Museum (engl. BritishMuseum), ein großartiges Nationalinstitut in
London,
[* 2] das verschiedenartige, ebenso
ausgedehnte wie reichhaltige wissenschaftliche und artistische Sammlungen enthält. Wie so manche Anstalt ähnlicher Art,
verdankt auch dieses
Museum seineGründung dem
Gemeinsinn eines
Bürgers.
SirHansSloane (s. d.), der mit
einem Aufwand von 50,000 Pfd. Sterl. eine naturwissenschaftliche Sammlung zu stande gebracht
hatte, verfügte testamentarisch, daß dieselbe der
Regierung für 20,000 Pfd. Sterl. angeboten werden solle.
Das
Parlament nahm dieses
Vermächtnis noch im Todesjahr
Sloanes (1753) an und betraute einen
Ausschuß von
Vertrauensmännern (Trustees of the British
Museum) mit
Aufstellung der Sammlungen und
Verwaltung der zur
Verfügung gestellten
Gelder. Diese Trustees erwarben
Montague-Haus für 10,240 Pfd. Sterl., und die seitdem zu so ungeheurem
Umfang angeschwollene
Sammlung wurde dem
Publikum eröffnet. Damals bildete das
Museum nur drei Abteilungen (Druckschriften,
Handschriften und naturgeschichtliche Abteilung), aber das rasche Anwachsen der Sammlungen, teils infolge von Vermächtnissen,
teils infolge von Ankäufen, veranlaßte die Trustees, neue Abteilungen zu gründen (so diejenige für
Altertümer 1801, für
Botanik 1823 etc.), und als die beschränkten Räumlichkeiten des alten
Montague-Hauses die immer reichlicher zusammenfließenden
Schätze nicht mehr zu fassen vermochten, schritt man zum
Bau eines ganz neuen
Museums.
Dieser Neubau wurde 1823-57 nach den
PlänenSirRobert Smirkes und (soweit es die Lesehalle betrifft) des jüngern
Sidney Smirke
ausgeführt. Das jetzige
Museum nimmt die
Stelle des alten
Montague-Hauses wieder ein. Die Hauptfassade ist 82 m lang und mit 44 ionischen
Säulen
[* 3] verziert. Das
Giebelfeld des
Portikus, zu dem eine 38 m breite Freitreppe hinanführt, ist mit
Skulpturen
R.
Westmacotts verziert, welche den Entwickelungsgang der Menschheit in
Künsten und
Wissenschaften darstellen sollen. Im innern
Hof
[* 4] des ein
Viereck
[* 5] bildenden
Baues wurde nach dem
VorschlagThomasWatts' 1854-57 die neue Lesehalle errichtet,
ein großartiger Rundbau von 42,6 m
Durchmesser und mit einer 32,3 m hohen
Kuppel.
Diese Lesehalle ist vorwiegend in
Eisen
[* 6] ausgeführt, mit Luftheizung versehen und luxuriös eingerichtet. Die
Wände bis unter
die
Kuppel sind zur
Ausstellung von
Büchern verwendet, und drei leicht gebaute
Galerien ermöglichen den Zutritt zu denselben.
Sie steht Lesern von frühmorgens bis 8
Uhr
[* 7] abends offen und ist elektrisch beleuchtet. Die innere Einrichtung
des
Museums macht den
Eindruck britischer Wohlhabenheit und Einfachheit. Für den Mangel an Wandgemälden und
Verzierungen,
wie sie z. B. das
Berliner
[* 8]
Museum auszeichnen, bieten der hohe künstlerische Wert eines großen Teils der Sammlung und
der
Geschmack, der im ganzen Gebäude zur Geltung gebracht worden ist, hinreichende
Entschädigung.
Mit der Zeit wuchsen die Sammlungen in solchem
Maß an, daß es notwendig wurde, entweder neue
Räume zu schaffen, oder dieselben
zu trennen. Man entschied sich für letzteres, und seit 1882 haben die naturwissenschaftlichen Sammlungen in einem
in
SouthKensington errichteten Neubau eine würdige
Heimat gefunden. Diese neue Anstalt steht unter derselben
Verwaltung wie
das alte
Museum. Seit
Gründung des
Museums sind an 6 Mill. Pfd. Sterl. auf dasselbe verwendet worden, wobei der enorme
Wert derGeschenke noch nicht mit in
Anrechnung gebracht ist. In jüngerer Zeit belaufen sich die regelmäßigen
Jahresausgaben auf 138,000 Pfd. Sterl., wozu noch Bewilligungen für besondere
Anschaffungen und Baukosten kamen.
Die Anzahl der Besucher wechselt je nach den
Jahren ungemein.
In den Ausstellungsjahren 1851 und 1862 erreichte sie ihren Höhepunkt
mit 2,524,754 und 895,077
Personen, wobei die Besucher der Lesezimmer ausgeschlossen sind. Was die
Verwaltung
betrifft, so nimmt ein Teil der Trustees seine
Stellungex officio ein, teilweise vertreten sind die
FamilieSloane,
Cotton, Harley,
Townley,
Elgin und P.
Knight, denen das
Museum große
Schenkungen verdankt, teils werden sie auf Lebenszeit gewählt.
diejenigen von Harley und Cotton hervorzuheben. Jetzt beträgt der jährliche Zuwachs 30,000 Bände, und die noch vorhandenen
Lücken sucht man so gut wie möglich auszufüllen. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen sind seit den TagenCooks undVancouvers
durch englische Reisende in allen Teilen der Welt bereichert worden. Die Altertümersammlung enthält die unschätzbaren
Elgin Marbles vom Parthenon (1816 für 35,000 Pfd. Sterl. angekauft), Sir W. Hamiltons Vasensammlung, die Townley Marbles. Den
Grund zur Sammlung orientalischer Altertümer bilden die 1801 von Abercromby aus Ägypten
[* 12] gebrachten Schätze (worunter der berühmte
Stein von Rosette); sie sind in jüngster Zeit namentlich durch die von Layard, Rawlinson, Birch u. a. in
Assyrien und Babylonien erworbenen Gegenstände bereichert worden.
Vgl. Cowtan, Memories of the British Museum (Lond. 1871).
Museum (engl. BritishMuseum), ein großartiges Institut in London, das Nationaleigentum ist und ebenso ausgedehnte
wie wertvolle wissenschaftliche Sammlungen umfaßt, namentlich eine Bibliothek voll Druckwerken und Handschriften und eine
Galerie von Statuen und Altertümern. Es wurde 1753 durch Parlamentsakte begründet, infolge einer letztwilligen Bestimmung
des in demselben Jahre verstorbenen SirHans Sloane, der seine Testamentsvollstrecker verpflichtet hatte,
sein Museum und seine Bibliothek für 20000 Pfd. St. zuerst dem engl. Volke, und im Falle der Ablehnung nacheinander den Akademien
zu Petersburg,
[* 13] Paris,
[* 14] Berlin
[* 15] und Madrid
[* 16] anzubieten.
Das Parlament nahm das Anerbieten dankbar an und erwarb weitere Sammlungen, zu welchem Zwecke man mittels
Lotterie die Summe von 100000 Pfd. St. aufbrachte. Davon wurden ungefähr 10000 Pfd.
St. auf den Ankauf des glänzenden Montague-House in Great-Russell-Street in London verwandt, das zur Aufnahme der Sammlungen
eingerichtet wurde. Die Anstalt wurde 1759 dem Publikum geöffnet. Wegen des gewaltigen Zuwachses, wie ihn 1801 Georgs III.
Sammlung ägypt. Altertümer, 1805 die Townley Marbles, 1816 die Elgin Marbles, 1823 Georgs III. Bibliothek brachten, begann
man 1823 den Bau eines neuen großartigen Gebäudes in griech. Stil nach den Entwürfen des ArchitektenSir Robert Smirke, das,
allmählich erweitert, endlich, nach Abtragung des alten Montague-House, 1847 mit einer prächtigen Façade
von 44 ion. Säulen an der Great Russell-Street seinen Abschluß erhielt.
Der Neubau, in der Hauptsache aus zwei Stockwerken und einem Unterbau bestehend, schloß anfangs einen rechteckigen leeren
Raum ein, der 1855-57 durch eine neue Lesehalle (reading room) und Bibliotheksräume ausgefüllt wurde. Dieser Centralbau
ward nach den PlänenSidney Smirkes, des Bruders und Nachfolgers von Sir Robert, ausgeführt. Doch wurden
bei dem raschen Wachstum des Museums bald auch diese Räumlichkeiten zu eng. Die Sammlung der Altertümer mußte teilweise
in hölzernen Verschlagen zwischen den Säulenstellungen der Façade, Teile der ethnogr. Sammlung in einem besonders dazu
gemieteten Lokal in Westminster untergebracht werden. So bewilligte 1873 das Parlament 80000 Pfd.
St. für den Bau eines neuen Museums in South-Kensington (s. London), in das 1880-82 die naturgeschichtlichen Sammlungen übergeführt
wurden.
Den Stamm der Bibliothek gedruckter Werke bildet die Sammlung von SirHans Sloane, ungefähr 50000 Bände. Diese hatte sich 1821 bereits
auf etwa 116000, 1838 auf 235000, 1849 auf 435000, 1864 auf 720000 Bände vermehrt; 1875 wurde sie auf 1 200000,
gegenwärtig auf 1 600000 Bände geschätzt. Längere Zeit hindurch war die Vermehrung der Bibliothek des Museums nur durch
Hinzufügung ganzer Sammlungen erfolgt. Bereits 1757 machte ihr Georg II. die Bibliothek zum Geschenk, die
die Könige von England seit Heinrich VII. angesammelt hatten; 1799 kam
¶
mehr
durch Vermächtnis die Bibliothek C. M. Cracherodes hinzu, 1815 wurden die Büchersammlungen des BaronsMoll in München
[* 18] und Burneys
des Ältern, 1816 die Ginguenés und Burneys des Jüngern angekauft. Weitaus die wichtigste Vermehrung erhielt das Museum 1823 durch
die 65000 Bände zählende BibliothekGeorgs III., die er während seiner 60jährigen Regierung mit einem
jährlichen Aufwande von ungefähr 2000 Pfd. St. gesammelt hatte. Seitdem kamen hinzu 1827 durch
Vermächtnis die Bibliotheken von SirJosephBanks, bestehend aus 16000 Bänden meist naturgeschichtlicher Werke, und 1847 die
vonThomas Grenville, 20000 Bände stark und besonders reich an älterer span. und ital.
Litteratur sowie an ältern Reisewerken.
Einen ganz andern Charakter gewann die Bibliothek des Museums, seit sie, von 1838 an, durch großartige Ankäufe planmäßig
ergänzt und erweitert wurde. Während sie früher in einzelnen Litteraturgebieten ebenso arm wie in andern reich war, zeigte
sie von nun an immer mehr ein durchaus allseitiges Gepräge. Von amerikanischen in engl.
Sprache
[* 19] gedruckten Büchern besitzt die Bibliothek des Museums mehr als selbst die größten Bibliotheken der Vereinigten Staaten,
[* 20] und auch die in Australien
[* 21] erschienenen Drucke sind mit ziemlicher Vollständigkeit vertreten, sowie viele deutsche Unica
und Seltenheiten. Schon seit ihrer Gründung erhielt die Anstalt das Recht, von jedem Buche, das auf den
brit. Inseln zur Veröffentlichung gelangt, die Einsendung eines Freiexemplars zu verlangen; aber dieses Recht wurde bis 1818 sehr
nachlässig, bis 1850 wenigstens nicht streng geübt. Dennoch besitzt das in Britisches Museum Bezug auf engl. Litteratur die vollständigste
Sammlung.
Die ältern Teile der Bibliothek sind in einer Reihe von 12 Sälen aufgestellt, von denen 4 die durch Geschenke
an das Museum gekommenen Sammlungen (von Cracherode,Banks, Grenville und Georg II.) umfassen. Die BibliothekGeorgs III. erfüllt
eine imposante Galerie von 92 m Länge und 12 m Weite. Hier und im Grenville-Saal ist eine reiche Auswahl bibliogr. Seltenheiten
ausgelegt. Zwei besondere Säle umfassen die hebr. Bibliothek von 9000 und die chines. Bibliothek von fast 20000 Bänden.
Alle neuern Erwerbungen seit 1848 sind in den neuen, auf 800000 Bände eingerichteten Räumen untergebracht, welche die Lesehalle
umgeben. Die Lesehalle selbst, der Kern des ganzen Gebäudes, bildet einen durch 20 große Fenster und
nach Eintritt der Dunkelheit elektrisch erleuchteten, sowie mit Luftheizung versehenen, vortrefflich gelüfteten und reich
ausgestatteten Rundsaal mit mächtiger Glas- und Eisenkuppel von 43 m Durchmesser und 32 m Höhe, der 70000 Bände enthält
und alle Einrichtungen, Hilfsmittel und Bequemlichkeiten für mehr als 300 Leser bietet.
Dieser Bau kostete 150000 Pfd. St. Der Zutritt ist mit einer vom Oberbibliothekar
ausgestellten Karte gestattet, die gegen schriftliche Eingabe verabfolgt wird. Die Leser können eine Sammlung von ungefähr 20000 Hand-
und Nachschlagebüchern, die in der Halle
[* 22] selbst aufgestellt ist, nach Belieben benutzen (vgl. List of the books of reference
in the reading room of the British Museum, 3. Aufl., Lond. 1889; Catalogue of books placed
in the British Museum, ebd. 1886). Der alphabetische Hauptkatalog des Museums (in etwa 2000 Bänden) ist zur freien Benutzung
im Mittelpunkte des Leseraums aufgestellt.
KeinBuch oder Manuskript darf vom Leser mit nach Hause genommen werden. Seit 1882 (s. Garnett, R.) ist
man damit beschäftigt, einzelne Abteilungen dieses Katalogs drucken zu lassen («British Museum Catalogue of printed books»,
Lond. 1882 fg.). Während der Hauptkatalog im allgemeinen nur die Verfasser alphabetisch aufzählt,
macht eine Anzahl von Specialkatalogen (subject catalogoues) mit den in jedem Fach erschienenen Hauptwerken bekannt. Der
neueste ist der von Fortescue 1891 herausgegebene «Subject
index of the modern works added to the library of the in Britisches Museum the years 1885-90».
In derselben Weise wie die Bücher werden die Handschriften, mit Ausnahme einiger weniger ganz besonders wertvoller, an die
Besucher der Lesehalle in einem eigens dafür hergerichteten Raume verabfolgt. Der Manuskriptenschatz
des Museums ist aus 9 verschiedenen Privatsammlungen und den durch Ankauf (besonders seit 1827) erworbenen Handschriften
zusammengesetzt. Die erstern umfassen die Sloanesche Sammlung von 4000 Bänden, die unschätzbare Cottonsche von 900, die
Harleysche von 7639, die alte königl. Sammlung (Georgs II.) von 1950, die neue königl. Sammlung (Georgs
IV.) von 438 Bänden, endlich die Sammlungen von Lansdowne, Hargrave, Burney und Arundel, zusammen mit 2818 Bänden.
Hierzu kommen noch die Egerton-Sammlung (durch Ankauf seit 1829 aus dem Egerton-Fund entstanden), die 1873 bereits 2510 Bände
zählte, und die allmählich hinzugekommenen «Additional manuscripts», deren Zahl 1873 27 900 betrug und
seitdem durch neue Ankäufe beständig vermehrt wurde. Außerdem besitzt die Anstalt noch eine Sammlung von 33000 Urkunden
und Dokumenten. Besonders reich ist das Museum an Handschriften für die Geschichte Englands und die ältere engl.
und franz. Litteratur; doch giebt es kein Gebiet der Geschichte oder Litteratur, das nicht
durch einzelne wertvolle handschriftliche Werke vertreten wäre.
Unter den 6-7000 orient. Handschriften finden sich mehr als 1000 Bände arabische und etwa ebensoviel persische; die aus den
Klöstern an den Natronseen stammende syr. Sammlung umfaßt in 620 Bänden mehr als 1200 verschiedene Schriften. Nach der abessin.
Expedition von 1867 wurde eine beträchtliche Anzahl äthiopischer in Magdala gefundener Handschriften
hinzugefügt. Das Juwel des ganzen Handschriftenschatzes ist der berühmte, aus dem 5. Jahrh.
stammende Codex Alexandrinus der Heiligen Schrift, der Karl I. vom Patriarchen von Konstantinopel
[* 23] geschenkt ward. Von kleinern
ist die Handschrift von Aristoteles' Schrift über AthensVerfassung (1891 entdeckt) zu nennen.
Die Antiquitätensammlung zerfiel bis vor kurzem in drei große Abteilungen: in die ägyptisch-assyrische,
die griechisch-römische oder klassische und die Abteilung für brit. und mittelalterliche Altertümer und für Ethnographie.
[* 24] 1879-80 wurden diese vermehrt durch die vorher in dem India-Museum aufbewahrte merkwürdige Sammlung ind. Antiquitäten.
Die Ägyptische Sammlung, die eine Galerie von 92 m Länge und mehrere kleinere Räume erfüllt, besteht
aus Denkmälern, die 1801 durch die Kapitulation von Alexandria von der franz. Armee überlassen wurde, aus Ankäufen aus den
Sammlungen von Athanasi, Salt und Sams und aus Geschenken des verstorbenen Herzogs von Northumberland u. a. Sie
¶
mehr
besitzt wertvolle Denkmäler kolossaler Plastik, den berühmten Stein von Rosette und die Tafeln von Abydos, sowie eine große
Sammlung von Mumien, darunter die des Königs Mykerinos, des Erbauers einer Pyramide. Die Gesamtzahl der in ihr enthaltenen
Gegenstände beträgt mehr als 10000. Die Assyrische Sammlung, in einer großen und mehrern kleinern
Galerien zur Seite der ägyptischen aufgestellt, ist ohne Vergleich die bedeuteudste Europas. Sie besteht aus den Statuen und
Basreliefs, die 1847-50 und 1851-56 durch Layard, Rassam und Loftus in den altassyr. Königspalästen zu Nimrud und Kujundschik
ausgegraben wurden, ferner mit Inschriften bedeckten Obelisken und einer großen Anzahl kleinerer Gegenstände in
Elfenbein, Glas
[* 26] (die Vase der Sargina). Neuerdings wurde sie vermehrt durch die Ausgrabungen des berühmten Assyriologen GeorgeSmith 1873-75.
Die Griechisch-römische Sammlung erfüllt 12 Räume. Sie umfaßt die «Phigalian Marbles» vom Apollotempel zu Phigalia (erworben
1815),
die «Elgin Marbles», hauptsächlich die Bildwerke des Phidias vom Parthenon zu Athen
[* 27] (angekauft 1816),
die «Xanthian» oder «Lycian Marbles», die durch Sir Charles Fellows 1842-46, vom Harpyiendenkmal zu Xanthos in Kleinasien nach
London gebracht wurden, die 1856-58 von Charles Newton an den Resten des alten Mausoleums zu Halikarnassos ausgegrabenen «Halicarnassian
Marbles», eine vom Herzoge von Saint-Albans (1871-72) in Rhodus und Kreta veranstaltete Sammlung von Inschriften
und Skulpturen, und in einem Anbau zu der Elgin-Galerie die berühmten Säulentrümmer, Skulpturen und Inschriften von dem Dianatempel
und dem Augusteum in Ephesus, deren Entdeckung (1869-71) dem unermüdlichen Eifer Woods, eines Beamten des Britisches Museum, zu danken
ist.
Der übrige Teil der Sammlung klassischer Altertümer, aus der Zeit der röm. Kaiser herrührend, umfaßt
mehrere berühmte Kunstwerke, wie die Venus von Ostia, den Diskoswerfer
[* 28] des Myron, die sog. Klytia, den Dornauszieher, und ist
in der Hauptsache aus der Townley-Galerie entstanden, die 1805 den Erben Charles Townleys abgekauft und die Veranlassung zur
Errichtung einer eigenen Abteilung für Altertümer am Britisches Museum wurde. Die Sammlung röm.
Bildwerke erhielt 1864 eine beträchtliche Vermehrung durch Ankauf eines Teils der im PalastFarnese zu Rom
[* 29] aufgestellten dem
Exkönig von Neapel
[* 30] gehörigen Altertümer.
Eine andere wichtige Erwerbung bildete die 1872 angekaufte Castellani-Sammlung antiker Gemmen
[* 31] und Goldschmiedearbeiten, durch
deren Zuwachs das Britisches Museum gegenwärtig die reichhaltigste Sammlung dieser Art besitzt. 1880 wurde
eine Anzahl alter Vasen
[* 32] und Skulpturfragmente von Cypern
[* 33] gewonnen. Die Vasensammlung des Britisches Museum gilt für die schönste
in Europa.
[* 34] Ihre Grundlage bildet die berühmte, 1782 angekaufte Sammlung etrusk. VasenSir William Hamiltons, die, durch Ankäufe
ansehnlich vermehrt, 1856 durch die Sammlung Sir William Temples einen beträchtlichen Zuwachs erhielt.
Die berühmte Portlandvase
[* 35] ist nicht Eigentum des Britisches Museum, sondern nur von ihrem Eigentümer hergeliehen.
DicAbteilung für britische und mittelalterliche Altertümer und für Ethnographie wurde 1866 gegründet und hat unter ihrem
jetzigen Vorstand, Äugustus Franks, einen ungemeinen Aufschwung genommen. Sie besteht jetzt 1) aus einer
großen Sammlung von Altertümern der Stein- und Bronzeperioden aus den
verschiedenen TeilenGroßbritanniens, des ältern Eisenalters
und der röm. und altsächs. Perioden; diese Objekte sind in besondern Räumen arrangiert. Zum bessern Verständnis sind auswärtige
Antiquitäten ebenfalls in diese Serien eingereiht, mit Ausnahme der römischen nicht brit. Gegenstände, die, wie in
andern Museen, mit griech. Altertümern vereint sind. Die wertvollste Sammlung in der auswärtigen
prähistor. Serie sind die Objekte von den franz. Höhlen der Renntier-Periode, welche durch H. Christy und E. Lartet zusammengebracht
und später durch Peccadeau de l'Isle und den Vicomte de Lastic vermehrt wurden.
2) Aus der mittelalterlichen Sammlung, die eine Reihe schöner Elfenbeinschnitzereien und Emaillen
und sehr viele Uhren
[* 36] enthält. Einen wichtigen Zuwachs erhielt kürzlich diese Sammlung in dem emaillierten Gefäß,
[* 37] das der
Herzog von Berry 1391 Karl VI. von Frankreich gab, und das später in den Besitz der engl. Könige von Heinrich VI. bis Jakob I.
Gelangte. Diese Abteilung enthält auch die Sammlung von Glasgegenständen aller Perioden und Länder, wozu
die Sladesche Sammlung 1868 den Grund legte. Die Sammlung ital. Majolika zeichnet sich durch die große Anzahl gezeichneter
Stücke aus und ist in dieser Beziehung wahrscheinlich die bedeutendste, welche existiert. Auch ist eine Galerie orient. religiöser
Objekte und eine reichhaltige Sammlung von Waffen
[* 38] und Rüstungen und von Porzellan und Töpferarbeiten
vorhanden.
3) Die ethnogr. Galerie, 92 m lang, enthält eine reichhaltige Sammlung der Geräte autochthoner und uncivilisierter Völkerschaften,
geographisch geordnet; die amerik. Sektion ist in einem Nebensaale untergebracht. Der wichtigste Teil dieser Sammlung wurde
von Henry Christy zusammengebracht und dem Museum geschenkt.
Die Sammlung von Münzen und Medaillen, deren Zahl auf 200000 Stück geschätzt wird, ist ebenfalls eine der schönsten Europas.
DerenStamm bildete ebenfalls die Sammlung Sloanes, die 1810 und 1814 der Ankauf der Kabinette von Roberts und Townley beträchtlich
vergrößerte. Hierzu kamen die reichen Vermächtnisse von Payne Knight (1824) und Marsden (1831) sowie
die Schenkungen des Grafen von Salis u. a. Für griech. und röm.
Münzen gehört das Kabinett des Britisches Museum zu den vollständigsten, für Münzen Englands steht es unerreicht da.
Die Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen ist von sehr hohem Werte und in betreff der Nielli
und der Schwefelabgüsse wohl die vollständigste in Europa, steht aber an Zahl der Blätter hinter andern großen Sammlungen
zurück. Begründet wurde sie durch das Vermächtnis Cracherodes und 1836 durch die Erwerbung von Sheepshanks Sammlung geätzter
Blätter niederländ. Meister (8450 Nummern), wozu 1845 zwei umfangreiche Sammlungen von ältern deutschen
und ital. Stichen kamen. Neuerdings ward sie namentlich in Bezug auf die Stiche engl. Künstler ungemein vervollständigt; 1880 erhielt
sie einen Zuwachs von nicht weniger als 11 134, 1891 von 16 687 Nummern.
Die naturgeschichtlichen und besonders die zoologischen Sammlungen waren in einer Weise angewachsen, daß es notwendig wurde,
sie räumlich von der Bibliothek und den Antiquitäten zu trennen. Zu Anfang des letzten Jahrzehnts wurden
sie in ein neues Gebäude in South-Kensington gebracht, das an Umfang dem ältern Museum nicht
¶
Museum *. 1894 wurden vom Parlament zur Vergrößerung des Museums 200000 Pfd.
St. bewilligt und dafür die angrenzenden 69 Häuser mit 5 ½ Acres Bodenfläche angekauft. Die Bibliothek gedruckter Werke
wird gegenwärtig auf 1850000 Bände geschätzt. Der Zuwachs an Büchern und Broschüren betrug 1894: 38378,
an Fortsetzungen 61917, an Karten 981 und an Musikstücken 5316. Die Lesehalle enthält 80000 Bände und für 458 Leser bequemen
Raum. Von dem alphabetischen Hauptkatalog, der etwa 3000 Bände im Manuskript umfaßt, waren 1895: 356 Teile gedruckt (mit
einigen LückenA-S und St-Z). Zu der 36000 Nummern umfassenden Sammlung von Urkunden und Dokumenten kamen
1894: 185 Manuskripte, 1894 Erlasse und Urkunden und 24 Papyri hinzu. Im Grenvillesaal befindet sich eine Ausstellung besonders
wertvoller Manuskripte.
Die Sammlung von Münzen und Medaillen wird auf über 220000 Stück geschätzt. 1894 betrug der Zuwachs 5783 Stück. An Kupferstichen
und Handzeichnungen kamen 1894 4886 Nummern hinzu, darunter die berübmte Malcom Collection of drawings by celebrated masters.
Die Gesamtzahl der Beamten und Arbeiter des Britisches Museum betrug 1895: 552. Das jährliche Gesamtbudget ist auf 145000 Pfd.
St. gestiegen. Das Britisches Museum wurde 1894 ohne die Leser von 578977, die Lesehalle von 202973 Personen besucht.