Handelsstadt im östlichen
Galizien, liegt unweit der russischen
Grenze in einer waldumkränzten
Ebene, an der
Karl-Ludwigsbahn (Anschluß an die nach
Kiew
[* 3] führende russische Südwestbahn), hat sich infolge der häufigen
Feuersbrünste, namentlich der letzten von 1867, fast ganz umgestaltet und besitzt nunmehr gut gepflasterte und reinliche
Straßen mit stattlichen, meist aus Ziegelsteinen erbauten
Häusern. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören 3 russisch-griechische
und 1 kath.
Kirche, eine sehenswerte
Synagoge u. ein
Theater.
[* 4]
Das altertümliche
Schloß birgt eine reichhaltige
Bibliothek und ist, wie auch teilweise die Stadt selbst,
von
Wällen umgeben. Die
Bevölkerung
[* 5] zählt (1880) 20,071 Einw., davon 15,316
Juden, und ist gegen früher zurückgegangen,
was seinen
Grund in der Abnahme des ehemals sehr bedeutenden Transithandels hat. Vom an ist auch der seit 1780 bestandene
Zollausschluß Brodys aufgehoben und die Stadt dem allgemeinen Zollgebiet einverleibt worden. Immerhin
ist der
HandelBrodys noch ein ziemlich bedeutender, insbesondere in
Getreide,
[* 6] Vieh,
Holz,
[* 7]
Sensen, Manufaktur- und Schnittwaren,
Pelzwerk,
[* 8]
Borsten,
Federn,
Kurzwaren u. a. Die gewerbliche
Industrie ist durch eine Flachsspinnerei,
Bier- und
Branntweinbrennereien
und Kürschnerei vertreten. hat ein k. k. Oberrealgymnasium
und eine jüdische Hauptschule; es ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, einer Finanzbezirksdirektion,
eines
Hauptzollamtes und einer
Handelskammer. Im nahen Dorf
Alt-Brody (1590 Einw.) befinden sich eine Dampfmühle, Bierbrauerei,
[* 9] Paraffinkerzen-,
Rum-,
Likör- und Spodiumfabrik. Brody wurde 1684 von dem
WoiwodenStanislaus Zolkiewski gegründet und bereits 1779 zur
freien Handelsstadt erhoben.
1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1879,29 qkm, (1890) 130 707 (64
302 männl. und 66 405 weibl.)
E., darunter 25 486 Katholiken, 79 098 Griech.-Unierte, 353 Armenisch-Orientalische und 25 740 Israeliten;
ferner 18 609 Häuser und 26 702 Wohnparteien in 103 Gemeinden mit 285 Ortschaften und 97 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke
Brody, Lopatyn und Załosce. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Brody, 90 km nordöstlich
von Lemberg,
[* 10] unfern der russ. Grenze des ehemaligen Volhynien, in einer waldumgrenzten, sumpfigen Ebene,
an der Zweiglinie Krasne-Brody (42 km) der ehemaligen Galiz.
Karl-Ludwigsbahn, jetzt Österr. Staatsbahn, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (630 qkm, 42 Gemeinden, 117 Ortschaften, 37 Gutsgebiete, 62 927 E.),
einer Finanzbezirksdirektion, eines Hauptzoll-, eines Steueramts- und einer Handels- und Gewerbekammer,
hat (1890) 17 534 meist deutsche E., darunter zwei Drittel Israeliten, in Garnison (519 Mann) das 30. galiz.-bukowin. Feldjägerbataillon
und die 2. Eskadron des 13. galiz. Ulanenregiments «GrafNostitz-Rieneck»; Post, Telegraph,
[* 11] fünf Vorstädte, breite Straßen,
meist steinerne, mit Blech eingedeckte Häuser, mehrere Marktplätze, wie den Ring-
[* 12] oder Altmarkt, den
Schloß- und Neumarkt, ein altes Schloß mit Garten,
[* 13] das dem Grafen Młodecki gehört, und drei Hauptkirchen, eine hübsche
Synagoge, ein Staats-Oberrealgymnasium, eine höhere Mädchenschule, eine kath. und eine
israel.
Hauptschule, ein Armen- und ein Krankenhaus
[* 14] und ein israel. Hospital; ferner eine Dampfmühle und Garnspinnerei. Brody ist die erste
Handelsstadt Galiziens und bildet im Verkehr den großen Tauschplatz zwischen Österreich-Ungarn
[* 15] und Rußland.
Über 20 Groß- und mehr als 200 kleinere Handlungen, fast nur in israel. Händen, betreiben Geschäfte in Getreide, Pelzwerk,
Wolle aus Rußland, Baumwolle,
[* 16] Seidenwaren, oberösterr. Sensen, Leder, Juwelen und Perlen, Borsten und Federn. - Brody wurde 1584 von
dem Woiwoden Stanislaus Zolkiewski gegründet, 1684 zur Stadt erhoben und war 1779-1879 Freihandelsstadt.
Nach der Aufhebung des Freihandels hat der Handel gelitten und seit der Eisenbahnverbindung über Tarnopol auch der Handel von
Rohprodukten mit Rußland abgenommen.