Brockhaus,
Friedrich Arnold, der Begründer einer der größten Buchhandlungen Deutschlands, geb. zu Dortmund, errichtete, nachdem er in Düsseldorf seine Lehrzeit als Kaufmann vollendet und sich dann behufs wissenschaftlicher Fortbildung seit 1793 etwa anderthalb Jahr in Leipzig aufgehalten hatte, 1795 in seiner Vaterstadt eine Manufakturwarenhandlung, mit der er 1802 nach Amsterdam übersiedelte. Doch gab er dieselbe infolge der Kontinentalsperre bald auf und errichtete dafür 1805 eine deutsche Buchhandlung, zuerst unter der Firma »Rohloff u. Komp«, welche später in »Kunst- und Industrie-Comptoir« umgeändert wurde.
Das Geschäft gewann sowohl für Verlag als für Sortiment bald an Bedeutung, hatte aber unter den Zeitverhältnissen empfindlich zu leiden. Dies und Familienereignisse veranlaßten Brockhaus, sein Verlagsgeschäft nach Deutschland zu verlegen, wogegen das Sortimentsgeschäft an Johannes Müller in Amsterdam überging. Nachdem er kurze Zeit in Leipzig verweilt hatte, ließ er sich 1810 in Altenburg nieder, wo er auch 1814 die Firma »F. A. Brockhaus« annahm. Hier war es vor allem das bereits 1808 von
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ihm angekaufte Löbelsche »Konversations-Lexikon« (s. d.), für welches er den größten Teil seiner Thätigkeit und seiner Mittel aufwandte, und das er mit der Zeit aus seine spätere Ehrenstelle erhob. Zugleich zog er die politischen Interessen mit in den Kreis seines Wirkens und nahm durch die »Deutschen Blätter« (Altenb. 1813-16) sowie später durch Okens »Isis« nicht unbedeutenden Anteil an den Hauptbewegungen der Zeit. Der Umfang und die Wichtigkeit, welche sein Geschäft durch diese und andre Unternehmungen in wenigen Jahren gewonnen hatte, bewogen ihn, 1817 nach Leipzig zu ziehen, wo er 1818 neben seiner Buchhandlung eine eigne Buchdruckerei errichtete und sein Ansehen und Einfluß von Jahr zu Jahr stiegen.
Die freisinnige Richtung seines Verlags zog ihm manche Unannehmlichkeiten zu; so verfügte von 1821 an die preußische Regierung eine Rezensur seines Verlags. Brockhaus' Hauptunternehmen, zum Teil noch vor seiner Übersiedelung nach Leipzig begonnen, waren unter andern: die »Zeitgenossen« (seit 1816),
das »Litterarische Konversationsblatt« (seit 1820),
»Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Litteratur« (seit 1819),
»Isis« (seit 1817) und andre Zeitschriften, das Taschenbuch »Urania« (seit 1810) nebst vielen andern großartigen Verlagswerken. Brockhaus starb Sein ältester Sohn, Friedrich, geb. zu Dortmund, übernahm mit seinem Bruder Heinrich gemeinschaftlich das väterliche Geschäft und leitete namentlich die Druckereien der Anstalt, die durch ihn bedeutend erweitert und verbessert wurden. Heinrich, geb. zu Amsterdam, besorgte die buchhändlerische Geschäftsführung der Anstalt. Vermehrt hat er den Verlag mit Raumers »Historischem Taschenbuch«, Gersdorfs »Repertorium der gesamten deutschen Litteratur«, mit der »Allgemeinen Bibliographie für Deutschland«, mit dem »Pfennigmagazin« sowie mit der »Leipziger Allgemeinen Zeitung« (später »Deutschen Allgemeinen Zeitung«),
mit den »Unterhaltungen am häuslichen Herd« von Gutzkow, dem »Deutschen Museum« von Rob. Prutz u. a. m. Eine wichtige Erweiterung erhielt das Geschäft durch den 1827 erfolgten Ankauf des Gräfeschen Kommissionsgeschäfts und die in Gemeinschaft mit G. H. Friedlein und E. Avenarius 1837 unternommene Begründung einer Buchhandlung für deutsche und ausländische Litteratur unter der Firma und Avenarius« in Paris und Leipzig, die teils 1844 in Paris verkauft, teils 1850 mit der Firma »F. A. Brockhaus« vereinigt ward und seit 1856 die Firma »F. A. Brockhaus' Sortiment und Antiquarium« führt, unter welcher sie den internationalen Litteraturaustausch in umfassendster Weise fordert.
Von Wichtigkeit war ferner der Ankauf der seit 1693 in Leipzig bestehenden Gleditschischen Buchhandlung, deren Hauptverlagswerk, der »Allgemeinen Encyklopädie« von Ersch und Gruber, größere Unterstützung und dadurch die Gewißheit der Beendigung zu teil wurde. Friedrich Brockhaus trat 1850 aus dem Geschäft und starb in Dresden. Heinrich Brockhaus (gest. der die gesamte Geschäftsführung übernommen hatte, nahm seine Söhne Heinrich Eduard Brockhaus (geb. im J. 1854 und Heinrich Rudolf Brockhaus (geb. im J. 1863 als Teilhaber in das Gesamtgeschäft auf, das in großartiger Weise alle Zweige der buchhändlerischen Thätigkeit und graphischen Künste vereinigt und zu den ausgedehntesten Anstalten in Deutschland gehört. Der Brockhaussche Verlagskatalog enthielt bis Ende 1882 ca. 3500 Werke.
Vgl. Eduard Brockhaus, Friedr. Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern Aufzeichnungen geschildert (Leipz. 1872-81, 3 Bde.).