Brüssel
,
Brüssel (Lage etc.; St

* 2
Brüssel.
[* 2] vläm. Brussel, frz.
Bruxelles, Haupt- und Residenzstadt des Königreichs
Belgien,
[* 3] zugleich Hauptstadt der
Provinz
Brabant und der ehemaligen österr., früher span.
Niederlande,
[* 4] auch geogr. Mittelpunkt des
Landes, liegt
unter 50° 51' 10'' nördl.
Br. und 4° 22' 13'' östlich von Greenwich, in 15 m Höhe, an der größtenteils überwölbten
Senne, einem Nebenfluß der Schelde, und steht nach N. durch den in die Rupel führenden Willebrockkanal mit
Antwerpen
[* 5] und
nach S. durch den Charleroikanal mit der
Sambre in
Verbindung. hat eine mittlere Jahrestemperatur von +10,3°
C.; das Maximum im Juli beträgt +18,4, das Minimum im Januar +2,3° C. Man zählt nur 48
Tage mit Frost, aber bei durchschnittlich 65 Proz.
Wolkenbedeckung nur 12 ganz heitere, dagegen 62 Nebeltage im Jahr. Die Regenhöhe beträgt 730
mm. (Hierzu
Plan: Brüssel.
)
^[Abb.]
Bevölkerung.
[* 6] Brüssel
hatte 1825: 84000, 1846: 123 874, 1856: 152 828, 1880: 162 498, 1890: 182 305 (82 043 männl., 100 262 weibl.)
E., darunter 52 860 (22 769 männl., 30 091 weibl.)
Analphabeten;
Wohnhaus II (Gegenwart

* 7
Wohnhäuser.18 500 Wohnhäuser [* 7] und 1050 nicht zum Wohnen bestimmte Gebäude;
einschließlich der Vorstädte Etterbeek,
Ixelles, St.
Gilles,
Anderlecht, Molenbeek-St.
Jean, Laeken, Scharbaeck (55000 E.), St. Josse-ten-Noode etwa 480000 E. Die rasche
Vermehrung ist vor allem eine Folge der
starken Einwanderung;
die deutsche Kolonie zählt 5000, mit den Vorstädten 10000, die französische 5300, die holländische 4000 Seelen.
Die Zahl der Geburten beträgt jährlich etwa 5000, die der Eheschließungen 1700, die der Sterbefälle 4500.
Anlage,
Straßen, Plätze,
Denkmäler. Brüssel
, auf sehr ungleichmäßigem
Boden erbaut, zerfällt in zwei
Teile: die Ober- und die
Niederstadt.
Jene, durch ein neues Viertel, das Quartier
Leopold, erweitert, wird von der bemitteltern
Bevölkerung bewohnt.
In der winkligen und schmutzigen, teils aber auch mit breiten, wohlgepflegten, geraden
Straßen und eleganten
Boulevards versehenen Niederstadt leben die
Handel- und Gewerbetreibenden. Während im obern
Teil fast ausschließlich französisch
gesprochen wird, wiegt in der Niederstadt das Vlämische vor. Brüssel
ist eine schöne Stadt ohne besonders ausgeprägten
Charakter.
Mit seinen Theatern, Palästen, Museen, Kirchen, Hotels, seinen Tavernen nach Londoner und Brauereien nach Münchener Muster, seinem an den Wiener Prater erinnernden Park, seinem, dem Pariser Bois de Boulogne nachgebildeten Cambrewäldchen, den Fremdenkolonien und dem unaufhörlichen Fremdenverkehr bietet es das Bild der echten Großstadt. Nur das enge Zusammenwohnen und die Verschmelzung der beiden Nationalitäten, Wallonen und Vlamänder, giebt ihr ein besonderes belg. Gepräge.
Turma - Turmalin

* 8
Turm.
Von den frühern Festungswerken ist jetzt nur noch an der
Porte de
Hal ein 1381 erbauter
Turm
[* 8] zu sehen. An
Stelle der Stadtwälle
umgeben die großartigen, schattenreichen
Boulevards fast die ganze Stadt in Form eines unregelmäßigen Fünfecks.
Ihre Gesamtlänge
beträgt 6 km. Nahe bei der
Porte de
Hal liegt ein altes, dichtbevölkertes Stadtviertel, dessen Bewohner,
die sog. Marolles, durch
Sprache
[* 9] (eine Mischung aus Vlämisch und Wallonisch) und Gebräuche von der übrigen Einwohnerschaft
verschieden, gewissermaßen als eine Kaste - die Parias Brüssels
- anzusehen sind.
Außer den Boulevards verdient als Promenade die großartig angelegte Avenue Louise, die nach dem 2 km entfernten Cambrewäldchen führt, Erwähnung. Eine in den vierziger und fünfziger Jahren, aber jetzt wenig besuchte Promenade ist die am Kanal [* 10] entlang, halbwegs nach dem 4 km entlegenen königl. Lustschlosse Laeken führende Allée Verte. Den Hauptanziehungspunkt der obern Stadt bildet der mit zwei großen Wasserbecken und vielen Marmorstatuen geschmückte 13 ha. große Park. Der malerische Parc Léopold von gleicher Größe, in dem sich früher ein Zoologischer Garten [* 11] befand, ist weniger belebt.
Brüssel

* 13
Seite 53.632.Unter den zum Teil mit Wasserkünsten gezierten Platz en ist zu erwähnen, die Place Royale mit dem von Simonis gearbeiteten, 1848 errichteten Kolossalreiterstandbild Gottfrieds von Bouillon und der Kirche St. Jacques-sur-Caudenberg mit ihrer mit Statuen und Freskogemälde geschmückten Façade, ferner die Grande Place, der Marktplatz mit dem Rathaus, dem Königs- oder Brothaus sowie vielen, meist aus span. Zeit stammenden histor. Giebelhäusern der ehemaligen Zünfte; die Place de la Monnaie mit dem Théâtre Royal und dem der Vollendung nahen neuen Postpalast, der Märtyrerplatz, auf dem die in den Septembertagen des Jahres 1830 gefallenen Helden ruhen, über deren Gruft sich die Statue Belgiens, den belg. Löwen [* 12] zu Füßen, auf einem mit Basreliefs geschmückten Sockel erhebt; die Place du Grand ¶
mehr
Sablon mit einem monumentalen Brunnen, [* 14] die zu einem Square umgeschaffene Place du Petit Sablon mit dem früher auf der Grande Place befindlichen Denkmal Egmonts und Hoorns (von Fraikin), einer mit Statuetten verzierten Umsriedigung und den neuerdings gesetzten Standbildern berühmter Gelehrten und Künstler aus der Zeit der span. Schreckensperiode (Ortelius, van Orley, Locquenghien, Mercator, Dodonće, De Vriend genannt «Floris», Brederode und van Bodeghem); ferner die Place des Barricades mit dem Standbilde des Anatomen Vesalius (1847), die Place Ancessens (früher Place Joseph Lebeau) mit dem 1889 errichteten Denkmal des Märtyrers der Freiheit gleichen Namens, die Place Rouppe mit der Statue der Schutzgöttin der Stadt, endlich der Kongreßplatz mit der herrlichen Aussicht auf die untere Stadt und der mit dem 4 m hohen Bronzestandbilde König Leopolds I. gekrönten 47 m hohen Kongreßsäule (1859, von Geefs). Von Denkmälern seien noch genannt das des franz. Generals Belliard (1836), das des Ministers Gendebien (1874), John Cockerills und der Manneken-Pisbrunnen von Duquesnoy (1619).
Kirchen. Die größte und schönste ist die Kathedrale von St. Gudula, im 12. Jahrh. an Stelle einer alten Kapelle des heil. Michael begonnen und bis 1653 im got. Stile erbaut, mit zwei unvollendet gebliebenen Türmen, 16 m hohen, reichbemalten Fenstern und den Grabstätten mehrerer Herzöge; andere sind: die Kirche St. Jacques-sur-Caudenberg (zur Zeit des Konvents Tempel [* 15] der Vernunft), dann Notre-Dame de la Chapelle, Notre-Dame de Finistère und die 1874 eingeweihte St. Katharinenkirche. Außerdem giebt es mehrere protest. Kapellen und eine im Rundbogenstil 1878 gebaute Synagoge. Die Kirchen der Vorstädte sind außer der prächtigen St. Marienkirche in Schaerbeek mit der byzant. Kuppel und der eigenartigen von Poelaert entworfenen Kirche in Laeken weniger bemerkenswert.
Baukunst I

* 16
Baukunst. Weltliche Bauten. Das berühmte 1401-54 im got. Stil erbaute Rathaus mit dem 118 m hohen Turm - einem Meisterwerke mittelalterlicher
Baukunst
[* 16] - der über die ganze Niederstadt emporragt und auf seiner Spitze die vergoldete Bildsäule (5,5
m) des Brüsseler
Schutzpatrons, des heil. Michael, trägt; das dem Rathaus gegenüberliegende Königs- oder Brothaus, ein
uraltes, wieder neu aufgeführtes Gebäude, das vor 1794 mehrern Gerichtshöfen diente und in dem Egmont und Hoorn die Nacht
vor der Hinrichtung zubrachten, das Entrepôt am Kanal von Charleroi, die Markthalle (Halles Centrales), die
Fischhallen, die Schlachthäuser, das Hospital St. Jean mit 600 Betten, das Grand Hospice, ein Verpflegungshaus für 600 alte
Leute, die Staatsbibliothek mit mehr als 300000 Bänden, 12000 Handschriften und einer Sammlung von über 60000 Kupferstichen,
davor das Denkmal des österr.
Generalstatthalters Karl von Lothringen; der ehemalige Palast des Generalgouverneurs (Ancienne cour), jetzt Museumsgebäude, das Palais de la Nation für die Sitzungen des Senats und der Kammer, das königl. Schloß (zur Zeit der franz. Herrschaft Sitz der Präfektur) mit reichen malerischen Kunstschätzen, das Palais des Académies (der frühere Palast des Prinzen von Oranien) mit einem die bedeutendsten Epochen der belg. Geschichte behandelnden Cyklus von 13 Ölbildern von Slingeneyer, davor das Standbild Quetelets, das Schloß des Herzogs von Arenberg - dessen älterer, rechter Flügel mit dem histor.
Egmontzimmer ein Raub der Flammen wurde - mit wertvoller Gemäldegalerie, der Palast des Grafen von Flandern, das Wiertz-Museum (ausschließlich Gemälde von Wiertz [s. d.] enthaltend), das königl. Musikkonsevatorium, die Nationalbank, die Börse, ein Prachtbau im Stile Ludwigs XIV., die Universität mit dem Standbilde ihres Hauptbegründers P. Verhaegen (von W. Geess), der große neue Justizpalast in griech.-röm. Stil von Poelaert mit hoher (98 m) Kuppel, 180 m lang, 170 m breit, einer der gewaltigsten Bauten ganz Europas, begonnen 1866 und vollendet 1883 (Baukosten über 50 Mill. Frs.), ferner die 1847 vollendete 213 m lange, 8 m breite, 3 Stockwerk hohe (18 m), von Kaufläden, Cafés u. s. w. besetzte Glasgalerie St. Hubert, eine der schönsten und größten, die Nordpassage, die Handelspassage, endlich der 1880er Ausstellungspalast (Palais du Cinquantenaire) mit dem Museum für Altertümer und Kunstgewerbe.
Elektrisches Licht (Bo

* 17
Elektrisches. Verwaltung. Brüssel
wird verwaltet von einem Bürgermeister (Buls, 25000 Frs. Gehalt), fünf Schöffen und einem Stadtrat, dessen 29 Mitglieder
von 3 zu 3 Jahren auf je 6 Jahre gewählt werden. Die Stadt ist in 6 Divisionen geteilt mit je 11 von
Polizeikommissaren geleiteten Sektionen. Zur Erleuchtung dient meist Gas (5500 Straßenlaternen, etwa 14000 Gasuhren, 180 Gasmotoren
mit 600 Pferdestärken). Elektrisches
[* 17] Licht
[* 18] findet sich auf einigen größern Plätzen und in Privatgebäuden. Die Wasserleitung,
[* 19] welche gleichzeitig auch die 8 Vorstädte versorgt, hat etwa 320 km Röhrenleitung, davon etwa 172 km
in Brüssel
selbst und gegen 3000 Hydranten. 1847 belief sich die Gesamtlänge der verdeckten Kanäle auf 45 km, gegenwärtig auf 110 km.
Zur Verteidigung der Stadt besteht eine 5625 Mann starke Bürgerwehr. Die Feuerwehr zählt 174 Mann auf 14 Posten. Die Vorstädte
haben eigene Bürgerwehr und Löschmannschaften.
Finanzen. Der Gesamteinnahme 1890 mit 24 276 505 Frs. stellte sich eine Gesamtausgabe von 24 217 967 Frs. gegenüber. Die Einnahmen betrugen aus Steuern 3 450 791 Frs., städtischem Grundbesitz (Miete u. s. w.) 4 959 911, Zinsen von ausgeliehenen Geldern 3 678 061, Gas 4 592 077 und Wasserleitung 1 600 472 Frs. Für Verwaltung wurden verausgabt 1 092 276 Frs., für die öffentliche Sicherheit 1 459 319, für Schulen 1 169 060, zur Verzinsung der Gemeindeschuld 8 771 020 Frs.
Brüssel
hatte seit 1853 sieben verschiedene Anleihen im Betrage von zusammen 241 600000 Frs. aufgenommen. Diese Anleihen wurden 1886 in
eine einzige Anleihe von 289
000
000 Frs. konvertiert, deren Tilgung in 90 Jahren erfolgen muß.
Behörden. Brüssel
ist Sitz der Staatsbehörden, des Senats, der Repräsentantenkammer, der Provinzialregierung
und der Vertreter fremder Mächte.
Bildungs- und Vereinswesen. Die 1834 gegründete, von der Provinz, der Stadtgemeinde und den Freimaurerlogen unterhaltene Universität
hat eine philos., jurist., mathem.-naturwissenschaftliche und mediz. Fakultät sowie eine pharmaceutische
und eine polytechnische Schule mit (1891/92) insgesamt 89 Docenten und 1693 Studierenden; die Universitätsbibliothek hatte
vor dem großen Brande (1886) 70000 Bände, jetzt ist sie reorganisiert; die 1838 gegründete königl. Bibliothek hat 375000
Bände, 27000 Handschriften, 80000 Stiche, Karten und Holzschnitte, 32000 Münzen
[* 20] und Medaillen. Ferner
¶
Die Brusteingeweide de

* 21
Seite 53.632a.Die Brusteingeweide des Menschen I Der Brustkasten nach Entfernung der vorderen Brustwand.
1. Unterkiefer. 2. Zungenbein. 3. Kehlkopf. [* 22] 4. Schlüsselbein. 5. Erste Rippe. 6. Siebente Rippe. 7. Knorpel [* 23] der falschen Rippen. 8. Handgriff. 9. Schwertfortsatz des Brustbeins. 10. Brustfell. 11. Mittelfell oder Mediastinum. 12. Zwerchfell. 13. Bauchwand. 14. Linker oberer Lungenlappen. 15. Linker unterer Lungenlappen. 16. Gemeinschaftliche Drosselblutader. 17. Innere Drosselblutader. 18. Schlüsselbeinblutader. 19. Kopfpulsader. 20. Armpulsader. 21. Innere Brustpulsader. 22. Armvenengeflecht. 23. Schilddrüse. ¶
Die Brusteingeweide de

* 24
Seite 53.632b.Die Brusteingeweide des Menschen II Der Brustkasten, senkrecht durchschnitten und von vorn gesehen.
Brüssel

* 26
Seite 53.633.1. Unterkiefer. 2. Zungenbein. 3. Erste Rippe. 4. Siebente Rippe. 5. Knorpel der falschen Rippen. 6. Zehnte Rippe. 7. Kehlkopf. 8. Luftröhre. 9. Luftröhrenäste der rechten (entfernten) Lunge. [* 25] 10. Rechte Herzkammer. 11. Linke Herzkammer. 12. Rechter Vorhof. 13. Linkes Herzohr. 14. Lungenpulsader. 15. Aorta. 16. Obere Hohlvene. 17. Linke Lunge mit ihren Luftröhrenästen und Blutgefäßen. 18. Brustfell. 19. Zwerchfell. 20. Leber. 21. Großes Netz. 22. Halsnerven. ¶
mehr
besteht eine königl. Akademie der Wissenschaften, Litteratur und Künste, aus der 1769 gegründeten Litterarischen Gesellschaft hervorgegangen, eine Militär- und Kriegsschule, eine mediz. Akademie, Tierarzneischule, ein Athenäum (Gymnasium und Realgymnasium) mit 630 Schülern, ein Musikkonservatorium, Taubstummen- und Blindeninstitut, eine Handelsschule, eine Haushaltungsschule für junge Mädchen und von Gewerbeschulen je eine für Uhrmacher, Schriftsetzer und Schneider.
Für den elementaren Unterricht bestehen neben den Staats- und Gemeindeschulen und den von liberalen und religiösen Gesellschaften
gegründeten Schulen zahlreiche Privatlehranstalten. Das Palais de Beaux-Arts, ein 1880 vollendeter klassischer Bau, enthält
moderne Skulpturen und eine wertvolle Sammlung älterer Gemälde (600), insbesondere der niederländ.
Schule. Die Bilder neuerer Meister in Öl und Aquarell sind jetzt in acht Sälen des Musée moderne aufgestellt.
Brüssel
besitzt acht Theater,
[* 27] darunter das Théâtre royal de la Monnaie mit 210 Vorstellungen jährlich, mehrere größere Musikgesellschaften,
einige Vereine für Kunst und Wissenschaften, eine Philanthropische Gesellschaft und eine große Menge von Wohlthätigkeitsanstalten,
darunter einen deutschen Hilfsverein, Schillerverein, der gegen 400 Mitglieder zählt und alljährlich
gegen 25000 Frs. an bedürftige Landsleute verteilt. Über die Zeitungen s. Belgien (Bd. 2, S. 674 b).
Industrie, Gewerbe, Handel. Von den Gewerbzweigen blühen hauptsächlich Spitzen-, Möbel-, Kutschen-, Papier-, Handschuh- und Lederfabrikation. Der Handel ist vornehmlich Luxus- und Kleinhandel; es giebt wohl eine Anzahl größerer Handelsfirmen, doch ist deswegen die Stadt nicht zu den Handelsplätzen zu zählen. Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen (verbunden mit Leihbibliotheken) sind zahlreich, ebenso Bankinstitute, wie die Société générale und seit 1851 die Banque Nationale und sonstige Handels-, Eisenbahn-, Versicherungs-, Bergwerks- u. a. Gesellschaften.
Hebriden, Neue - Hebun

* 28
Hebung.
Zur Hebung
[* 28] des Umsatzes besteht ein Handelsmuseum. Durch Konsuln sind in Brüssel
vertreten: die Vereinigten Staaten
[* 29] von Amerika,
[* 30] Bolivia,
[* 31] Chile, Columbia,
[* 32] Costa-Rica, das Deutsche Reich,
[* 33] die Dominicanische Republik, Ecuador,
[* 34] Griechenland,
[* 35] Guatemala,
[* 36] Haïti,
[* 37] Honduras,
[* 38] Italien,
[* 39] Japan,
[* 40] Liberia,
[* 41] Luxemburg, Monaco,
[* 42] Nicaragua,
[* 43] die Niederlande, der Oranje-Freistaat, Österreich-Ungarn,
[* 44] Paraguay, Persien,
[* 45] Portugal,
[* 46] Rumänien,
[* 47] Salvador,
[* 48] die Schweiz,
[* 49] Serbien, Siam, Spanien, die Südafrikanische Republik,
[* 50] die Türkei,
[* 51] Uruguay, Venezuela.
Verkehrswesen. Dem auswärtigen Verkehr dienen außer den Kanälen (gegen 12000 Schiffe
[* 52] und Boote jährlich mit etwa 1 300000
t Raumgehalt) die von drei durch Gürtelbahn (mit 8 Haltestellen) verbundenen Bahnhöfen ausgehenden Kunststraßen, vor allem
aber Eisenbahnlinien:
Brüssel
-Herbesthal, Brüssel-Antwerpen, Brüssel-Ostende, Brüssel-Quiévrain, Brüssel-Arlon-Sterpenich, Brüssel
-Tervueren, Brüssel
-Luttre,
Brüssel
-Lille der Belg. Staatsbahnen;
[* 53] ferner die Linien Brüssel
-Tilbeck-Schepdael, Brüssel-Haecht, Brüssel-Anderlecht-St. Quentin der Belg.
Vicinalbahnen. Den Verkehr in der Stadt sowie den mit den Vorstädten erleichtern 10 Pferdebahn-, 4 Dampftrambahn- und 11 Omnibuslinien. Zur Vermittelung des Postverkehrs bestehen außer der Hauptpost 20 Post- und Telegraphenämter (die der Vorstädte inbegriffen). Die Postanstalten sind zugleich auch Zahlstellen für die Sparkasse. Der Telephondienst - gegen 1200 Linien - bisher von einer Privatgesellschaft betrieben, wird demnächst in staatliche Verwaltung übergehen.
Die Umgebung ist zum Teil sehr schön. Besondere Anziehungspunkte neben dem Cambrewäldchen (im SO.) sind der Park zu Laeken im N., im O. der prächtige Park zu Tervueren sowie die im Soigneswald herrlich gelegenen, als Sommerfrischen stark besuchten Dörfer Watermael-Boitsfort, Groenendael (mit Hippodrom) und La Hulpe.
Geschichte. Brüssel erscheint zuerst um 870 als Brosella, im 10. Jahrh. dann als Bruoscella in der Geschichte. Gewöhnlich werden diese Worte von dem alten bro oder bruoc, dem heutigen vläm. brock = Sumpf und selle oder sele = Wohnung hergeleitet. Zuerst scheint es eine Villa der fränk. Monarchen gewesen zu sein. Eine Urkunde Ottos I. von 966 bestätigt das Vorhandensein einer Kirche, unter der neuere Forscher die Kirche zum heil. Michael verstehen, und an deren Stelle später die St. Gudulakirche erbaut wurde.
Gerberge, Schwester Ottos d. Gr., brachte die Ortschaft dem Herzoge Giselbert von Lothringen als Mitgift zu. Ihre Enkelin Gerberge heiratete den Grafen Lambert von Löwen. Mit diesem kam der Bezirk Brüssel unter die Herrschaft der Herzöge von Niederlothringen und Brabant, durch deren Einfluß die Stadt zu großem Ansehen gelangte. Von Johann I. an (1251-59) scheint sie Wohnsitz der Fürsten geblieben zu sein, indes Löwen noch den Titel der Hauptstadt behauptete. Nach vielfachen Kämpfen der auf ihre Vorrechte eifersüchtigen Bürger mit den Patriciern oder mit den Fürsten, nach fürchterlichen Bürgerkriegen, die der Tod Johanns III. (1355) über die Stadt hereinbrachte, gelangte das Erbteil seiner Tochter Johanna an die Gräfin von Flandern, Gemahlin des burgund.
Herzogs Philipp des Kühnen, welche die Verwaltung Brabants und Limburgs ihrem Sohne Anton übertrug. Nach dem Tode der Söhne desselben (1480) trat Philipp der Gute, Herzog von Burgund, in den Besitz des Herzogtums Brabant, und unter seiner Enkelin Maria, Gemahlin Kaiser Maximilians, ging die stark befestigte, schon bedeutende Stadt an das Haus Habsburg über. Wiederholte Eingriffe desselben in die beschworenen Freiheiten gaben zu steten Aufständen Anlaß, die indes immer mit einer Aussöhnung endeten.
Parma (Provinz und Sta
![Bild 62.921: Parma (Provinz und Stadt) [unkorrigiert] Bild 62.921: Parma (Provinz und Stadt) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0921.jpeg)
* 54
Parma.Karl V. bereits hatte Brüssel zur Hauptstadt der Niederlande gemacht und mit allem Glanze des Hoflebens umgeben. Unter Philipp II., der hierher den Sitz der Generalstatthalterschaft unter Margarete von Parma [* 54] verlegt hatte, wurde es der Hauptschauplatz der niederländ. Revolution. Nachdem Brederode an der Spitze des verbündeten Adels der Regentin die Beschwerde übergeben hatte, wurde hier am selben Abend der Geusenbund geschlossen. In Brüssel schalteten die Inquisition und Philipps Feldherr Alba [* 55] mit grausamer Blutgier und schnöder Verletzung der verbrieften Freiheiten.
In dem langen Befreiungskämpfe war Brüssel der Hauptwaffenplatz abwechselnd der Niederländer und der Spanier. 1576 wurde hier die Genter Pacifikation und die Brüsseler Union, deren Bedingungen Don Juan von Österreich [* 56] sich eine Zeit lang unterwarf, abgeschlossen. Nach seiner Entfernung zog Oranien als Ruwaert von Brabant in ein mußte aber schon nach Don Juans Sieg bei Gembloux die Stadt räumen. Trotz entsetzlicher Zustände im ¶