(engl., spr. bruhm, zuweilen fälschlich Broom geschrieben, franz. Coupé-chaise), Art zweisitzigen Wagens
mit festem, unbeweglichem Verdeck, gewöhnlich
nur mit einem in der Gabeldeichsel eingeschirrten Pferd bespannt,
besonders für Besuche in der Stadt etc. dienend.
(spr. brúh-em, gewöhnlich bruhm), Henry, Baron and Vaux, berühmter brit. Staatsmann und Redner, geb. zu
Edinburg, erhielt seine erste Bildung unter Leitung seines Oheims, des Historikers Robertson, studierte
seit 1793 in Edinburg und machte sich früh durch mathematische und physikalische Arbeiten bekannt, die ihm mit 22 Jahren den
Eintritt in die königliche Gesellschaft der Wissenschaften eröffneten. Gleichzeitig bildete er sich durch Studium der alten
Redner und durch praktische Übung zum Redner und Politiker aus und trat nach längern Reisen auf dem Kontinent
seit 1800 als Rechtsgelehrter und politischer Schriftsteller auf.
Seine Schrift »An inquiry into the colonial policy of the European powers«
(Edinb. 1803, 2 Bde.) ist besonders
gegen den Sklavenhandel gerichtet. Mit einigen Freunden gründete er 1802 die »Edinburgh Review«, die bald einen bedeutenden
Einfluß auf die öffentliche Meinung in Großbritannien gewann; seine darin veröffentlichten Arbeiten
erschienen 1858 in 3 Bänden. 1804 verlegte Brougham seinen Wohnsitz nach London und gewann bald durch sein glänzendes Rednertalent
den Ruf eines der ersten Anwalte der Hauptstadt; zugleich vertrat er gegenüber den von England zur Abwehr des Kontinentalsystems
ergriffenen Maßregeln ruhmvoll, wenn auch erfolglos, die Sache der Handelsfreiheit.
Seit 1810 gehörte er für einen von dem Herzog von Cleveland abhängigen Wahlflecken dem Unterhaus an, wo er für die Abschaffung
des Sklavenhandels und der von England angeordneten Handelsbeschränkungen erfolgreich wirkte. In Liverpool von Canning besiegt,
gehörte Brougham dem Parlament 1812-15 nicht an, erhielt aber danach wiederum für einen dem Herzog von Cleveland
gehörigen Wahlflecken einen Sitz im Unterhaus, dessen Mitglied er seitdem bis zu seiner Ernennung zum Peer verblieb.
Indem er sich zu fortgeschritten liberalen Grundsätzen bekannte, bekämpfte er den Anschluß Englands an die Heilige Allianz
und bemühte sich namentlich, eine Verbesserung der Volkserziehung durchzusetzen. Seine darauf bezüglichen
Anträge drangen zwar nicht durch; doch erwarb er sich im Verein mit gleichgesinnten Männern durch die Stiftung von Kleinkinderschulen
und Bildungsanstalten für Handwerker, durch die Begründung der Gesellschaft gemeinnütziger Kenntnisse und durch seine vortreffliche
Schrift »Practical observations upon the education of the people« (Lond.
1825, deutsch von Klöden), die in mehr als 30 Auflagen Gemeingut des britischen Volkes geworden ist, große Verdienste um die
allgemeine Bildung.
Sein hervorragendes Rednertalent bewies er namentlich 1820, als er die Prinzessin von Wales (Karoline von Braunschweig) im Oberhaus
verteidigte. 1825 wurde Brougham Lordrektor der Universität Glasgow, und 1826 trug er wesentlich zur Gründung
der Londoner Universität bei; auch trat er 1828 und 1829 für die Emanzipation der Katholiken ein. Sein letzter Triumph im Unterhaus
war sein Antrag auf Verbesserung der britischen Gesetzgebung und Rechtspflege. Als 1830 das Toryministerium Lyndhurst-Wellington
gefallen war und Graf Grey an die Spitze des Ministeriums trat, ward Brougham (22. Nov.) unter dem Titel
Baron and Vaux zum Peer erhoben und zum Lordkanzler ernannt. Als solchem fiel ihm die Vertretung der Reformbill im Oberhaus zu,
und wesentlich durch sein Verdienst ward sie hier durchgemacht; außerdem
mehr
aber entfaltete er durch Reformen in der Gerichtsverfassung und dem Strafrecht eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit, für
die er große persönliche Opfer brachte, indem er von seinem eignen Einkommen 7000 Pfd. Sterl. jährlich aufgab. Als im November 1834 das
Ministerium Melbourne zurücktrat und die Tories zur Regierung berufen wurden, nahm auch Brougham seine Entlassung.
Melbourne wurde 1835 wieder an die Spitze des Kabinetts gestellt, aber Brougham, der sich durch einige Indiskretionen das Mißfallen
der Häupter der Whigs und des Königs zugezogen hatte, ward in dasselbe nicht aufgenommen und blieb seitdem, ohne mit Whigs
oder Tories gemeinsame Sache zu machen, ein einflußreiches, unabhängiges Mitglied des Oberhauses.
Dabei ließ er es freilich oft genug an Konsequenz fehlen. Während er einerseits die Abschaffung der Kornzölle und weitere
Ausdehnung des Wahlrechts befürwortete, bekämpfte er anderseits eine Reform der Universitäten Oxford und Cambridge. Die französische Revolution
von 1848 begrüßte er anfangs mit Freuden und stellte sogar an den Justizminister Crémieux die Frage,
ob er auf Grund seines Landbesitzes im südlichen Frankreich, wo er sich während der Parlamentsvakanzen aufzuhalten pflegte,
als Bürger der neuen Republik aufgenommen werden könne; bald aber kam er von dieser Ansicht zurück, und in seinem »Schreiben
an den Marquis von Landsdowne« (1849) verurteilte er die Februarrevolution und ihre Urheber in den herbsten
Ausdrücken.
Umgekehrt ward er aus einem entschiedenen Gegner später ein warmer Verteidiger der Weltindustrie-Ausstellung von 1851. Weitere
Inkonsequenzen waren, daß er, der Verteidiger der Freiheit, 1850 den Zaren als den Retter der Gesellschaft pries, und daß
er, der die Abschaffung des Sklavenhandels so eifrig befürwortet hatte, im nordamerikanischen Sezessionskrieg
seine Sympathien für die Südstaaten nicht verhehlen konnte. Persönliche Gereiztheit und eine gewisse Exzentrizität des Charakters
mögen solche Widersprüche teilweise erklären. Er starb in Cannes, worauf, da er keine männlichen Nachkommen hatte,
die Peerswürde auf seinen Bruder William überging. Von seinen Schriften nennen wir: »The British constitution,
its history and working« (1844; 3. Aufl., Lond. 1868);
»Sketches of statesmen of the time of George III.« (das. 1859),
denen
sich die »Lives of men of letters and science, of the time of George III.« (das. 1872) anschließen.
Weniger bedeutend sind
die »Dialogues on instinct« (Lond.
1853). In allen diesen Werken, so reich sie auch an schätzbaren einzelnen Gedanken sind, herrscht doch das Gelegentliche,
auf bestimmte Fälle und Umstände Berechnete zu sehr vor. Als Redner dagegen, zumal als gerichtlicher Redner, steht in erster
Reihe; selbst Canning übertraf er durch größere Belesenheit und tiefere Kenntnisse. Gesammelt erschienen
seine Reden in 4 Bänden (»Speeches at the Bar and in Parliament«, Edinb. 1845). Seit er zurückgezogen vom öffentlichen Leben
im südlichen Frankreich lebte, beschäftigte er sich vielfach mit physikalischen Untersuchungen, die er in den »Tracts;
mathematical and physical« (2. Aufl., Lond. 1860) veröffentlichte.
Eine Sammlung seiner Schriften: »Critical, historical and miscellaneous works«, wurde von ihm selbst herausgegeben
(1857, 10 Bde.; neue Ausg. 1872, 11 Bde.).
Nach seinem Tod erschien sein autobiographisches Werk: »Life and times of Lord Brougham« (Lond. 1871, 3 Bde.),
das großes Aufsehen erregte, u. eine neue Ausgabe des ihm zugeschriebenen Romans »Albert Lunel« (1872).
Vgl. Campbell, Lives of Lord Lyndhurst and Lord Brougham (Lond. 1869).