Nach
ihren pantheistischen
Grundsätzen verwarfen sie nicht bloß die
Hierarchie und das äußere Kirchenwesen überhaupt, sondern
auch jedes
Gesetz und verfielen infolgedessen vielfach in unsittliches
Wesen.
Von den
Päpsten und der
Inquisition
mit Strenge verfolgt, verschwanden sie im 15. Jahrh.
und Schwestern des freien Geistes, eine im 13. Jahrh. in den Rheingegenden entstandene, später auch in Frankreich
und Italien verbreitete Sekte. Ausgehend von einem rohen Pantheismus, wie ihn Amalrich von Bena (s. d.) gelehrt hatte, verwarfen
sie nicht nur Hierarchie und alles Kirchenwesen, sondern auch jedes
Gesetz, verwischten sogar den Unterschied
von gut und böse, von Gott und Mensch und verfielen den gröbsten sittlichen Ausschweifungen. Die Kirche hat sie, die sich
unter verschiedenen Namen (z.B. Turlupinen in Paris),
[* 5] oft auch verwechselt mit den Begharden (s. Beghinen), namentlich im 14. und 15. Jahrh.
verbreiteten, aufs schärfste verfolgt. Mehrere Synoden (zu Köln
[* 6] 1306, zu Trier
[* 7] 1310) beschlossen ihre Unterdrückung, und
zahlreiche Anhänger der Partei starben auf dem Scheiterhaufen: doch erhielten sich Reste bis ins 16. Jahrh.,
wo sie in den Libertinern zu Genf
[* 8] und unter den sog. Wiedertäufern wieder auflebten.