(Heulaffe,MycetesIllig.,Stentor Geoffr.), Affengattung aus der
Familie der
Breitnasen (Platyrrhini) und
der Unterfamilie der
Wickelschwänze (Gymnurae), gedrungen gebaute
Affen
[* 3] mit gleichmäßig entwickelten
Gliedern, fünffingerigen
Händen, großem, pyramidal hohem
Kopf, vorstehender Schnauze und blasig aufgetriebenem
Zungenbein, in welches
die zu dreien vorhandenen Kehlsäcke einmünden. Dieser eigentümlichen
Entwickelung des Stimmapparats verdanken die Brüllaffen,
welche ihren
Namen mit vollem
Rechte tragen, die
Stärke
[* 4] und den
Umfang der
Stimme.
IhreBehaarung ist dicht, am
Kinn bartartig verlängert. Sie leben in
Südamerika
[* 5] sehr gemein und verbreitet,
besonders in dichten, hochstämmigen und feuchten Wäldern, und finden sich in
Steppen nur da, wo die einzelnen Baumgruppen
gehölzartig zusammenstehen und
Wasser in der
Nähe ist.
Ihre Lebensweise ist außerordentlich einförmig; sie sind sehr harmlos,
aber grämlich und mürrisch, spielen nie untereinander und verbringen ihr
Leben auf denBäumen mit Fressen,
Brüllen, bewegungslosem Hinbrüten und
Schlafen.
Sie nähren sich von Blättern und
Knospen,
[* 6]
Früchten,
Eiern und jungen
Vögeln, werden aber den
Pflanzungen niemals schädlich.
In der Gefangenschaft sieht man sie selten. Der rote Brüllaffe
(Guariba, Alaute,
Predigeraffe,
MycetesseniculusL.) ist 80
cm lang mit 70
cm
langemSchwanz, rötlichbraun, auf der Rückenmitte goldgelb; das kleinere Weibchen ist dunkelfarbiger.
Er lebt oft in größern
Gesellschaften, in
Brasilien,
[* 7]
Guayana u.
Kolumbien.
[* 8] Der schwarze Brüllaffe
(Beelzebul, Caraya, M. nigerWagn.,
s. Tafel
»Affen III«) ist 65
cm lang mit ebenso langem
Schwanz, glänzend schwarz, das Weibchen wie auch die
Jungen mehr
oder weniger rötlich, bewohnt
Paraguay,
[* 9] ist wie der vorige an manchen
Orten ungemein häufig und erfüllt den
Urwald mit schauerlichem
Geheul.
SeinFleisch ist schmackhaft, aber äußerst trocken und mager; wegen der abschreckenden Gestalt des
Bratens wird es
fast nur von den
Indianern gegessen; dem Männchen stellt man wegen des schönen schwarzen Pelzes nach
und fertigt daraus
Mützen,
Beutel
[* 10] und Satteldecken.
(Mycetes), eine Gattung der plattnasigen amerik. Affen, durch ein äußerlich als großer Kropf hervortretendes
und mit der Luftröhre in Verbindung stehendes Organ ausgezeichnet, das aus dem merkwürdig angeschwollenen und in eine Knochenblase
verwandelten Zungenbeine und dem nach hinten ungemein hohen, dem Zungenbeine zum Schutze dienenden Unterkieferknochen
besteht. Dieses Organ verstärkt die Stimme in hohem Grade. Der Schädel ist pyramidalisch, die Nasenscheidewand breit, weshalb
sich die Nasenlöcher seitlich öffnen, die Vorderhände fünfzehig, aber der Daumen nicht entgegensetzbar, die Nägel
[* 11] nicht
platt, sondern kurz und gewölbt, das Haar
[* 12] von der Handwurzel bis zum Ellbogengelenk nach hinten gerichtet
und der Schwanz lang, ein an der Spitze unbehaartes Greiforgan bildend.
Ein großer Kinnbart giebt den Tieren ein seltsames Aussehen. Die Brüllaffe sind die größten amerik. Affen, von gedrungenem Bau,
mit muskelreichcn Gliedern versehen und von einem traurigen, grämlichen Naturell. Sie sind in Südamerika
die gemeinsten Affen, von Guayana bis Paraguay verbreitet und leben in den dichten Urwäldern meist zu 10-12 Stück zusammen
auf Bäumen, von denen sie fast nie auf den Boden herabsteigen. Das äußerst stark dröhnende, rauhe, klagende Geschrei einer
größeren Anzahl dieser Affen kann wohl eine halbe Stunde weit gehört werden.
Ihre Nahrung besteht aus Blättern, Knospen und Früchten. Die Weibchen,
deren immer mehrere zu einem Männchen gehören, werfen
nur ein Junges. Da das Fleisch der Brüllaffe schmackhafter als das anderer Affen ist, so werden sie oft geschossen. Auch das Fell
wird benutzt. Der größte und gewöhnlichste Brüllaffe ist der rote Brüllaffe(Mycetes ursinus
Kuhl, s. Tafel: Affen der Neuen Welt,
[* 13]
Fig. 1), auch Predigeraffe oder Alouate (Aluata) genannt, welcher in Südamerika weit verbreitet
ist.
Sein Körper ist 0,55 bis 0,60 m lang und ebenso lang ist der Schwanz. Die Farbe ändert vom glänzenden Rostrot bis ins Kastanienbraun
und selbst Schwarzbraun ab, und die Haare
[* 14] stehen auf der Oberseite ziemlich dicht, unten aber viel dünner.
Das Gesicht
[* 15] ist bläulich-schwärzlich, mit dünnen, zerstreuten Borstenhaaren besetzt, am Kinn mit einem starken, zugespitzten,
bräunlichen Barte geschmückt; auf dem Vorder- und Hinterkopfe ist das Haar gegen den Scheitel gerichtet. Kaum weniger groß
ist der schwarze Brüllaffe oder Caraya(Mycetes niger Kuhl) mit schwarzem Pelz und braunrotem Gesicht.
So häufig die in ihrer Heimat auch sind, sieht man sie doch in den Tiergärten äußerst selten, da die wenigen, welche die
Seereise überdauern, nach kurzer Zeit einzugehen pflegen. Das Exemplar kostet etwa 100 M.