd. 1, ebd. 1859; 2. Aufl. 1875),
«Matériaux poiur servir à la reconstruction du calendrier des ancies Egyptiens» (ebd. 1864),
«A. H. Rhinds zwei bilingue Papyri» (ebd. 1865),
«Die ägypt. Gräberwelt» (ebd. 1868),
«Wanderung nach den Türkisminen und der Sinaihalbinsel» (ebd. 1866: 2. Aufl. 1868),
«Über Bildung und Entwicklung der Schrift» (Berl. 1868),
«Die Sage von der geflügelten Sonnenscheibe» [* 19] (Gött. 1870),
«Hieroglyphische Grammatik zum Nutzen der studierenden Jugend» (zugleich in franz. Bearbeitung, Lpz. 1872),
«L'Exode et les monuments égyptiens» (ebd. 1875),
«Neue Bruchstücke des Codex Sinaiticus (ebd. 1875), »Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen" (ebd. 1877),
deren engl. Übertragung 1881 die zweite Ausgabe erlebte, das Monumentalwerk «Dictionnaire géographique de l'anciennne Égypte» (17 Lfgn., ebd. 1877-80),
«Religion und Mythologie der alten Ägypter, nach den Denkmälern bearbeitet» (ebd. 1888: 2. Aufl. 1891),
«Thesaurus inscriptionum aegyptiacarum, Altägypt. Inschriften» (ebd. 1883-91),
«Die Ägyptologie. Abriß der Entzifferungen und Forschungen auf dem Gebiete der ägypt. Schrift, Sprache und Altertumskunde» (ebd. 1890),
«Steininschrift und Bibelwort» (Berl. 1891) und eine Menge wertvoller Abhandlungen in der von ihm gegründeten und jetzt in Verbindung mit Erman herausgegebenen Zeitschrift.