Titel
Browne
(spr. braun), 1) William, engl. Dichter, geb. 1590 zu Tavistock in Devonshire, studierte zu Oxford [* 2] und London [* 3] die Rechte, gab sich aber ¶
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vorzugsweise poetischen Beschäftigungen hin, als deren Frucht seine »Britannia's pastorals« (Lond.
1613-1616, 2 Bde.) und »The
shepherd's pipe« (7 Eklogen, das. 1614) erschienen. Später wurde er Erzieher des Earls von Caernarvon und kam dann zu dem Grafen
von Pembroke, wo es ihm sehr wohl ging. Zuletzt in seine heimatliche Provinz zurückgekehrt, starb er 1645 in
Ottery St. Mary. Von seinen Gedichten ist noch »The inner temple maske« zu erwähnen.
Browne
ist der bedeutendste unter den ältern bukolischen Dichtern Englands, reich an Natürlichkeit und Gefühl und von korrekter
Sprache;
[* 5] doch führte ihn sein Vorbild, der Italiener Marino, zu oft auf Irrpfade. Seine »Works« erschienen,
von Thompson herausgegeben, in 3 Bänden (Lond. 1773).
2) Sir Thomas, engl. Philosoph, geb. zu London, studierte in Oxford und Leiden [* 6] und ließ sich 1636 als praktischer Arzt in Norwich [* 7] nieder, wo er 1671 von Karl II. zum Ritter geschlagen wurde und starb. Er schrieb: »Religio medici« (Lond. 1642; neue Ausg., das. 1881),
eine Art philosophischen Glaubensbekenntnisses, ausgezeichnet durch Originalität und Gelehrsamkeit, welches ihm den Vorwurf des Atheismus zuzog;
ferner »Pseudodoxia epidemica, or Treatise on vulgar errors« (das. 1646, neue Aufl. 1852),
worin er die zu seiner Zeit verbreitetsten Irrtümer widerlegte;
»Miscellany tracts« (das. 1684);
»Posthumous works« (das. 1712) und eine Sammlung von Aphorismen, betitelt: »Christian morals« (Cambr. 1716; neue Ausg., Lond. 1863).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Wilkin (Lond. 1851-52, 3 Bde.). Sein Leben beschrieb Sam. Johnson.
3) Georg, Reichsgraf von, russ. Staatsmann und Feldherr, geb. in Schottland als Sprößling einer altnormännischen Familie, machte seine Studien zu Limerick, verließ dann, weil er als Katholik keine öffentliche Anstellung erhalten konnte, sein Vaterland und trat 1725 in kurpfälzische und 1730 als Kapitänleutnant in russische Kriegsdienste, wo er gleich anfangs durch Mut und Entschlossenheit eine Meuterei der Garde gegen die Kaiserin Anna unterdrückte. Er nahm darauf an allen Kriegen Rußlands bis 1762 ehrenvollen Anteil.
Zuerst kämpfte er in Polen, dann am Rhein gegen die Franzosen, hierauf unter Münnich gegen die Türken, geriet 1739 in dem unglücklichen Treffen bei Krozka in türkische Gefangenschaft und ward dreimal als Sklave verkauft. Nachdem ihm der französische Gesandte in Konstantinopel, [* 8] Villeneuve, auf Requisition des russischen Hofs die Freiheit wieder verschafft hatte, wurde er zum Generalmajor ernannt und darauf dem General Lacy zur ersten (erfolglosen) Expedition nach Finnland beigegeben. Er zeichnete sich dann besonders im Kriege gegen Schweden [* 9] 1742 aus, wurde im Siebenjährigen Krieg bei Zorndorf schwer verwundet und konnte daher dem fernern Verlauf des Kriegs nicht beiwohnen.
Peter III. ernannte ihn zum Feldmarschall und übertrug ihm den Oberbefehl in dem gegen Dänemark
[* 10] beschlossenen Krieg; da aber
Browne
unerschrocken den Kaiser auf das Unpolitische und Ungerechte dieses Kriegs aufmerksam machte, wurde er aus dem Reich verbannt,
doch, ehe er abreisen konnte, zum Statthalter von Livland
[* 11] und Esthland ernannt, ein Amt, das er 30 Jahre lang zum Heil jener Provinzen
verwaltete. Einige Jahre später ernannte ihn Kaiser Joseph II. zum Reichsgrafen; die Kaiserin Katharina II. gab ihm trotz seiner
Bitten nicht den Abschied, weil sie ihn nicht entbehren könne. Browne
starb in Riga.
[* 12]
4) Maximilian Ulysses,
Baron de Connus und Mountany, Reichsgraf von, österreich. Feldmarschall, Neffe des vorigen, geb. zu
Basel
[* 13] als der einzige Sohn des Reichsgrafen Ulysses von Browne
(der nach dem Sturz des Königs Jakob II. 1690 aus seinem
schottischen Vaterland auswanderte, in kaiserliche Dienste
[* 14] trat und 1731 starb), trat sehr jung in österreichische Dienste,
zeichnete sich im polnischen Erbfolgekrieg, 1734 in Italien,
[* 15] 1735 in Tirol
[* 16] und im Türkenkrieg 1737-39 aus, ward 1739 in den
Hofkriegsrat berufen und zum Feldmarschallleutnant ernannt und erhielt den Oberbefehl in Schlesien.
[* 17]
Als 1740 Friedrich II. in dieses Land einbrach, mußte sich Browne
nach Mähren
[* 18] zurückziehen, drang dann von
hier aus mit dem Feldmarschall Grafen Neipperg Ende März wieder in Schlesien ein und führte hier in der Schlacht bei Mollwitz
den rechten Flügel, bei Chotusitz in Böhmen unter Karl von Lothringen das Oberkommando. Nach dem Breslauer
Frieden stand er unter Khevenhüller den Franzosen in Böhmen gegenüber und befehligte dann in Italien unter dem Fürsten Lobkowitz
gegen die Spanier. 1745 kommandierte er wieder in Bayern,
[* 19] dann, zum Generalfeldzeugmeister befördert, am Rhein und 1746-48 wieder
in Italien, eroberte Guastalla und Parma,
[* 20] besetzte Genua
[* 21] und drang auf dem erfolglosen Zuge gegen Toulon
[* 22] in
die Provence ein. 1749 zum Gouverneur von Siebenbürgen ernannt, dann mit dem Generalkommando in Böhmen betraut, erhielt er die
Würde eines Feldmarschalls.
Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs an die Spitze des bei Kolin
[* 23] zusammengezogenen Heers gestellt, ward er von
Friedrich II. bei Lobositz nach langem Ringen und beiderseitigen starken Verlusten geschlagen, versuchte
dann, am rechten Ufer der Elbe nach Sachsen
[* 24] vorzudringen und die bei Pirna
[* 25] eingeschlossene sächsische Armee zu entsetzen, was
aber mißlang. Nachdem Friedrich II. Böhmen geräumt hatte, nahm Browne
seine Winterquartiere in Prag.
[* 26] Als er Anfang Februar 1757 nach
Wien
[* 27] kam, um an den Beratungen des Hofkriegsrats über den Plan des nächsten Feldzugs teilzunehmen, fand er bei Hof
[* 28] zwar den ehrenvollsten
Empfang, aber im Rat kein Gehör
[* 29] für seinen Vorschlag, die Offensive zu ergreifen und mit der Hauptmacht den König in Sachsen
anzugreifen. Am in der Schlacht bei Prag, in der unter dem Oberbefehl des Prinzen Karl von Lothringen
durch rasch getroffene Maßregeln die von den Preußen
[* 30] versuchte Überflügelung abwehrte und den ersten Angriff Schwerins mit
großer Tapferkeit zurückschlug, wurde er am Schenkel schwer verwundet. Mit dem geschlagenen österreichischen Heer in Prag
eingeschlossen, aber ungebrochen in seinem Soldatenmut, wie seine Antwort auf die Forderung der Übergabe
Prags darthat, starb er
5) Frances, engl. Schriftste
llerin, geb. zu Stranorlar
in Donegal (Irland), erblindete schon in ihrer Kindheit, lernte aber viel, indem sie an dem Unterricht ihrer Geschwister teilnahm,
und gab 1840 einen Band
[* 31] Gedichte (»Songs of our land«) heraus, die günstig aufgenommen
wurden, und denen 1844 »The star of Atteghei, and other poems« nachfolgte.
Sie lieferte nun Beiträge zum »Athenaeum« und andern Zeitschriften, erhielt auch von der Zivilliste einen kleinen Ehrensold
(20 Pfd. Sterl. jährlich) und siedelte 1847 nach Edinburg
[* 32] über, wo sie an »Chambers' Journal« mitarbeitete
und einen weitern Band Gedichte: »Lyrics and miscellaneous poems« (1847),
sowie verschiedene Erzählungen, z. B. »The Ericksons«, veröffentlichte. Seit 1852 hat sie ¶
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ihren Wohnsitz in London. Ihr eignes Leben beschrieb sie in dem Buch »My share of the world« (1861). Seitdem erschienen noch die Novellen: »The hidden sin« (1865); »Exile's trust« (1869) und »The nearest neighbour, and other stories« (1875).
6) John Roß, amerikan. Reisender und Humorist, geb. 1817 in Irland, kam als Kind mit seinem Vater nach Amerika, [* 34] begann im 18. Jahr sein abenteuerndes Leben mit einer Reise den Ohio und Missisippi abwärts von Louisville nach New Orleans, engagierte sich bei einem Walfischfänger, verließ diesen aber auf der Insel Sansibar, [* 35] um längere Zeit daselbst zu verweilen. Nach seiner Rückkehr bereiste er den größten Teil der Vereinigten Staaten [* 36] Nordamerikas, besuchte Europa, [* 37] den Orient und Afrika [* 38] und sammelte überall Stoff zu interessanten Schilderungen und Skizzen.
Eine seiner ersten Publikationen war: »Etchings of a whaling cruise and whale fishery« (1846),
worin er auch über seinen Aufenthalt auf der Insel Sansibar berichtete;
dann folgte »Yusuf, or the journey of the Frangi« (1853), eine humoristische Frucht seiner Reise durch Palästina. [* 39] Im Auftrag der amerikanischen Regierung durchforschte er die neuen Minendistrikte der Pacificbahn und behandelte die humoristische Seite seiner Forschungsreisen in »Washol« und den »California adventures«.
Ein neuer Aufenthalt in Europa gab ihm Stoff zu den von ihm selbst auch
illustrierten Schriften: »An American family in Germany« (1866) und »The land of Thor« (1867). Im J. 1868 ward Browne
vom Präsidenten
Johnson zum Gesandten in China
[* 40] ernannt, aber schon 1870 durch F. F. Low ersetzt. Browne
kehrte nun in die Vereinigten Staaten zurück,
wo er starb. Er schrieb noch: »Crusoe's island with sketches in California« (1864);
»Mineral resources, west of the Rocky Mountains« (1868);
»Mineral resources of the United States« (mit J. W. ^[James Wickes] Taylor, 1869) und »Adventures in the Apache country« (1869; deutsch von Hertz, Jena [* 41] 1870).
7) Charles Farrar, unter dem Namen Artemus Ward bekannter amerikan. Humorist, geb. zu Waterford in Maine, kam mit 14 Jahren als Schriftsetzer nach Boston, [* 42] wurde später Berichterstatter am »Cleveland Plaindealer« und nach einiger Zeit Redakteur der »Vanity Fair« in New York. Er verfaßte eine Reihe humoristischer Bücher: »Artemus Ward, his book«, »Artemus Ward, his panorama«, »Artemus Ward among the Mormons«, »Artemus Ward among the Fenians«, »Artemus Ward in London« u. a., die großen Anklang fanden.
Den meisten Beifall errang er jedoch mit seinen durch Mutterwitz und trocknen Humor ausgezeichneten Vorlesungen sowohl in Amerika als auch in England, wohin er sich 1866 begeben. Er starb in Southampton an der Schwindsucht. Sein Vermögen bestimmte er zum größten Teil testamentarisch zur Gründung eines Asyls für Buchdrucker und zur Erziehung von verwaisten Buchdruckerkindern. Nach seinem Tod wurde noch »Artemus Ward in England«, mit einer Biographie des Verfassers, veröffentlicht. Seine »Complete works« erschienen illustriert London 1870.
Vgl. Hingston, The genial showman (New York 1870);
Haweis, American humorists (das. 1883).