Titel
Brueghel
(spr. brügel, Breughel), 1) Pieter der ältere, genannt der Bauernbrueghel, Stammhaupt einer niederländischen Malerfamilie, geboren um 1520 in dem Dorf Breugel bei Breda, lernte zu Antwerpen [* 3] bei Pieter Coecke und Hieronymus Cock, trat 1551 in die Antwerpener Malergilde und besuchte Frankreich und Italien, [* 4] wo er 1553 in Rom [* 5] verweilte. Nach seiner Rückkehr hielt er sich in Antwerpen auf und siedelte 1563 nach Brüssel [* 6] über, wo er 1569 starb. hat sich weniger nach seinen Lehrern als nach Hieronymus Bosch gebildet, dessen spukhafte Szenen des Jüngsten Gerichts, der Hölle und sittenbildliche Darstellungen aus dem Bauernleben mit moralisierender Tendenz er nachahmte und mit größerer Lebenswahrheit bei gleich glänzendem Kolorit erfüllte. Auch seine Bilder aus der heiligen Geschichte tragen einen genrehaften Charakter. Er war der Begründer der niederländischen Bauernmalerei. Die bedeutendsten seiner Bilder besitzt das Belvedere in Wien, [* 7] andre sind in München, [* 8] Schleißheim, Dresden, [* 9] Amsterdam [* 10] u. a. O. Es ist sehr viel, namentlich im Verlag des H. Cock, nach ihm gestochen worden.
2) Pieter der jüngere, gewöhnlich Höllenbrueghel
genannt, obwohl die ihm zugeschriebenen
Darstellungen von Höllenszenen
nicht von ihm herrühren, sondern
Kopien nach seinem
Vater sind, Sohn des vorigen, geboren um 1564 zu
Brüssel,
trat 1585 in die Malergilde zu
Antwerpen und starb um 1637-1638 daselbst. Er folgte der
Weise seines
Vaters, aber mit minderm
Talent.
3) Jan, genannt der Samtbrueghel
,
Bruder des vorigen, geb. 1568 zu
Brüssel,
Schüler von Goetkindt in
Antwerpen, ging nach
Italien, wo er 1593 in
Rom verweilte und den
Erzbischof Federigo
Borromeo von
Mailand
[* 11] kennen lernte, mit welchem er sich nach
Mailand begab. 1596 kehrte er nach
Antwerpen zurück und ließ sich als
Freimeister in die Lukasgilde aufnehmen. Er entfaltete
bald eine so umfangreiche Thätigkeit, daß er schnell zu Ansehen und Wohlstand gelangte. Mit seinem
mailändischen
Gönner stand er bis an sein Lebensende in brieflichem und geschäftlichem
Verkehr.
Erzherzog Albert und Kaiser Rudolf erteilten ihm zahlreiche Aufträge. Trotz seiner großen Beschäftigung verlor er sich aber niemals in Flüchtigkeit, sondern führte seine Bilder auf Holz [* 12] und Kupfer [* 13] stets mit der Gewissenhaftigkeit und Feinheit eines Miniaturmalers aus. Er war vorzugsweise Landschafts- und Blumenmaler, staffierte aber seine Landschaften gewöhnlich mit einer großen Fülle von Figuren aus der heiligen Geschichte, der Mythologie und dem Bauernleben und mit einer Unzahl von Tieren, welche ebenso wie die Blumen von einem eindringenden Naturstudium zeugen.
Sein Kolorit ist frisch und glänzend, bisweilen etwas hart und bunt bei überwiegend blauen und grünen Tönen in den Fernsichten. Seine Bilder sind oft von van Balen und Rubens staffiert, mit welchen er in innigster Freundschaft verbunden war. Bei seiner großen Produktivität besitzen fast alle Galerien Gemälde von ihm, die besten die Ambrosianische Bibliothek in Mailand, die Museen von Madrid, [* 14] Brüssel, Berlin, [* 15] Dresden, Wien, München und das Louvre. In den Darstellungen des Paradieses, der vier Elemente und der Schmiede des Vulkan dokumentiert sich seine Begabung für die Kleinmalerei am glänzendsten. Er starb in Antwerpen.
Vgl.
Crivelli,
Giovanni Brueghel
, pittore fiammingo
(Mail. 1868). -
Sein Sohn Jan Brueghel
der jüngere (1601-78) hat ganz in der
Weise seines
Vaters gemalt.